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Schnarchen kann harmlos sein oder auf eine Schlafapnoe hinweisen
Schnarchen kann harmlos sein oder auf eine Schlafapnoe hinweisen
Schnarchen bezeichnet ein tieffrequentes Geräusch, welches bei einem schlafenden Menschen durch die Vibration des Gewebes in den oberen Atemwegen zustande kommt. Meist entsteht die Vibration durch die Erschlaffung der Muskulatur im Bereich des Gaumens, des Zäpfchens, des Zungengrunds oder des Rachens, seltener auch in der Nase . Schnarchen ohne zusätzliche Symptome hat keinen Krankheitswert. Geht Schnarchen jedoch mit einer teilweisen Verlegung der Atemwege einher, was sich durch plötzliches Aufwachen nach Atempausen und allenfalls Tagesschläfrigkeit äussert, muss ein Arzt konsultiert werden, da es sich um ein so genanntes  Schlafapnoe-Syndrom (obstruktives Schnarchen) handelt. Obstruktives Schnarchen gilt als Risikofaktor für Bluthochdruck , Hirnschlag und Herzinfarkt

Beim Schnarchen wird im Schlaf durch die Atemluft der Gaumen, das Zäpfchen oder Teile des Rachens in Schwingungen versetzt.

Es gibt zwei Formen des Schnarchens

  • Schnarchen ohne Atemstörung : Beim ungefährlichen Schnarchen ist der Schlaf nicht beeinträchtigt, es kommt weder zu Ein- und Durch schlafstörungen noch zur übermässigen Schläfrigkeit, die auf das Schnarchen zurückgeführt werden kann, vor allem treten keine Atempausen und keine Phasen der Minderatmung beim Schnarchen auf.
  • Schnarchen mit Atemstörung : Schnarchen, das mit Atempausen während des Schlafes einhergeht, ist Zeichen einer ernstzunehmenden Erkrankung die als Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet wird. Durch die wiederkehrenden Atemstillstände kommt es zum Sauerstoffmangel und dadurch zu häufigen kurzen Aufwachreaktionen, die der Betroffene oft selbst gar nicht bemerkt, die aber "Stress im Schlaf" bedeuten. Die Folgen sind Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit mit Sekundenschlaf (Unfallgefahr!) und weiteren gesundheitlichen Störungen. Menschen mit Schlafapnoe haben aufgrund des nächtlichen Sauerstoffmangels ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck , Herzrhythmusstörungen , Herzinfarkt und Schlaganfall , aber auch sexuelle Funktionsstörungen.

Schnarchen wird durch verschiedene Faktoren begünstigt:

  • Schlafen in Rückenlage
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Gewebsvermehrung im Nasen-Rachenraum: vergrösserte Mandeln , Nasenpolypen , langes oder grosses Zäpfchen
  • Erkältungen, allergische Erkrankungen der Nase
  • Nasenscheidewandverkrümmung
  • Kieferfehlstellungen
  • Alkoholgenuss am Abend (vermindert die Muskelspannung im Rachenraum)
  • Medikamente: v.a. Schlaf- und Beruhigungsmittel
  • Unregelmässige Schlafzeiten (Schichtarbeit)
  • Genetische Faktoren: Schnarchen und Schlafapnoe in der Familie

Mögliche Begleitsymptome: Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen , morgendliche Kopfschmerz

Für Schnarchen kommen verschiedene Ursachen bzw. die genannten begünstigenden Faktoren in Frage. Allen gemeinsam ist, dass eine zu starke Abnahme der Muskelspannung im Bereich der oberen Atemwege und/oder eine Gewebsvermehrung im Nasen-Rachenraum vorliegen.

Einige Faktoren können von den Betroffenen selbst positiv beeinflusst werde. Bei allen Formen des Schnarchens oder im Schlaf auftretenden Atemspausen sind folgende allgemeinen Massnahmen, falls vom Arzt nicht anderweitig angegeben, hilfreich:

  • Übergewicht reduzieren
  • Striktes Vermeiden von abendlichen Alkohol
  • Vermeiden von Schlafmitteln
  • Keine abendlichen schweren Mahlzeiten
  • Auf freie Nasenatmung achten (abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays nur kurzzeitig anwenden, bei verstopfter Nase HNO-Arzt aufsuchen)
  • Für gesunde Schlafbedingungen sorgen
  • Schlafposition in Seiten- oder in Bauchlage ist in den meisten Fällen hilfreich. Zur Verhinderung von unwillkürlichem Drehen in Rückenlage gibt es spezielle Schlafwesten

Starkes und unregelmässiges Schnarchen mit nächtlichen Atempausen sollte immer ärztlich abgeklärt und behandelt werden. Ebenso wenn Schlafstörungen, nächtliche Aufwachreaktionen durch das Schnarchen oder Tagesschläfrigkeit auftreten.

