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Thrombose: Vorbeugung rettet Leben

Thrombose-Vorbeugung:
Sport ist gut, reicht
aber nicht immer

Die medikamentöse Beeinflussung der Blutgerinnung ist eine komplexe Angelegenheit.

Bei undisziplinierter Einnahme oder falscher Dosierung kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen.

Merke: Zu niedrig dosiert steigt das Thrombose- und Embolie-Risiko, zu hoch dosiert kann es zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen. Nur eine exakt eingestellte Gerinnungshemmung schützt vor solchen Gefahren.

Bei der vorbeugenden  Behandlung mit Gerinnungshemmern sind deshalb einige wichtige Regeln zu beachten. Nicht immer ist eine Thrombose zu verhindern. Es gibt aber einige wichtige und hilfreiche Massnahmen, die helfen, der Bildung von Blutgerinnseln vorzubeugen.

Und: Jeder sollte sein eigenes individuelles Thromboserisiko kennen (Siehe Rubrik Risiko). Mit einigen, relativ einfach umzusetzenden Massnahmen kann dieses persönliche Risiko zusätzlich gesenkt werden.

Im Folgenden finden Sie Tipps zu:

Wichtige Regeln bei der Behandlung mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen

  • Den Gerinnungshemmer nur nach ärztlicher Vorschrift einnehmen - keine Experimente!
  • Den  Behandlungsausweis mit den aktuellen Gerinnungswerten sowie der verordneten Dosis, beziehungsweise die Notfallkarte, stets bei sich tragen.
  • Kontroll-Termine beim behandelnden Arzt regelmässig wahrnehmen.
  • Manche Medikamente beeinflussen die Wirksamkeit von Gerinnungshemmern. Daher zusätzliche Medikamente (auch rezeptfreie, auf pflanzlicher oder homöopathischer Basis) nur nach Absprache des behandelnden Arztes einnehmen. Insbesondere dürfen keine weiteren blutgerinnungshemmenden Medikamente (Blutplättchenhemmer wie z.B. Acetylsalicylsäure oder auch Rheumamittel eingenommen werden - ausser sie wurden vom Arzt zusätzlich verordnet.
  • Bei Blutungen oder Anzeichen von Blutungen möglichst bald den Arzt aufsuchen. Anzeichen dafür sind: Spontanes Nasenbluten oder Zahnfleischbluten, Blut im Urin, blutiger oder schwarzer Stuhl, plötzlich auftretende blaue Flecken ohne erklärbarer Ursache.
  • Obwohl kleinere Schnittwunden meist etwas länger und stärker bluten, ist das oft nicht weiter tragisch. Bei grösseren Verletzungen muss jedoch sofort ein Arzt aufgesucht und über die Behandlung mit dem Gerinnungshemmer informiert werden. Dann kann  er entsprechende Massnahmen einleiten.
  • Vor ärztlichen Eingriffen (Zahnarzt, Operation oder Untersuchungen, bei denen es zu Blutungen kommen könnte) den Arzt  - auch jeden neu behandelnden Arzt (zum Beispiel bei einem Notfall) über die Blutgerinnungshemmung informieren.
  • Ernährung: Bestimmte Gerinnungshemmer (Vitamin-K-Antagonisten) vertragen sich nicht so gut mit Lebensmitteln mit einem hohen Vitamin-K-Gehalt, in grossen Portionen. Das sind vor allem Kohl-Gemüse (Blumenkohl, Broccoli, Spinat Grünkohl), Innereinen, Weizenkeime. Normale Portionen dürfen jedoch gegessen werden. Ansonsten wird weiterhin eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung empfohlen.
  • Übermässiger Alkoholkonsum sowie Nikotinkonsum vermeiden, den Kaffeekonsum moderat halten.
  • Vor längeren Reisen muss unbedingt der Arzt informiert werden und rechtzeitig einen Vorrat an Tabletten /Spritzen angelegt werden.
  • Manche hormonelle Verhütungsmittel erhöhen insbesondere im Zusammenhang mit Rauchen das Thromboserisiko.
  • Unter bestimmten Gerinnungshemmern muss eine Schwangerschaft vermieden werden. Die Medikamente könnten dem Baby schaden. Sollte dennoch eine Schwangerschaft eintreten, soll umgehend der behandelnde Arzt informiert werden. Er wird dann entscheiden, welche Form von Gerinnungshemmer nun eingesetzt wird. Aber: Die Langzeitbehandlung bedeutet nicht per se, dass eine Frau keine Kinder kriegen darf. Allerdings sollte sie den Zeitpunkt der Schwangerschaft mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Vorbeugende, nicht-medikamentöse Massnahmen zur Thrombose-Prophylaxe

