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Adipositas: Body-Mass-Index (BMI) als Messinstrument
Adipositas: Body-Mass-Index (BMI) als Messinstrument

Bedingt durch unseren Lebensstil mit wenig Bewegung und hoher Kalorienzufuhr trotz geringerem Energieverbrauch erkranken immer mehr Menschen an den Folgen von Übergewicht oder Adipositas. Eine übermässige Ansammlung von Fettgewebe im Körper wird als Fettsucht oder Fettleibigkeit bezeichnet.

Übergewicht entsteht hauptsächlich, wenn die Balance zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch nicht ausgewogen ist, das heisst, wenn die Energiezufuhr, vor allem durch fettreiche Ernährung, den Energieverbrauch übersteigt.

Als Norm zur Beurteilung des Körpergewichtes gilt der Body Mass Index. 
Der BMI berechnet sich aus der Körpergrösse und dem Gewicht. Die errechnete Formel (Body Mass Index) gilt heute als Standard zur Anzeige, ob man von Übergewicht sprechen muss oder nicht.

Gewichtsnormen

  • Der BMI gilt für Erwachsene etwa ab dem 18. Lebensjahr.
  • Normalgewicht: BMI zwischen 19 und 25 kg/m² für Frauen bzw. 20 und 25 kg/m² für Männer 
  • Übergewicht: BMI zwischen 25 und 30 kg/m²
  • Fettleibigkeit (Adipositas): BMI von mehr als 30 kg/m²

Die Erkrankung Adipositas ist also definiert durch einen BMI über 30. Übergewicht und vor allem Adipositas erhöhen das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arthrose und Schlafapnoe-Syndrom.


Man schätzt, dass in der Schweiz ca.30% der Bevölkerung übergewichtig ist und etwa 10% von einer Adipositas (Fettsucht) betroffen sind. In seltenen Fällen sind metabolische Störungen oder Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) oder eine Kortison-Überproduktion (Cushing-Syndrom) verantwortlich für die Entwicklung einer Adipositas. Bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen ist aber der heutige Lebensstil mit zu energiereicher Ernährung gekoppelt mit Bewegungsmangel ausschlaggebend für die Entstehung des Übergewichtes. Stress oder psychische Faktoren wie Einsamkeit oder Frustration wirken dabei oft begünstigend, indem das Essen, vor allem Süssspeisen, als Kompensation und Belohnung eingesetzt wird. Es wird vermutet, dass zudem auch genetische Faktoren zur Entstehung der Adipositas beitragen.

Adipositas: Gefährliches Bauchfett
Adipositas: Gefährliches Bauchfett

Übergewicht und Adipositas führen zu verschiedenen Beschwerden und Folgeerkrankungen. Häufige Beschwerden sind:

  • Kurzatmigkeit (Atemnot), Schnarchen mit nächtlichen Atempausen (Schlafapnoe-Syndrom)
  • Starkes Schwitzen
  • Belastung der Gelenke führen zu Kreuzschmerzen, Knieschmerzen etc.
  • Depressionen aus mangelndem Selbstwertgefühl

Die Folgeerkrankungen werden im Kapitel Komplikationen beschrieben.

Die Krankengeschichte mit Einbezug der Symptome und der BMI sind ausschlaggebend für die Beurteilung des Aussmasses der Fettleibigkeit.

Durch massives Übergewicht werden die Körperproportionen verändert. Dadurch ergeben sich zwei benannte Typen: der Apfel-Typ oder der Birnen-Typ.

Der Apfeltyp, der typisch männliche Verteilungstyp, setzt eher am Bauch Fett an. Das Bauchfett erhöht das Risiko, an körperlichen Leiden zu erkranken.  Der eher weibliche Verteilungstyp der Birnentyp manifestiert sich eher an den Oberschenkeln und am Po.

Besonders die Fettansammlung (Bauchfettsucht) gilt als Risikofaktor für Diabetes und Herzerkrankungen. Zur Schätzung des Bauchfettes kann man den Taillenumfang messen. Ab einem Taillenumfang über 80 cm bei Frauen und über 94 cm bei Männer steigt das Risiko für Folgeerkrankungen. Eine Bauchfettsucht liegt vor bei einem Umfang von über 88 cm bei Frauen und über 102 cm bei Männern.

Nachdem eine krankhafte Ursache ausgeschlossen wurde, erfolgt eine genaue Evaluation der Lebenssituation. Die Behandlung erfolgt in drei Säulen:

  • Diätberatung und Kalorienreduktion
  • Verhaltenstherapien (Ernährungsumstellung usw.)
  • Steigerung der körperlichen Aktivität

Bei einem Body-Mass-Index (BMI) ab 25 sollte man unbedingt seinen Lebensstil ändern und abnehmen, vor allem wenn man Bauchfett (Apfelform) hat. Wenn der Body-Mass-Index (BMI) bei 30 oder darüber liegt, ist es unter allen Umständen notwendig, abzunehmen.

Das einmal erreichte Gewicht zu halten, ist das wirkliche Problem. Nur langfristige Behandlungskonzepte sind erfolgreich. Oft folgt einer gelungenen Blitzdiät eine noch stärkere Gewichtszunahme (Jo-Jo-Effekt).