Welcher Arzt ist zuständig?

  • Hausarzt
  • Pneumologe / Schlafmediziner
  • Hals-Nasen- Ohren- Arzt

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptom Schnarchen selbst: wie stark und wie häufig, typische Auslösesituationen (Rückenlage, Alkoholeinfluss), Risikofaktoren (Übergewicht , Rauchen, allergische Erkrankungen der Nase, etc.), Beschwerden des nicht-erholsamen Schlafes (morgendliche Abgeschlagenheit, Atempausen im Schlaf, Tagesmüdigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, etc.)
  • Befragung des Partners ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik bei Schnarchen: Auskünfte, ob der Partner stark und unregelmässig schnarcht, ob im Schlaf Atempausen auftreten und ob Tagesmüdigkeit besteht.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen oder Unfälle
  • Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Raucherstatus
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung
Dazu gehören die Bestimmung von Körpergewicht und Körpergrösse sowie eine eingehende Untersuchung des Hals-Nasen-Ohrenbereichs. Der Arzt achtet auf krankhafte Veränderungen der Nasenatmung oder Auffälligkeiten im Rachenraum, die zur Beeinträchtigung der Atmung führen könnten. Ausserdem werden Zahnstatus und eventuelle Bissfehlstellungen und Stellung des Unterkiefers beurteilt.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Ambulante Schlafuntersuchung (= ambulante Polygraphie): Mit einem kleinen digitalen Messgerät werden zu Hause wichtige Parameter des Schlafes, der Atmung, der Sauerstoffversorgung und des Schnarchens aufgezeichnet.
  • Ergibt die ambulante Schlafuntersuchung Hinweise auf eine Schlafapnoe , erfolgt eine weitergehende Untersuchung im Schlaflabor (= Polysomnographie)
  • Endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege
  • Bildgebende Verfahren: z.B. Röntgen der Nasennebenhöhlen

Die Notwendigkeit einer Therapie bei Schnarchen richtet sich danach, ob Schnarchen mit oder ohne Atempausen besteht. Eine Schlafapnoe muss in jedem Fall gezielt behandelt werden. Ungefährliches Schnarchen ohne Atempausen bedarf aus rein gesundheitlichen Gründen keiner Therapie. Allerdings kann auch hier auf Wunsch des Betroffenen oder des leidtragenden Partners eine gezielte Therapie erfolgen.

Allgemeine Massnahmen
Beseitigung von allgemeinen Faktoren, die zum verstärkten Schnarchen führen können, wie Übergewicht , abendlicher Alkoholkonsum , Rückenlage beim Schlafen, etc.
Diese Massnahmen sind bei jedem Patienten mit Schnarchen oder im Schlaf auftretenden
Atemstörungen sinnvoll. Siehe Abschnitt "Selbsthilfe".

Hilfsmittel
Bei leichteren Formen von Schnarchen können
Unterkieferschienen (sogenannte Protrusorschinen) können durch Vorschieben des Unterkiefers eine Erweiterung und Straffung des Rachens bewirken.
Nasenpflaster können die Nasenflügel stabilisieren und den Naseneingang erweitern.

Operative Massnahmen
Krankhafte Veränderungen im Nasen-Rachenraum können in manchen Fällen durch HNO-ärztliche Operationen behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel Entfernung von Polypen oder Rachenmandeln, die Begradigung einer Nasenscheidenwandverkrümmung oder die Straffung des Gaumensegels.

Überdruck-Maskenatmung (CPAP-Therapie, "Continous Positive Airway Pressure")
Mit einem kleinen Gerät wird ein leichter Überdruck über eine Nasenmaske erzeugt. Dadurch wird das Zusammenfallen der oberen Atemwege verhindert und das freie Atmen im Schlaf unterstützt. Die CPAP-Therapie stellt die wirkungsvollste Therapie des Schlafapnoe-Syndroms dar. Allerdings setzt die Behandlung einige Mitarbeit des Patienten voraus, da das Gerät regelmässig in der Nacht getragen werden muss.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
 
  
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