Mit Hilfe folgender Massnahmen können sie einer Beinvenen-Thrombose und ihrer lebensgefährlichen Folgen aktiv entgegenwirken:

  • Frühe Mobilisation nach Operationen: aktive oder passive Bewegung
  • Beine Hochlagern mittels Schaumstoffkissen, Fussteil des Bettes erhöhen.
  • Kein Abknicken des Kniegelenkes
  • Beine nicht über eine längere Zeit übereinander schlagen
  • Tragen von Stützstrümpfen (Venenkompression): Damit wird die Muskelpumpe unterstützt und die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den Bein- und Beckenvenen gesteigert. Obwohl das Tragen von Stützstrümpfen (z.B. auch auf Flugreisen) häufig auch von Ärzten empfohlen wird, mangelt es laut Experten an fehlenden wissenschaftlichen Daten um deren Nutzen: Zur Thromboseprophylaxe sehen internationale medizinische Leitlinien keine klare und zwingende Indikation, welche die Anwendung von Stützstrümpfen unter zusätzlicher medikamentösen Blutgerinnung, fordere. Ausnahmen seien Patienten mit einem mittleren bis hohen Venenthromboserisiko, bei denen keine medikamentöse Thrombose-Prophylaxe gemacht werden dürfe: hier werden Stützstrümpfe klar empfohlen. In anderen Situationen (z.B. auch nach Hüftoperation oder nach einem Schlaganfall) zeigten Studien aus dem Jahr 2010, keinen zusätzlichen Nutzen durch das Tragen von Stützstrümpfen unter medikamentöser Thromboseprophylaxe.
  • Bein- respektive Venengymnastik zur Aktivierung der Blutzirkulation
  • Genügende Flüssigkeitszufuhr - insbsondere auch zu beachten auf langen Flug- oder Busreisen.

Weitere Massnahmen und Empfehlungen, die das Thromboserisiko generell senken und speziell auch Risikopersonen empfohlen werden:

  • Wärme über 28 Grad meiden -  gilt für Sonne, Sauna, Wärmeflaschen, Vollbäder
  • Langes Stehen oder Sitzen meiden: Mindestens alle ein bis zwei Stunden Position verändern und ein paar Schritte gehen.
  • Wenn immer möglich Beine Hochlagern; dies ist  insbesondere bei geschwollenen Beinen.
  • Tägliche Wechselduschen der Beine; - vor allem Füsse und Unterschenkel. Achtung: bei Herzkrankheit sowie bei Fussarthrose erst den Arzt fragen.
  • Tragen und Heben schwerer Lasten vermeiden.
  • Pressen vermeiden: Auf einen regelmässigen, weichen Stuhlgang achten.
  • Laufen, Schwimmen, Radfahren sind Sportarten, die ihren Beinen  und ihrer gesamten Gesundheit gut tun. Achtung: Auf Sportarten mit grossem Verletzungsrisiko (Fussball) oder Sportarten mit Betätigen der Bauchpresse (z.B. Gewichtheben) verzichten. Wegen den häufigen Stoppern sind Squash, Tennis ebenfalls nicht günstig.
  • Täglich Umfang der Wade sowie der Knöchel messen. Notizen zur Wetterlage, vorausgegangen Tätigkeiten oder anderen Besonderheiten beim Auftreten von  Schwellungen,  geben dem Arzt wichtige Hinweise und er kann entsprechende Gegenmassnahmen empfehlen.
  • Bei neu auftretenden Beschwerden wie plötzlichen Beinschmerzen, muskelkater-artigen Schmerzen, die länger anhalten, Husten, Atemnot, Schwindel bald möglichst den Arzt aufsuchen.
  • Genügend Flüssigkeitszufuhr  - vor allem in der warmen Jahreszeit und bei längerem Sitzen (Flug- und Busreisen).
  • Geeignetes Schuhwerk tragen, flache Absätze bevorzugen und so oft wie möglich ohne Schuhe - also barfuss - laufen.
  • Krampfadern, Pille und Rauchen = Risikofaktor
  • Auf das Körpergewicht achten: Übergewicht belastet die Venen und das Herz

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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