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Depression ist nicht blosse Traurigkeit
Depression ist nicht blosse Traurigkeit

Depressionen sind Gemütskrankheiten, die mit Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, bedrückter Stimmung, Schuldgefühlen und Angst einhergehen. Unbehandelt kann dies über Monate oder sogar Jahre anhalten.

Einige Fakten:

  • Depressionen treten bei Menschen aller sozialen Schichten, Kulturen und Nationalitäten auf
  • Etwa 20% aller Menschen erfahren im Laufe ihres Lebens zumindest einmal eine depressive Episode
  • Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer
  • Auch Kinder können an einer Depression leiden
  • Nur die Hälfte aller Depressionen wird erkannt
  • Etwa 10% aller schwer Depressiven begehen Selbstmord

Stimmungstiefs sollten nicht mit einer Depression verwechselt werden. Diese sind als normale Gefühlsreaktionen anzusehen, genauso wie Schmerz, Trauer, Enttäuschung, Eifersucht.

Formen der Depression:

Depressionen kommen in ganz unterschiedlichen Arten und Schweregraden vor. Früher wurde nach der vermuteten Ursache unterschieden (endogene = von innen kommende, vererbte Form und psychogene = erworbene Formen).

Heute legt man sich weniger auf die Ursache fest und teilt die Depression eher nach dem Schweregrad ein: Leichte, mittelschwere und schwere Depression.

Sonderformen

Winterdepression

Tritt nur in Herbst- und Wintermonaten auf, verschwindet spontan und es folgt eine unbeschwerte Sommerzeit. Diese Form spricht gut auf eine Lichttherapie an. Vermehrtes Schlafbedürfnis, Heisshunger und Gewichtszunahme sind Hauptmerkmale.

Schwangerschafts- oder Wochenbettdepression

Kann bei entsprechender Veranlagung durch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft und im Wochenbett begünstigt auftreten, verschwindet mit Normalisierung des Hormonhaushaltes meist von selbst wieder. In manchen Fällen kann sich aber auch eine dauerhafte Depression (postpartale Depression) entwickeln, die behandelt werden muss.

Depression: Bestimmte chemische Botenstoffe werden freigesetzt
Depression: Bestimmte chemische Botenstoffe werden freigesetzt

Es wird vermutet, dass bei der Depression bestimmte chemische Botenstoffe (Serotonin und Noradrenalin) im Gehirn vermindert freigesetzt werden. Die Ursache dafür ist unbekannt. Wahrscheinlich spielt aber eine erbliche Vorbelastung eine Rolle. 

Auslöser für eine depressive Episode können beispielsweise plötzliche oder länger andauernde belastende Lebensereignisse sein.

Die Beschwerden einer Depression entwickeln sich meist über Wochen und Monate, können aber auch sehr rasch (innerhalb von Tagen oder Stunden) auftreten. Viele Betroffene sind auf ihre körperlichen Beschwerden konzentriert und vermuten meist nur körperliche Ursachen. Häufig fühlen sich Depressive auch nicht krank, sondern vielmehr als Versager.

Die körperlichen und seelischen Anzeichen sind vielfältig und nicht immer leicht zu erkennen.

Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • Antriebslosigkeit
  • Fehlende Lebensfreude
  • Innere Leere und Traurigkeit
  • Innere Unruhe und Schlafstörungen
  • Vermindertes Selbstwertgefühl, Minderwertigkeitsgefühl
  • Konzentrationsschwäche
  • Unentschlossenheit
  • Schuldgefühle, Selbstvorwürfe
  • Interesselosigkeit
  • Abkapselung gegen aussen
  • Angst
  • Denkstörungen (das Denken ist verlangsamt und dreht sich meistens um ein Thema, nämlich darum, wie schlecht es geht, wie aussichtslos die jetztige Situation ist)
  • Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust oder Esslust mit Gewichtszunahme
  • Körperliche Beschwerden (z.B. unspezifische Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen)
  • Gedanken an Selbstmord
Depression: Die Diagnose stellt eine Fachperson.
Depression: Die Diagnose stellt eine Fachperson.

Die Diagnose wird durch ein ausführliches Gespräch mit einer Fachperson gestellt (Psychiater oder Psychotherapeut). Bisher gibt es noch keinen Test, der eine Depression eindeutig identifiziert. Spezielle Tests können Hinweise für das Vorliegen einer depressiven Erkrankung geben.

Der Arzt wird auch eine Blutuntersuchung und eine Computertomographie durchführen lassen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschliessen. Hier kommen niedriger Blutzuckerspiegel, Mangel an Vitamin B12, Schilddrüsenunterfunktion oder Demenzerkrankung in Frage. Auch einige Medikamente können zu Depressions-Symptomen führen.

