Der Umgang mit der Diagnose Prostatakrebs: Zwei Beispiele aus der Sicht des Hausarztes
Hausarzt Markus Battaglia in Bern zeigt anhand zweier Männer, wie unterschiedlich Patienten selbst mit dem Wissen Krebs umgehen. Ausserdem diskutierten Experten anlässlich der Krebstagung im Oktober in Bern darüber, inwiefern sich ein Früherkennungs-Programm für Prostatakrebs für den Mann lohnt.
Ein Mann kam trotz hohen PSA-Werten und eines relativ aggressiven Krebses gut damit zu recht und lebt seit 6 Jahren völlig beschwerdefrei.
Fallbeispiel zwei
Ein anderer Mann in einer ähnlichen Situation entschied sich für die Behandlung – Radikaloperation, das heisst, Entfernung der ganzen Prostata (Vorsteherdrüse). Er nahm damit Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz in Kauf, obwohl auch bei ihm die Möglichkeit des „Abwartens und Beobachtens“ (active surveillance) bestanden hätte.
Ein wichtiger Punkt in der Früherkennung ist im folgenden Satz von Battaglia enthalten: „Wir möchten wissen, welches die aggressiven Tumore sind und welches die langsamer fortschreitenden, mit denen man viele Jahre gut leben kann.“ Zurzeit ist es nicht möglich, den aggressiven Tumor, welcher operiert werden muss, vom weniger aggressiven zu unterscheiden. Das stellt dann sowohl Patient wie auch Arzt vor die Frage: Wann muss bei erhöhten PSA-Werten (wo liegt der Schwellenwert?) operiert werden und wann reicht die Beobachtung? Denn heute sterben 4 von 5 Männern mit Prostatakrebs nicht an diesem Krebs, sondern an einer anderen Erkrankung.
Schreitet die Krankheit fort, muss operiert werden. Dies kann der Fall sein, wenn der PSA-Wert innerhalb von 3 Jahren sich verdoppelt, beim Tastbefund eine Zunahme festgestellt wird oder weil der Patient es wünscht.
Fazit der Experten: Ein generelles Früherkennungs-Programm für alle Männer ab 50 ist zum heutigen Zeitpunkt weder ethisch noch ökonomisch vertretbar. Wünschenswert sind genauere Tests, standardisierte Informationsmöglichkeiten und viel Zeit für den Mann, um die vielen Fragen zu klären.
Die Männer müssten so gut über die Konsequenzen eines PSA-Tests informiert werden, damit sie im Stande sind, selber zu entscheiden. Denn: Nicht jeder früh erkannte Tumor muss auch behandelt werden. Es muss aber die Möglichkeit geben, den aggressiven Krebs, welcher dringend behandelt werden muss, frühzeitig zu entdecken.
Zum Früherkennungs-Programm für Prostatakrebs gehören der PSA-Test, Enddarm-Fingeruntersuchungen sowie Gewebeproben.
13.12.2010