Nur wer bereit ist, seine Ernährung und seine Lebensweise langfristig zu verändern, hat Aussicht auf Erfolg! Nach erfolgter Gewichtsreduktion ist eine lebenslange, ausgewogene Ernährung und Umstellung der Lebensgewohnheiten notwendig. Ungefähr ein Drittel der einst stark übergewichtigen Menschen schafft mit Motivation und konsequenter Behandlung eine langfristige Gewichtsverminderung.

Das Abnehmen hat direkte positive Konsequenzen auf die Gesundheit und Folgekrankheiten können teilweise oder ganz verhindert werden.

Medikamente

Bei stark übergewichtigen Menschen, die trotz Diät und ausreichender körperlicher Aktivität nicht genügend abnehmen, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig werden. Hierzu zählen:

  • Appetitzügler (Hungerblocker)
  • Fettblocker (verhindern die Aufnahme von Fett)
  • Quellmittel (fördern das Sättigungsgefühl im Magen)

Wichtig: Die Medikamente können Nebenwirkungen haben (Kreislauf) und sollten in keinem Fall ohne ärztliches Wissen genommen werden.

Achtung vor Wundermitteln: Die Traumfigur gibts nicht innert Wochenfrist. Bis sich der Körper an neue Ess- und Lebensgewohnheiten gewöhnt hat, braucht es viel Zeit und Geduld.

Chirurgische Massnahmen

Bei sehr starkem Übergewicht (ca. ab einem BMI > 40) oder ab BMI 35 wenn bereits Folgeerkrankungen bestehen, kann unter bestimmten Umständen eine Operation zum Erreichen eines Gewichtsverlusts durchgeführt werden. Grundsätzlich bestehen 3 verschiedene Möglichkeiten:

  • Der Magenbypass
    Der Magen-Bypass ist heuzutage der Eingriff, der am häufigsten empfohlen und durchgeführt wird. Dabei werden rund 2/3 des Magens mit einer Naht verschlossen. Die verbliebene Magentasche, auch Pouch genannt, kann nur noch wenig Nahrung aufnehmen, wodurch schneller ein Sättigungsgefühl eintritt. Über eine Umleitung des Dünndarms vermengen sich die Verdauungssäfte aus Galle und Bauchspeicheldrüse erst im mittleren Dünndarm mit der Nahrung, was zu einer verminderten Nahrungsaufnahme führt und den Gewichtsverlust weiter begünstigt.
  • Die Magenverkleinerung, Schlauchmagen
    Die Magenverkleinerung, auch Schlauchmagen oder Sleeve-Gastrektomie genannt, ist der zweithäufigste Eingriff und wird Patienten empfohlen, die an einem sehr hohen Übergewicht oder schweren Folgeerkrankungen leiden. Dabei wird ein Teil des Magens entfernt. Der verbleibende Teil wandelt sich dadurch in einen länglichen Schlauch. Durch die Verkleinerung des Magenvolumens kann danach nicht mehr so viel Nahrung aufgenommen werden, was zu einem früheren Sättigungsgefühl führt. Der Schlauchmagen hat zudem den Vorteil, dass das in der Magenschleimhaut produzierte ?Hungerhormon? Ghrelin markant reduziert wird und sich entsprechend ein vermindertes Hungergefühl entwickelt. Falls durch die Magenverkleinerung nicht genügend Gewichtsverlust erzielt wird, kann diese später noch in einen Magenbypass umgewandelt werden.
  • Das Magenband
    Früher wurde das Magenband oft verwendet. Heutzutage wird es nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt, da es häufig zu einer erneuten Gewichtszunahme kommt und andere Eingriffe wie Magen-Bypass trotzdem notwendig werden. Unter Narkose wird im laparoskopischen Verfahren ein Silikonband im oberen Teil des Magens um den Magen angebracht. Der Innendurchmesser dieses Bandes kann enger oder weiter gestellt werden, was vom Chirurgen ein hohes Mass an Erfahrung verlangt. Durch das Anlegen des Magenbandes entsteht ein kleiner Vormagen, der für die Nahrungsaufnahme zuständig ist. Der Vormagen ist wesentlich kleiner als der Magen selbst, was ebenfalls zu einer wesentlich kleineren Nahrungsaufnahme führt.

Enorm wichtig ist bei allen Operationen, dass eine regelmässige und aufmerksame Nachbehandlung erfolgt, um mögliche Komplikationen oder Folgen der Operation früh zu bemerken und den Behandlungserfolg nicht zu gefährden.

Adipositas hat viele Konsequenzen.
Adipositas hat viele Konsequenzen.

Abnehmen hat bei fettleibigen Patienten eine gesundheitlich positive Wirkung, unter anderem wird auch das Cholesterin gesenkt. Dadurch können Folgeekrankungen vermieden oder eingeschränkt werden.

Folgende Krankheiten entstehen bei Fettleibigkeit häufiger als bei Normalgewicht:

Adipositas: Gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung
Adipositas: Gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung

Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und ausgewogener, dem Energieverbrauch angepasster Ernährung ist der wichtigste Pfeiler zur Vorbeugung vor Übergewicht. Die Kalorienzufuhr sollte dem Energieverbrauch angepasst werden. Wer vorwiegend körperlich arbeitet darf und soll mehr essen, als wer eine sitzende oder körperlich wenig belastende Tätigkeit ausübt. Entspannungsüben helfen Stress abzubauen und regelmässige Bewegung (Joggen, Radfahren, Wandern, etc.) begünstigt einen gesunden Stoffwechsel.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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