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Herzbeutelentzündung: die Entzündung des Herzbeutels ist ein Notfall
Herzbeutelentzündung: die Entzündung des Herzbeutels ist ein Notfall

Das Herz ist in einen Herzbeutel eingebettet, der aus zwei Schichten besteht. Die innere Schicht (Epikard genannt) ist mit dem Herzmuskel fest verwachsen, die äussere Schicht (Perikard genannt) ist an der unteren Spitze mit dem Zwerchfell und am Rand mit dem Brustfell verwachsen. Zwischen den beiden Schichten befindet sich ein flüssigkeit sgefüllter Spalt. Die Flüssigkeit dient als Gleitfilm.

Die Aufgaben des Herzbeutels sind vielfältig: Er schützt das Herz vor Einwirkungen von aussen und hält es in seiner richtigen Lage fest, damit lebenswichtige Strukturen im Brustraum (Brustbein, Blutgefässe etc.) immer in der gleichen Position zum Herzen liegen. Gleichzeitig ermöglicht er eine "reibungsfreie" Ausdehnung und Kontraktion des Herzens beim Herzschlag. Nicht zuletzt hilft der Herzbeutel auch die Auswurfmenge des Blutes aus dem Herzen z.B. bei Anstrengung (heftiges Herzklopfen) anzugleichen und verhindert so eine Überdehnung des Herzens.

Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist eine eher seltene Herzkrankheit, die jedoch in den letzten Jahren häufiger diagnostiziert wird als früher. Das kommt daher, weil es einerseits genauere und bessere Diagnosemöglichkeiten gibt und anderseits die Zahl der koronaren Herzkrankheiten (Krankheiten, die die Herzkranzgefässe betreffen) gestiegen ist.

Eine Herzbeutelentzündung kann zu einer schweren Beeinträchtigung der Pumpfunktion des Herzens führen und lebensbedrohlich werden (Notfall ).

Es gibt zwei verschiedene Formen der Herzbeutelentzündung:

  • Die primäre Form: Wird meist durch eine Virusinfektion verursacht; häufigste Form.
  • Die sekundäre Form: Hier ist die Herzbeutelentzündung eine Folge einer anderen Grunderkrankung.

Weiter unterscheidet man zwischen:

  • "Feuchter" Herzbeutelentzündung: Hier bildet sich eine Flüssigkeitsansammlung (Perikarderguss) im Herzbeutel
  • "Trockener" Herzbeutelentzündung: Ohne Perikarderguss

In den meisten Fällen wird die Herzbeutelentzündung durch eine Virusinfektion verursacht oder es liegt eine andere Grunderkrankung zugrunde. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Ursache unklar bleibt. 

Infektiöse Ursachen


Andere Krankheiten und Umstände als Ursache

  • Nach überlebtem Herzinfarkt
  • Rheumatisches Fieber , Sarkoidose (Bindegewebserkrankung), rheumatoide Arthritis 
  • Autoimmunprozesse (Immunreaktion gegen körpereigenes Gewebe) z.B. nach Herzinfarkt oder nach herzchirurgischen Eingriffen
  • Stoffelwechselerkrankungen (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, massiv erhöhte  Blutfette) oder chronische Nierenerkrankungen 
  • Entzündungen benachbarter Organe, die auf den Herzbeutel übergreifen (Herzmuskelentzündung, Lungenentzündung, Tuberkulose, Speiseröhrenentzündung)
  • Tumorerkrankungen
  • Verletzungen des Brustkorbs
  • Zahnbehandlungen (Bakterien gelangen via Blutbahn zum Herzbeutel)
  • Bestrahlungen oder gewisse Medikamente (selten)
Herzbeutelentzündung: Stechende, atemabhängige Schmerzen hinter dem Brustbein
Herzbeutelentzündung: Stechende, atemabhängige Schmerzen hinter dem Brustbein

Die Beschwerden sind je nach Form der Herzbeutelentzündung (feucht oder trocken) unterschiedlich:

