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Herzrasen kann psychischer oder physischer Natur sein, akut oder immerwiederkehrend
Herzrasen kann psychischer oder physischer Natur sein, akut oder immerwiederkehrend
Der Herz schlag wird im Alltag kaum wahrgenommen, da das Herz relativ diskret und unbemerkt schlägt. Wird der Herzschlag aus irgend einem Grund als störend empfunden, spricht man von Herzklopfen oder in der Fachsprache von Palpitationen. Das bewusste Wahrnehmen des Herzschlags alleine - das manchmal auch als sehr beunruhigend empfunden wird - spricht für sich alleine noch nicht für eine Herzrhythmusstörung. Eine starke, regelmässige Herzaktion ohne Erhöhung der Herzfrequenz wird zum Beispiel bei emotionalen Ereignissen beobachtet. Herzklopfen wird auch verstärkt wahrgenommen, wenn das Herz schnell schlägt (> 100 Schläge/min. = Tachykardie) oder wenn eine Herzrhythmusstörung, also ein unregelmässiger Herzschlag, vorliegt.

Das Herz schlägt in Ruhe normalerweise 60 bis 80 mal pro Minute. Bei Herzrasen schlägt das Herz schneller als normal, was in der medizinischen Fachsprache als Tachykardie bezeichnet wird. Ab einer Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute besteht eine Tachykardie.

Bei Herzrasen wird der Herzschlag in der Brust als rasend, klopfend oder pochend empfunden. Manchmal ist der Herzschlag sogar bis in den Hals spürbar. Bei sehr schnellem Herzschlag ist das Herz nicht mehr in der Lage, genug Blut in den Körper und ins Gehirn zu pumpen, was zu Luftnot, Schwäche, Schwindel bis hin zur Ohnmacht führen kann.

Grundsätzlich werden drei Arten von Herzrasen unterschieden:

  • Herzrasen, das als Reaktion bei Aufregung, Angst oder körperlicher Anstrengung auftritt und in der Regel ungefährlich ist. Das Herz ist dabei völlig gesund. Der Puls ist schnell aber regelmässig.
  • Herzrasen, das im Herzvorhof entsteht und aus heiterem Himmel in Ruhe einsetzt und genauso plötzlich wieder aufhört. Der Puls kann dabei regelmässig oder unregelmässig sein. Das Herzrasen selbst kann Sekunden, Minuten oder sogar einige Stunden dauern. Dabei wird zwischen gefährlichen und ungefährlichen Formen unterschieden. Die ungefährliche Form tritt vor allem bei jungen Menschen auf, die ansonsten herzgesund sind. Zu einer Ohnmacht kommt es in der Regel nicht. Gefährlich hingegen ist das Vorhofflimmern, das vor allem ältere Menschen betrifft. Typisch sind hier ein schneller und unregelmässiger Herzschlag und ein unregelmässiger Puls (Flatterpuls).
  • Herzrasen, das in der Herzkammer entsteht und praktisch nur bei vorgeschädigtem Herzen auftritt. Diese Form ist viel seltener aber immer gefährlich, da ein lebensbedrohliches Kammerflimmern ausgelöst werden kann. Kammerflimmern ist die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herzstillstand und stellt einen absoluten Notfall dar.
Begleitsymptome: Innerliche Unruhe, Zittern, Schwäche, Angst, Schweissausbruch, Schwindel, Atemnot, Herzschmerzen, Druck in der Brust, Herzstolpern, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen

In vielen Fällen wird Herzrasen durch Stress, Aufregung oder übermässigen Kaffeekonsum verursacht. Es können aber auch ernsthafte Erkrankungen, vor allem des Herzens dahinter stecken. Auch Medikamente können als Nebenwirkung Herzrasen verursachen.

Ursachen für Herzrasen

Weitere Ursachen für Herzrasen

  • Übermässiger Kaffeekonsum
  • Seelische und körperliche Belastungen
  • Hormonschwankungen in den Wechseljahren
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Fieber
  • Flüssigkeitsmangel, starker Blutverlust

Gutartiges Herzrasen kann in der Regel durch einfache "Tricks" unterbrochen werden:

  • Schnelles Trinken von kaltem Wasser, am besten mit Kohlensäure, und anschliessendes Aufstossen
  • Tief einatmen, Luft anhalten und eine Bauchpresse machen (Bauchmuskeln anspannen, Pressen wie beim Stuhlgang)
  • Luft anhalten

Herzrasen sollte immer von einem Arzt (Kardiologe n) abgeklärt werden, vor allem wenn es über längere Zeit anhält und mit weiteren Beschwerden verbunden ist. Tritt Herzrasen zusammen mit starkem Schwindel, Herzschmerzen oder Ohnmacht auf, muss sofort der Notarzt gerufen werden.

Welcher Arzt ist zuständig?

  • Kardiologe
  • Internist
  • Notarzt (Schweiz: 144, Internationaler Notruf 112)

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zunächst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Davon ausgehend können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Herzrasen selbst: seit wann, letztmaliges Auftreten, wie oft (täglich, wöchentlich, monatlich), Beginn (plötzlich oder allmählich), Zusammenhang mit bestimmten Situationen (bei Aufregung, bei körperlicher Anstrengung, während der Nachtruhe, etc.), Dauer, hört es plötzlich auf oder allmählich, kann das Herzrasen mit "Tricks" beendet werden (z.B. kaltes Wasser trinken), Herzrasen oder andere Herzerkrankungen in der Familie, u.a.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen
  • Bekannte Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung

Im Vordergrund steht die Untersuchung des Herz- und Kreislaufsystems. Dazu wird der Puls und Blutdruck kontrolliert sowie das Herz, und die Halsgefässe abgehört. Der Arzt wird unter anderem auch die Lunge abhören und die Schilddrüse abtasten.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm, Darstellung des Herzrhythmus)
  • Belastungs-EKG: Ableitung der Herzströme unter körperlicher Belastung (Fahrrad oder Laufband)
  • Langzeit-EKG: Aufzeichnung der Herzströme mit einem tragbaren Gerät während 24-48 Stunden.
  • Blutuntersuchungen: Blutbild, Blutsalze (Kalium, Magnesium), Schilddrüsenhormone, Blutzucker
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens
  • Herzkatheteruntersuchung
  • Bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Koronarangiographie (Kontrastmitteldarstellung der Herzkranzgefässe)
Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Therapie bei Herzrasen richtet sich nach der Ursache und danach, ob ein ungefährliches oder gefährliches Herzrasen vorliegt.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen:

  • Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)
  • Gutartiges Herzrasen kann oftmals mit der sogenannten Ablationsbehandlung dauerhaft beseitigt werden. Dabei wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung das kleine Herzareal, von dem das Herzrasen ausgeht, eruiert und verödet.
  • Bei gefährlichen Formen des Herzrasens wird ein implantierbarer Defibrillator (Elektroschocker) unter den Brustmuskel eingesetzt, der beim Auftreten von Herzrasen sofort einen elektrischen Schock abgibt und das Herz wieder in den richtigen Takt bringt.
  • Ist die Ursache des Herzrasens eine Herzkrankheit oder eine andere körperliche Erkrankung (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), wird diese Erkrankung gezielt behandelt (mehr dazu im jeweiligen Krankheitsbild).
  • Bei Vorhofflimmern erfolgt wegen des erhöhten Thrombose - und Schlaganfallrisikos zusätzlich eine medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung.
  • Bei Herzrasen im Rahmen von Panikattacken oder Angststörungen kommen Beruhigungsmittel zum Einsatz.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
  
 
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