Colitis ulcerosa (Chronisch entzündliche Darmerkrankung, Dickdarmerkrankung entzündliche)
Die Colitis ulcerosa (geschwürige Dickdarmentzündung ) ist eine chronisch entzündliche, meist in Schüben verlaufende Dickdarmerkrankung, die häufig vom Enddarm (Mastdarm) ausgeht und sich auf den gesamten Dickdarm ausbreiten kann. In der oberflächlichen Schleimhautschicht des Dickdarms können entzündliche Geschwüre gefunden werden, die leicht bluten.
Charakteristisch ist das schubartige Auftreten der Symptome. Solche Schübe können über Wochen hinweg dauern, mehrmals im Jahr. Dazwischen gibt es immer wieder beschwerdefreie Phasen. Oft ist eine Colitis ulcerosa nicht vom Morbus Crohn (chronische Darmentzündung) zu unterscheiden. Der Morbus Crohn kann allerdings im gesamten Verdauungstrakt aktiv sein, die Colitis ulcerosa ist auf den Dickdarm beschränkt.
Betroffen sind meist junge Erwachsene zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr. Die chronische Darmentzündung ist eine schwere Erkrankung, auch wenn es zwischen den Schüben lange, beschwerdefreie Phasen geben kann.
Die Ursachen sind nach wie vor nicht genau geklärt. Vermutet werden erbliche, infektiöse und psychische Faktoren. Meist ist es ein Zusammentreffen von verschiedenen Ursachen. Mit verantwortlich sollen auch Umweltfaktoren und eine Fehlfunktion des Immunsystems sein.
Unklare Darmbeschwerden, die über längere Zeit anhalten, gehören auf jeden Fall in ärztliche Abklärung.
- Der Krankheitsbeginn verläuft oft ohne wesentliche Symptome
- Unklare Bauchschmerzen
- Charakteristisch ist das schubartige Auftreten der Symptome: Häufige Durchfälle (bis zu 20x/pro Tag), frisches Blut im Stuhl deuten auf einen akuten Schub hin
- Ev. Fieber und Verschlechterung des Allgemeinzustandes: Blässe, Müdigkeit
- Oft kommt es auch zu Gelenkentzündungen (Arthritis), Hautentzündungen oder Augenentzündungen
Zur Diagnose einer Colitis ulcerosa werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome
- Bakterien- oder Parasitennachweis im Stuhl (Ausschluss von akuten Infektionen)
- Darmspiegelung (Koloskopie) mit Gewebsentnahme (Biopsie)
- Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel
- Entzündungsnachweis im Blut
Die Intensität der Behandlung richtet sich nach der Schwere der Schübe (blutige Durchfälle, Fieber, massives Krankheitsgefühl). Meist muss eine Dauermedikation eingeführt werden, damit die Schubintervalle sich in Grenzen halten.
Allgemeine Massnahmen
- Wie bei allen starken Durchfällen, besteht ein grosser Flüssigkeitsverlust, der durch Trinken ausgeglichen werden muss.
- Im Akutstadium: Bettruhe mit Bettflasche, ballaststoff- und zuckerarme Ernährung.
- Ernährungsumstellung mittels Ernährungsberatung. Häufiger Blutverlust kann zu Eisenmangel führen.
- Rauchstopp
Die meisten akuten Schübe können ambulant behandelt werden. Bei extrem starkem Flüssigkeitsverlust und bei blutigen Durchfällen muss der Patient in Spitalbehandlung. Es müssen Medikamente und Nährlösungen mittels Infusion gegeben werden.
Medikamente
- Entzündungshemmende Medikamente (z.B. Aminosalzylate, Kapseln oder Einläufe, die den Wirkstoff erst im Darm freigeben). Diese Medikamente können die Intervalle zwischen den Schüben verlängern.
- Bei schweren Schüben Kortison intravenös, als Tabletten, Zäpfchen oder Einlauf.
- Bei schwerem Verlauf evtl. Immunsuppressiva (Blutbildkontrollen notwendig) oder Immunmodulatoren.
- Probiotika: die zusätzliche Einnahme von nicht-krankmachenden Bakterien scheinen die Darmflora zu beruhigen und zu verbessern.
- Eisenpräparate, Kalzium, Vitamin D (zur Verminderung der Knochenschäden durch kortisonhaltige Medikamente).
Operation
Im Gegensatz zur anderen typischen chronisch entzündlichen Darmerkrankung, dem Morbus Crohn, kann die Colitis Ulcerosa durch die Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) geheilt werden (Vor- und Nachteile dieses grösseren Eingriffs müssen aber sorgfältig gegeneinander abgewogen werden). Mit neueren Techniken ist es möglich, die Verbindung zum Schliessmuskel aufrecht zu erhalten, somit kann ein künstlicher Darmausgang vermieden werden.
Psychologische Betreuung
Der Alltag der Betroffenen ist meist stark geprägt durch die Krankheit, deshalb kann eine Psychotherapie helfen, besser mit der Krankheit umzugehen. In der Schweiz gibt es Patientengruppen, die sich zu Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen haben.
Mögliche leichtere Komplikationen
Solange sich die Krankheit auf den unteren Teil des Darmes beschränkt ist der Verlauf gut und die Betroffenen haben eine normale Lebenserwartung. Eine adäquate, dauernde Behandlung verhilft den meisten Patienten zu einem fast normalen Leben.
Im chronisch entzündeten Darm können sich Fisteln und Abszesse bilden, die einen operativen Eingriff verlangen.
Schwere Komplikationen (Notfälle) können sein:
- Darmdurchbruch (Perforation) durch Überdehnung des Darmes infolge einer Wandschwäche sowie Gasansammlungen; führt zur Bauchfellentzündung
- Darmblutungen
- Aus Chronischen Darmentzündungen kann sich nach Jahren ein Darmkrebs entwickeln, deshalb sind regelmässige Kontrollen mit Darmspiegelungen und Gewebsentnahmen wichtig