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Lage und Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt an der Vorderseite des Halses, direkt unterhalb vom Kehlkopf und unmittelbar vor der Luftröhre. Die Schilddrüse besteht aus zwei Seitenlappen, die miteinander verbunden sind.

Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone (=Botenstoffe), die viele wichtige Körperfunktionen steuern: Sie regulieren das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, den Stoffwechsel und regen die körpereigene Wärmeproduktion an. Eine normale Schilddrüsenfunktion ist zudem für die geistige und körperliche Entwicklung vor und nach der Geburt von grosser Bedeutung.

Schilddrüse und Jod

Zur Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt die Schilddrüse Jod, das in geringen Mengen mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Jod ist in erster Linie in Meerwasser und in Meerestieren enthalten. Die Jodzufuhr erfolgt daher über den Konsum von Fisch und Meeresfrüchten sowie über die Luft in Küstennähe. Da die Schweiz ein Binnenland ist und Schweizer relativ wenige Meeresfische verzehren, zählt sie zu den Jodmangelgebieten. Eine ausreichende Jodversorgung ist in der Schweiz nur über jodiertes Kochsalz gewährleistet.

Schilddrüsenkrebs: seltener bösartiger Tumor der Schilddrüse
Schilddrüsenkrebs: seltener bösartiger Tumor der Schilddrüse

Der Schilddrüsenkrebs ist ein seltener, bösartiger Tumor der Schilddrüse. In der Schweiz erkranken pro Jahr etwa 750 Menschen an Schilddrüsenkrebs, das sind 1.5% aller Krebserkrankungen. Schilddrüsenkrebs kommt häufiger bei Frauen als bei Männern vor, die meisten Patienten sind zwischen 25 und 65 Jahre alt.

Es gibt vier verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs, die sich auch in ihrer Bösartigkeit unterscheiden: Am häufigsten sind die so genannten gut differenzierten Formen (papillärer und follikulärer Schilddrüsenkrebs). Sehr viel seltener sind medulläre und schlecht differenzierte Karzinome. Gut differenziert bedeutet, dass die Krebszellen unter dem Mikroskop stark den gesunden Schilddrüsenzellen ähneln. Diese Formen wachsen relativ langsam und sprechen gut auf die Behandlung an. Schlecht differenzierte Formen sind bösartiger.

Die genauen Entstehungsursachen von Schilddrüsenkrebs sind unbekannt.

Es gibt aber bestimmte Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen:

  • Röntgenbestrahlungen im Halsbereich im Kindesalter
  • Schilddrüsenkrebs in der Familie
  • "Kalte Knoten" in der Schilddrüse: Knotige Anteile der Schilddrüse, die keine Schilddrüsenhormone produzieren, können im Laufe der Jahre entarten und müssen jährlich kontrolliert werden.
  • Mangelnde Jodzufuhr über die Ernährung (jodiertes Salz)
  • Radioaktive Strahlung: In Gebieten atomarer Katastrophen (Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl) oder nach den Atombombentests auf den Marshall-Inseln, besteht bei der dortigen Bevölkerung ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs.

Eine gutartige Vergrösserung der Schilddrüse - auch Kropf oder medizinisch Struma genannt - ist primär nicht mit einem Krebsrisiko verbunden. Besteht ein Kropf jedoch über viele Jahre, dann können kalte Knoten entstehen, die in weiterer Folge entarten können.


Der Schilddrüsenkrebs verursacht zu Beginn meist keine typischen Symptome und wird daher oft erst spät entdeckt. Erst mit zunehmender Tumorgrösse kommt es zu deutlichen Beschwerden.

Ein erstes Zeichen ist die Grössenzunahme der Schilddrüse, eventuell mit tastbarem Knoten. Krebsverdächtig sind schmerzlose Knoten, die sich hart oder höckerig anfühlen und sich beim Schlucken nicht verschieben. Auch ein bestehender Kropf (Struma), der plötzlich rasch wächst, deutet auf eine bösartige Entartung hin.

Mit zunehmender Tumorgrösse kommt es zu weiteren Beschwerden:

Zu Beginn steht die ausführliche Befragung zu aktuellen Beschwerden und zu Vorerkrankungen (Anamnese). Im Zusammenhang mit Schilddrüsenkrebs sind vor allem die genannten Risikofaktoren (frühere Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich, Schilddrüsenkrebs in der Familie, bekannte Schilddrüsenknoten) von Interesse.

