Zwei von zehn älteren Menschen in Privathaushalten sind in ihren täglichen Aktivitäten eingeschränkt
Zwei von zehn Menschen ab 65 Jahren, die in Privathaushalten leben, sind im Alltag in ihren Aktivitäten eingeschränkt. Mehr als die Hälfte von ihnen erhält Hilfe durch Nahestehende oder wird durch einen Spitex-Dienst unterstützt und gepflegt. Geh-, Seh- und Hörprobleme erhöhen das Risiko von Einschränkungen.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) stellt neue Ergebnisse zum Gesundheitszustand von älteren Menschen in Privathaushalten vor. Die Zahlen basieren auf der Schweizerischen Gesundheitsbefragung, die 2012 durchgeführt wurde.
Ältere Menschen werden nicht immer genügend unterstützt
20 Prozent der älteren Menschen in Privathaushalten sind in ihren instrumentellen Alltagsaktivitäten (IADL) wie dem Erledigen von Hausarbeiten oder dem Wäschewaschen und 3 Prozent in Alltagsaktivitäten (ADL) wie der Körperpflege und dem Anziehen eingeschränkt. Etwas mehr als die Hälfte (54%) der Personen mit diesen funktionellen Einschränkungen werden von Nahestehenden oder von einem Spitex-Dienst unterstützt und gepflegt. Von den 46 Prozent, die eine Einschränkung haben, jedoch nicht unterstützt werden, würde jede vierte Person (23%) gerne Hilfe von Nahestehenden in Anspruch nehmen, beispielsweise beim Einkaufen, bei der Pflege, der Essenszubereitung oder bei administrativen Aufgaben. Das entspricht rund 32'000 Personen.
Mehrfache Einschränkungen bei beeinträchtigter Mobilität
3 Prozent der älteren Menschen in Privathaushalten haben Gehprobleme, 4 Prozent weisen eine Beeinträchtigung der Sinnesorgane auf und 49 Prozent eine chronische Krankheit oder ein dauerhaftes Gesundheitsproblem. Diese Gesundheitsprobleme erhöhen das Risiko von funktionellen Einschränkungen. So sind 91 Prozent der Personen mit Gehproblemen im Alltag eingeschränkt, insbesondere was die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel, das Erledigen von Hausarbeiten oder das Einkaufen betrifft. Zwei Drittel der älteren Menschen mit beträchtlichen Seh- und/oder Hörproblemen und ein Viertel der Älteren mit Arthrose sind im Alltag in ihren Aktivitäten eingeschränkt.
Beeinträchtigte psychische Gesundheit
Personen mit Einschränkungen bei ihren täglichen Aktivitäten leiden häufiger an hoher psychischer Belastung (8% gegenüber 2% bei den Personen ohne Einschränkung) und mittleren bis starken Depressionssymptomen (6% gegenüber 2%). Darüber hinaus weisen sie häufiger einen Mangel an Energie und Vitalität auf (45% gegenüber 14%). Sie beurteilen ihre Lebensqualität auch weniger häufig als gut oder sehr gut (78% gegenüber 95%) und erfahren weniger oft starke soziale Unterstützung (22% gegenüber 29%).
Die Messung von funktionellen Einschränkungen
Die körperlichen funktionellen Einschränkungen werden in Gesundheitsbefragungen häufig anhand von zwei Indikatoren gemessen. Eine Person gilt als in ihrer funktionalen Gesundheit eingeschränkt, wenn sie mindestens eine der folgenden Tätigkeiten nicht alleine oder nur mit grossen Schwierigkeiten ausführen kann.
- Instrumentelle Alltagsaktivitäten («instrumental activities of daily living», IADL): selbstständig Essen zubereiten, telefonieren, einkaufen, Wäsche waschen, Hausarbeiten erledigen, sich um die Finanzen kümmern und öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Eine Beeinträchtigung in diesen Aktivitäten bedeutet erste Einschränkungen der Autonomie.
- Alltagsaktivitäten («activities of daily living», ADL): selbstständig essen, ins oder aus dem Bett steigen, von einem Sessel aufstehen, sich an- und ausziehen, zur Toilette gehen, baden oder duschen. Eine Einschränkung in diesen grundlegenden Aktivitäten führt oft zu einem erhöhten Hilfs- und Pflegebedarf.
Seit 1992 führt das Bundesamt für Statistik (BFS) alle fünf Jahre die Schweizerische Gesundheitsbefragung durch. 2012 wurde die fünfte Erhebung realisiert, die zum Erhebungsprogramm der eidgenössischen Volkszählung gehört. Es handelt sich um eine Stichprobenerhebung anhand einer computergestützten telefonischen Befragung (CATI), gefolgt von einem schriftlichen Fragebogen. Befragt wurde die in Privathaushalten lebende Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Für diese Publikation wurden lediglich Personen ab 65 Jahren berücksichtigt: 2225 Männer und 2580 Frauen.
04.09.2014