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Chronisches Erschöpfungssyndrom: wenn nichts mehr geht
Chronisches Erschöpfungssyndrom: wenn nichts mehr geht

Chronic Fatigue Syndrome (CFS), Myalgic Encephalomyelitis (ME), chronisches Erschöpfungssyndrom, chronisches Müdigkeitssyndrom - es gibt viele Bezeichnungen für ein und dasselbe Krankheitsbild.

Das Chronic Fatigue Syndrom, welches häufig auch bei Multipler Sklerose und bei Krebs auftritt, ist eine anhaltende, ungewöhnlich starke Erschöpfung, die sich als körperliche, emotionale und geistige Müdigkeit äussert und von den Betroffenen als ausgesprochen belastend und lebenseinschränkend empfunden wird. Damit ist allerdings nicht die allgemeine Müdigkeit gemeint, sondern ein chronischer Erschöpfungszustand, der unabhängig von jeglicher Anstrengung auch in Ruhe auftritt.

Zu unterscheiden ist das CFS von anderen Krankheiten, die ebenfalls Erschöpfung verursachen wie Depression, Burnout-Syndrom oder psychosomatische Erkrankungen. Da die Beschwerdebilder sehr ähnlich sein können, ist oft eine eingehende ärztliche Abklärung notwendig um diese zu unterscheiden, respektive um die Diagnose CFS zu stellen.

Definition des CFS (nach Center for Disease Control and Prevention 1994)

  • Schwere Müdigkeit, die seit mindestens 6 Monaten besteht.
  • Der Zustand ist neu oder der Beginn ist zeitlich bestimmbar.
  • Die Müdigkeit ist keine Folge von einer vorausgegangenen organischen Erkrankung oder einer anhaltenden Dauerüberlastung.
  • Ruhe und Erholungszeiten bringen keine spürbare Besserung.
  • Die Lebensqualität ist durch die Erschöpfungszustände stark beeinträchtigt (Schule, Beruf, Sozialleben, Freizeit etc.)

Beim Chronic Fatigue Syndrom (CFS) kommt es aus bis heute nicht klaren Ursachen zu schweren, anhaltenden  Erschöpfungszuständen. Im Gegensatz zum Bournout-Syndrom, das in der Regel gut auf eine Behandlung anspricht, ist das CFS viel schwieriger zu behandeln.
 
Frauen sind etwa viermal häufiger betroffen als Männer. Das Durchschnittsalter zu Beginn der Erkrankung liegt zwischen 29 und 45 Jahren.

Eine ursächliche Behandlung der CFS-Erkrankung gibt es bis heute nicht. Wichtig bei der Behandlung ist jedoch, dass sie symptombezogen und individuell erfolgt. Und: Zunächst sollten wichtige Grunderkrankungen ausgeschlossen, respektive bei Vorliegen einer solchen, richtig therapiert werden.

Nach wie vor sind die genauen Ursachen der CFS-Erkrankung nicht geklärt.
Von Beginn an wurden virale Infektionen verdächtigt, konnten jedoch nicht überzeugend nachgewiesen werden. Bis heute steht allerdings das Epstein-Bar-Virus (EBV) im Verdacht.

Auch das erst seit wenigen Jahren bekannte Retrovirus mit der Bezeichnung XMRV wird mit CFS in Verbindung gebracht.

Andere Erklärungsmodelle gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren im Zusammenspiel stehen:

  • Persönlichkeit oder Lebensstil (= Veranlagung für ein CFS)
  • Vermutet werden auch Krankheiten im Zentral-Nerven-System (ZNS), Immun- und Hormon-Regulationssystem.
  • Mehr als die Hälfte der CFS-Patienten erzählen, dass der schweren Erschöpfung eine akute Infektion vorausgegangen sei (z.B. eine Grippe. Pilzerkrankungen, bakterielle Infektionen etc).
  • Akute seelische und/oder körperliche oder chronische seelische Belastungen können ein CFS auslösen.

Viele körperliche Krankheiten oder Belastungen können bei CFS als Auslöser gelten oder die CFS entsteht als Folge oder als Begleitsymptom – Siehe auch Ausschlussdiagnosen.

Folgende körperliche Krankheiten oder Belastungen wurden bei CFS-Patienten schon häufig als Auslöser oder am Krankheitsverlauf beteiligt festgestellt:

  • Hämatologische Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen wie z.B. Zölliakie (Glutenunverträglichkeit)
  • Umweltgifte: Holzschutzmittel, Pestizide, Zahnsanierungen mit Amalgam, etc.
  • Verstrahlungen, Radioaktivität
  • Impfungen
  • Medikamente, Chemotherapie
  • Schwere Esssstörungen wie Adipositas, Anorexie (Magersucht)
  • Krebs/Malingnome und/oder deren Therapien
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Zusätzlich zu den bekannten Merkmalen der CFS nach Center for Disease Control and Prevention 1994 können folgende Beschwerden hinzukommen:

Folgende Beschwerden treten bei CFS ebenfalls häufig auf:

  • Halsschmerzen
  • Druckschmerzen am Hals- und/oder an den Achsellymphknoten
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen – schwere Tagesmüdigkeit trotz genügend Schlaf
  • Verschlechterung des Zustandes nach Belastung
Die Diagnose eines CFS ist nur durch eine eingehende körperliche und seelische Untersuchung möglich. Wichtig ist es, nach Grunderkrankungen (siehe auch Ursachen) oder andere Störungen (z.B. Vitamin D-Mangel), die mit CFS in Verbindung stehen könnten, zu suchen. Dabei müssen auch andere Kranheiten, die ebenfalls Erschöpfung verursachen - wie Depressionen, Burnout-Syndrom oder psychosomatische Erkrankungen - ausgeschlossen werden.
Chronisches Erschöpfungssyndrom: Darüber reden kann helfen
Chronisches Erschöpfungssyndrom: Darüber reden kann helfen

Bis  heute gibt es nicht das Eine richtige Medikament oder die Eine richtige  Therapie bei CFS. Meistens braucht es  verschiedene Behandlungsansätze, welche alle eines Gemein haben: Es braucht viel Geduld, Motivation und die Bereitschaft auch Neues auszuprobieren.

Wichtig ist zunächst die Behandlung von Grunderkrankungen, die mit CFS im Zusammenhang stehen könnten. Auch dies braucht viel Geduld und Zeit, da es häufig nicht klar ist, was genau der Auslöser war. Deshalb ist für die Therapiewahl zunächst auch die Ausschlussdiagnose so wichtig (siehe Diagnose).

Wichtig: Die Therapie soll symptombezogen und auf den Patienten abgestimmt sein.

Welche medikamentöse Substanzen, Lebensmittel, alternative Heilverfahren und Alltagsbewältigungsstrategien helfen, wird der Patient im Laufe selber herausfinden müssen; denn wie gesagt: Die Eine CFS-Therapie gibt es nicht. Und: Heilversprechungen sollten nie ernst genommen werden – denn leider gibt es gerade auch im Internet zu viele unseriöse CFS-Therapie-Angebote.

Der richtige Ansprechspartner ist immer noch der Arzt Ihres Vertrauens.

Folgende Behandlungen kommen bei CFS häufig zum Zug:

  • Spezifische Spurenelemente
  • Immunsystem-Regulierende Medikamente
  • Enzymtherapien
  • Ernährungsberatung und ev. Gaben von zusätzlichen Nährstoffen und Vitaminen
  • Komplementärmedizinische Therapien wie Akupunktur, Homöopathie, Bachblüten etc.
  • Entspannungstherapien bei Stress

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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