Depressionen sind gut behandelbar
Depressionen sind gut behandelbar

Depressionen sind allgemein gut behandelbar. Die Art der Therapie richtet sich vor allem nach der Schwere des Leidens, aber auch nach den Wünschen der Betroffenen. Bei drohender Suizidgefahr (Selbstmordabsichten) ist eine stationäre Einweisung notwendig. In weniger schweren Fällen kann auch ambulant behandelt werden.

Zur Verfügung stehen:

  • Medikamente
  • Phytotherapie
  • Psychotherapeutische Methoden
  • Schlafentzug
  • Elektrokrampfbehandlung
  • Lichttherapie

Formen der Depressionen und deren Behandlungsmöglichkeiten

  • Bei leichter Depression: Oft sind psychotherapeutische Methoden ausreichend, die ambulant durchgeführt werden können. Bei Bedarf werden Medikamente eingesetzt.
  • Bei mittelschweren Fällen: Medikamentöse Therapie in Kombination mit einer Psychotherapie, eine ambulante Behandlung ist meist möglich.
  • Bei schwerer Depression: Hier ist meist ein stationärer Aufenthalt nötig, insbesondere wenn Suizidgedanken (Selbstmordgedanken) bestehen. Auch hier wird die medikamentöse Behandlung mit der Psychotherapie kombiniert.

Medikamente

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die entweder die Konzentration der Botenstoffe im Gehirn erhöhen oder deren Wirkung verstärken. Dazu zählen: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (NARI), Monoamino-Oxidase-(MAO)-Hemmer oder Trizyklische Antidepressiva. Lithiumsalze können helfen, Rückfälle zu vermeiden.

Phytotherapie

Johanniskrautpräparate eignen sich nur zur Behandlung von leichten Depressionen. Die Johanniskrautextrakte enthalten eine Vielzahl chemischer Substanzen. Welche Substanzen der Johanniskrautpräparate antidepressiv wirken, ist nicht genau bekannt.

Psychotherapie

Hier kommen mehrere Verfahren zur Anwendung. Häufig wird die kognitive Verhaltenstherapie angewendet. Hier wir gelernt, depressionsauslösende Gedanken wie ich bin unfähig, ich bin wertlos etc. zu erkennen, zu hinterfragen und durch neue positive Gedanken zu ersetzen. Aber auch analytische Ansätze sowie Paar- und Familientherapien kommen zum Einsatz.

Schlafentzug

Diese Behandlung scheint auf den ersten Blick etwas eigenartig, da viele depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden. Dennoch erleben viele nach einer durchwachten Nacht eine deutliche Aufhellung der Stimmungslage. Auch der Schlafrhythmus kann sich zunächst wieder normalisieren. Auch wenn sich die depressiven Symptome meist nur für wenige Tage bessern, so fassen viele Patienten danach wieder Mut.

Elektrokrampf-Behandlung

Hier wird das Gehirn während einer Kurznarkose elektrisch gereizt und dadurch ein epileptischer Anfall ausgelöst. Diese Methode wird nur bei ganz schweren Fällen von Depression angewendet.

Lichttherapie

Diese Therapieform wird vor allem bei der sogenanten Herbst/Winter-Depression (saisonale Depression) eingesetzt. Man benötigt dazu spezielle Lampen mit grosser Lichtstärke (10'000 Lux), von denen sich die Betroffenen während ca. 30 40 Minuten täglich beleuchten lassen. Die minimale Therapiedauer beträgt zwei Wochen, nach einigen Tagen stellt sich in der Regel die erste Besserung ein. Die Nebenwirkungsrate ist sehr gering, vorgängig sollte jedoch eine augenärztliche Untersuchung erfolgen.

Was kann man selber tun

Was Sie bei einer Depression selber unternehmen können, um die Krankheit zu bewältigen:

  • Wenden Sie sich an ihren Hausarzt oder an einen Facharzt (Psychiater), wenn Sie eine Depression vermuten
  • Haben Sie keine unnötigen Schamgefühle, bedenken Sie, dass Depressionen keine Seltenheit sind und man sich nicht dafür schämen muss
  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über Ihre seelischen Beschwerden
  • Bedenken Sie, dass Medikamente zur Behandlung einer Depression oft erst nach 2 bis 6 Wochen Wirkung zeigen.

Patienten mit schweren Depressionen sind suizidgefährdet. Etwa 15% davon nehmen sich das Leben. Die Hälfte unternimmt zumindest einen Selbstmordversuch. 

Durch konsequente Behandlung ist die Depression gut behandelbar. Eine längerfristige Behandlung vermindert das Rückfallrisiko.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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