Trockene Form

  • Stechende, atemabhängige Brustschmerzen hinter dem Brustbein, die sich im Liegen und beim Husten verstärken. Atemabhängig heisst, Schmerzen beim Einatmen, die beim Ausatmen nachlassen. Sitzen mit vorgebeugtem Oberkörper verbessert meistens die Beschwerden.
  • Ev. Fieber

Feuchte Form

Bei der leichten Form der feuchten Perikarditis sind die Beschwerden moderat:

  • Reduzierter Allgemeinzustand
  • Fieber
  • Allgemeine Abgeschlagenheit

Durch Zunahme der Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel wird die Herzfunktion mehr und mehr behindert. Es kommt zu:

Allgemeine Krankheitszeichen einer akuten Perikarditis

  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Plötzliches, hohes Fieber bei einer bakteriellen Infektion
  • Leichtes bis mittleres Fieber bei einer viralen Infektion
Herzbeutelentzündung: Elektrokardiogramm (EGK)
Herzbeutelentzündung: Elektrokardiogramm (EGK)

Zur Diagnose einer Herzbeutelentzündung werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte (Anamnese) unter Einbezug der Beschwerden
  • Körperliche Untersuchung: Bei der trockenen Form kann der Arzt beim Abhören des Herzens ein schabendes Geräusch hören, dass bei Ausbildung eines Perikardergusses verschwindet.
  • Röntgenbild des Brustkorbes (Thorax)
  • Elektrokardiogramm (EGK)
  • Echokardiogramm (Herzultraschall)
  • Laboruntersuchungen (Entzündungsparameter)
  • Ev. Tuberkulosetest
Herzbeutelentzündung : Strickte körperliche Schonung für mehrere Wochen
Herzbeutelentzündung : Strickte körperliche Schonung für mehrere Wochen

Allgemein

Die Therapie richtet sich nach der oder den zugrunde liegenden Erkrankungen. Es braucht Allgemeinmassnahmen, die die Beschwerden und die Folgeerscheinungen der Entzündung lindern können, wie zum Beispiel die Behebung des Perikarderguss. Bei einer akuten Perikarditis helfen die absolute Bettruhe und Antiphlogistika in der Regel schnell.

Medikamente

Je nach Ursache wird mit Antibiotika in Kombination mit Kortison behandelt. In Betracht gezogen werden: Immununterdrückende Medikamente bei Immunerkrankungen oder die Behandlung einer Nierenfunktionsstörung, einer Schilddrüsenunterfunktion oder die Therapie eines Krebsleidens. Bei Brustschmerzen können Schmerzmittel verabreicht werden.

Um einer Chronifizierung der Krankheit vorzubeugen, muss die verordnete Therapie (Dauer, Dosierung) genauestens befolgt werden.

Chirurgisch

Punktion des Herzbeutels zum Abzug des Ergusses. Nur im Extremfall bei chronisch immer wiederkehrenden Perikardergüssen muss der Herzbeutel operativ "gefenstert" werden, um ein eigenständiges Abfliessen der entzündlichen Flüssigkeit zu ermöglichen. Beim seltenen Panzerherz (Vernarbungen des Herzbeutels) müssen die Perikardvernarbungen oder allenfalls der verdickte und verhärtete Herzbeutel vom Herzchirurgen entfernt werden.

Eine akute Perikarditis heilt bei richtiger Behandlung in den meisten Fällen aus.

Unbehandelt kann die Perikarditis durch Behinderung der Herzfunktion bis zum Herzkreislaufzusammenbruch mit tödlicher Folge führen.

Herzbeutelentzündungen, die auf Grund von chronischen Erkrankungen immer wiederkehren, können zu einem chronischen Panzerherz führen. Bei der chronischen Perikarditis und beim Panzerherz kann es zu Schädigungen des Herzmuskels (Myokard) und zu dauerhaften stauungsbedingten Nieren- oder Leberschäden kommen.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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