  • Körperliche Untersuchung: Neben einer gründlichen allgemeinen Untersuchung erfolgt eine ausgiebige Tastuntersuchung der Schilddrüse und der Lymphknoten im Halsbereich.
  • Blutuntersuchungen: Die Werte der Schilddrüsenhormone im Blut sind bei Schilddrüsenkrebs oft normal; in manchen Fällen wird das Hormon Calzitonin bestimmt, das bei einer bestimmten Form des Schilddrüsenkarzinoms eine Rolle spielt.
  • Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse: Wichtigste und wenig aufwändige Untersuchung um Knoten in der Schilddrüse nachzuweisen. Auch vergrösserte Lymphknoten im Halsbereich sind im Ultraschall zu sehen.
  • Szintigraphie der Schilddrüse: Damit kann zwischen einem gutartigen und bösartigen Knoten unterschieden werden. Es wird schwach radioaktives Jod über eine Vene verabreicht, das von der Schilddrüse gespeichert wird. In der nachfolgenden Szintigraphieaufnahme zeigt sich ein krebsverdächtiger Knoten als "kalter Knoten", der kein Jod aufnimmt.
  • Feinnadelbiopsie (Gewebeentnahme): Mit einer feinen Nadel wird aus dem verdächtigen Knoten etwas Gewebe entnommen und auf Krebszellen untersucht.
  • Bildgebende Untersuchungen: Mittels Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) wird die genaue Ausdehnung des Krebses bestimmt und nach Metastasen (Krebsableger) in anderen Körperteilen gesucht.
  • Genanalyse: Bei der erblichen Form von Schilddrüsenkrebs sollte bei allen Familienmitgliedern eine Genanalyse erfolgen. Wird die verantwortliche Genveränderung gefunden, empfiehlt sich bereits im Kindesalter die Schilddrüse zu entfernen, da das Erkrankungsrisiko bei über 90 Prozent liegt.


Je früher ein Krebs festgestellt und behandelt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Die Behandlungsmöglichkeiten beim Schilddrüsenkarzinom umfassen die Operation, die Radiojodbehandlung, die Bestrahlung sowie die Schilddrüsenhormontherapie.

Je nach Art und Ausmass des Krebses kommen die verschiedenen Therapien einzeln oder in Kombination zur Anwendung. Eine Chemotherapie ist bei Schilddrüsenkrebs kaum wirksam und kommt daher nur selten zum Einsatz.

Durch Operation und anschliessender Radiojodtherapie können die meisten Betroffenen mit Schilddrüsenkarzinom dauerhaft geheilt werden.

  • Operation: Nur durch eine vollständige chirurgische Entfernung des Krebses ist eine Heilung möglich. In der Regel wird die gesamte Schilddrüse entfernt sowie die umliegenden Halslymphknoten.
  • Radiojodbehandlung: Damit sollen nach der Operation eventuell noch vorhandene mikroskopisch kleine Krebszellen zerstört werden. Dazu wird eine radioaktive Jodsubstanz verabreicht, die sich in Krebszellen anreichert und diese zerstört. Man kann sich diese Behandlungsform als eine gezielte Bestrahlung von innen heraus vorstellen.

Wichtig: Bei Schwangeren darf keine Radiojodtherapie erfolgen, da eine Schädigung des Kindes nicht ausgeschlossen werden kann. Nach der Behandlung soll noch für ein Jahr eine Schwangerschaft vermieden werden.

  • Bestrahlung: Handelt es sich um einen Schilddrüsenkrebs, der kein Jod speichert, dann ist eine Radiojodbehandlung wirkungslos. Hier wird eine herkömmliche Strahlentherapie (Bestrahlung von aussen) durchgeführt.
  • Hormontherapie: Nach der operativen Entfernung der Schilddrüse ist die lebenslange Einnahme der fehlenden Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten notwendig. Die konsequente Einnahme der Hormone ist sowohl für den Erfolg der Behandlung als auch für viele Körperfunktionen unabdingbar.


Krebsnachsorge

Nachsorgeuntersuchungen sind bei jeder Krebserkrankung von grosser Bedeutung, um einen eventuellen Rückfall oder das Auftreten von Metastasen (Krebsableger) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Art und Umfang der Nachsorgeuntersuchungen stimmt der Arzt auf die individuelle Situation ab. Die Nachkontrollen dienen auch zur optimalen Einstellung der Schilddrüsenhormone. Bei gutem Verlauf, werden die Nachsorgeintervalle mit der Zeit immer grösser, sodass viele Betroffene schon bald wieder ein nahezu völlig normales Leben führen können.


Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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