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Anämie: Die Blutarmut durch verringerte Anzahl roter Blutkörperchen
Anämie: Die Blutarmut durch verringerte Anzahl roter Blutkörperchen

Die Anämie bezeichnet einen Zustand der Blutarmut. Dieser zeigt sich als Mangel an rotem Blutfarbstoff Hämoglobin oder der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut. Das Hämoglobin ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen und verleiht dem Blut seine typische rote Farbe. Es transportiert den Sauerstoff von der Lunge in alle Körpergewebe. Um den roten Blutfarbstoff zu bilden, benötigt der Körper Eisen, Vitamin B12 und Folsäure.

Der Hämoglobin-Wert (kurz: Hb-Wert) gibt die Menge an Hämoglobin im Blut an. Je niedriger der Hb-Wert, desto ausgeprägter ist die Anämie. Gemäss der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht dann eine Anämie, wenn der Hb-Wert bei Männern unter 13 g/dl bzw. bei Frauen unter 12 g/dl sinkt.

Häufige Formen einer Anämie sind:

  • Eisenmangelanämie (häufigste Anämieform): wenn der Eisenspeicher im Körper geleert wurde, fehlt das Eisen zur Bildung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin)
  • Anämie durch Folsäuremangel
  • Anämie durch Vitamin B12 Mangel (perniziöse Anämie)
  • Anämie durch Krebserkrankungen des Blutes oder Knochenmarks (Bildungsort der roten Blutkörperchen)
Eine Anämie kann unterschiedliche Ursachen haben.

Grundsätzlich führen folgende Umstände zur Anämie:

  • Verminderte Bildung der roten Blutkörperchen: Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks (z.B. bei Blutkrebs)
  • Vermehrter Abbau und Auflösung der roten Blutkörperchen (Hämolyse): Hämolytische Anämie, Milzvergrösserung (in der Milz werden überaltetet rote Blutkörperchen aussortiert und abgebaut), vererbte Sichelzellanämie (Bildung eines abnormen Hämoglobins)
  • Zu geringe Bildung des roten Blutfarbstoffes: Häufig aufgrund eines Mangels der notwendigen Nährstoffe und Mineralstoffe Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure - entweder ernährungsbedingt oder durch Aufnahmestörung im Magen-Darmtrakt.
  • Blutverluste: Bei Verletzungen oder im Rahmen von Operationen, starke Menstruationsblutungen, schleichender Blutverlust (z.B. blutendes Magengeschwür).  

Anämie macht blass, müde und leistungsschwach.
Anämie macht blass, müde und leistungsschwach.
Die Beschwerden einer Anämie werden durch den Sauerstoffmangel im Blut verursacht. Es wird weniger Sauerstoff zu den einzelnen Organen und den Muskeln transportiert.

Typische Beschwerden einer Blutarmut sind:
  • Blässe der Haut und Schleimhäute durch Mangel an roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Bei dunkelhäutigen oder sonnengebräunten Menschen kann man die Blässe nur an den Schleimhäuten sehen - so z.B. an der Mundschleimhaut oder der Inneneite des Unterlids.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall  
  • Kopfschmerzen, manchmal auch Schwindel
  • Atemnot und Herzklopfen, vor allem bei körperlicher Anstrengung
  • Eingerissene Mundwinkel, brüchige Nägel, Haarausfall

Ein wichtiger Bestandteil zur Diagnose ''Anämie'' ist das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung. Die geschilderten und erfragten Beschwerden des Patienten und eine Blässe der Haut und Schleimhäute liefern den ersten Verdacht auf eine Blutarmut. Zur Diagnosesicherung erfolgt die Bestimmung des Hämoglobins im Blut (erniedrigter Hb-Wert bei Anämie)

Es folgen weitere Untersuchungen, um die Ursache der Anämie zu finden:  
  • Bestimmung der Zahl, Grösse und Farbe der roten Blutkörperchen: Eine Eisenmangelanämie zeigt sich z.B. durch kleine, blassrote Erythrozyten; eine Anämie durch Folsäuremangel oder Vitamin B12-Mangel durch vergrösserte, stärker rot gefärbte Erythrozyten  
  • Messung des Vitamin-B12- Gehalts bzw., des Eisengehaltes und des Folsäuregehaltes
  • Suche nach verborgenen Blutungsquellen: Hämoccult-Test (Suche nach verstecktem Blut im Stuhl), Harnuntersuchung (Blut im Urin)
  • Evt. Magen-Darm-Spiegelung: Blutendes Magengeschwür, blutende Polypen oder Tumor
  • Bei Frauen: Gynäkologische Untersuchung, Stärke der Monatsblutung klären
  • Evtl. Untersuchung des Knochenmarks (Knochenmarkbiopsie)
Bei schwerer Anämie sind Bluttransfusionen notwendig.
Bei schwerer Anämie sind Bluttransfusionen notwendig.

Behandelt wird die Ursache:

  • Blutverlust: Abklärung und Behebung der Ursache für den Blutverlust, je nach Ausmass ev. Bluttransfusion.
  • Eisenmangel: Behandlung der Ursache, Eisenpräparate
  • Folsäuremangel und Vitamin B12-Mangel (perniziöse Anämie): Behandlung der Ursache, folsäurereiche Ernährung, ev. Folsäurepräparate, Vit. B12-Präparate; meist  muss Vit. B12 lebenslang alle drei Monate in den Gesässmuskel gespritzt werden.
  • Bei Tumoren  oder anderen Erkrankungen als Ursache, werden diese gezielt behandelt
  • Kann die Ursache nicht behoben werden oder bestehen starke körperliche Einschränkungen durch die Anämie, kann versucht werden, die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark zu steigern. Dafür wird Erythropoeitin (EPO) unter die Haut gespritzt, ein Hormon, das normalerweise von den Nieren produziert wird und die Blutbildung ankurbelt.

Was kann man selber tun?

Bei Vitamin B 12 Mangel und auch beim Folsäuremangel kann bereits abwechslungsreiche Kost mit Fisch, Fleisch, Obst und frischem Gemüse helfen. Zusätzliche Präparate können bei erhöhtem Bedarf vom Arzt verschrieben werden. Beim Eisenmangel sollten ebenfalls Roggen und Hülsefrüchte mit auf den Speiseplan und auf Schwarztee sollte gänzlich verzichtet werden.

Jeder Verdacht auf Anämie gehört in ärztliche Behandlung. Chronischer Blutverlust ist nicht immer mit Beschwerden verbunden, der Blutverlust kann sich über Tage oder Wochen hinstrecken, bis leichte Symptome auftreten.

Ein starker, unbehandelter Blutverlust (z.B. bei Unfall, Operation) kann zum Tod führen. Hier muss sofort eine Transfusion erfolgen.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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