Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und Sucht entdeckt
Forscher der Universität Genf haben einen Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und Sucht entdeckt. Der Mangel an einem Hormon namens Orexin sorgt dafür, dass Menschen mit der Schlafkrankheit Narkolepsie kaum je Suchtprobleme bekommen.
Narkoleptiker leiden tagsüber unter grosser Schläfrigkeit, dafür haben sie nachts einen abnormen Schlafrhythmus. Den Menschen mit dieser Schlafkrankheit fehlt ein Hormon namens Orexin oder Hypocretin fast vollständig. Tierversuche liessen zudem vermuten, dass Orexin auch bei Sucht und Abhängigkeit eine Rolle spielen könnte.
Wissenschaftler um Sophie Schwartz von der Universität Genf testeten diese Vermutung nun gemeinsam mit Kollegen des Universitätspitals Zürich beim Menschen, wie die Uni Genf am Donnerstag mitteilte. Sie liessen 14 Patienten mit Narkolepsie ein Geldspiel spielen und untersuchten, was währenddessen im Gehirn abläuft.
Belohnungsspiel
Die Daten wurden verglichen mit jenen von 14 gesunden Probanden. Die Studienteilnehmer wurden gebeten, rasch auf eine Taste zu drücken, wenn auf einem Bildschirm ein Bild erschien. Reagierten sie schnell, konnten sie Geld gewinnen, waren sie langsam, verloren sie, wie die Forscher im Fachmagazin "Annals of Neurology" berichten.
Es stellte sich heraus, dass ins Belohnungssystem involvierte Hirnregionen bei den Narkoleptikern nicht normal reagierten. Das Belohnungssystem im Gehirn verändert unser Verhalten, indem es bei bestimmten Reizen ein Gefühl der Freude vermittelt. Es ist aber auch beteiligt am Entstehen von Abhängigkeits- oder Suchtverhalten.
Gegen Schlaflosigkeit
Laut den Forschern verhindert die Abwesenheit von Orexin ein Ankurbeln des Belohnungssystems. Dies erkläre auch, warum Menschen mit Narkolepsie kaum je mit Abhängigkeitsproblemen zu kämpfen hätten, obwohl sie viele suchtfördernde Amphetamine nehmen müssen, um tagsüber wach zu bleiben.
Die Resultate seien vielleicht auch ein Schlüssel zum häufig beobachteten Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und psychischen Problemen, sagte Schwartz laut Communiqué: "Depressive Menschen haben oft Schlafprobleme und eine schlechte Regulation des Orexin-Systems könnte einer der Gründe dafür sein."
Laut Communiqué gibt es bereits Pharmafirmen, die Medikamente zu entwickeln versuchen, mit denen sich der Orexin-Pegel im Hirn senken liesse. Dadurch könnten vielleicht Menschen behandelt werden, die unter Schlaflosigkeit litten und solche mit Suchtproblemen.
15.10.2009