Bariatrische Chirurgie bei Diabetes: Gute Resultate, wenig Komplikationen
Bei der Adipositaschirurgie ist heute das Komplikationsrisiko insgesamt sehr niedrig, wie Experten am European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Wien berichten. Und sie plädieren dafür, dass junge, sehr schwer übergewichtige Patienten mit Diabetes möglichst früh operiert werden sollten.
Auszüge der Referate wurden im Fachblatt medscapemedizin Deutschland pupliziert.
Schweres Übergewicht führt zu Diabeteserkrankung
Menschen mit schwerem Übergewicht (Adipositas) tragen ein hohes Risiko im Laufe der Zeit einen behandlungsbedürftigen Diabetes zu entwickeln. Diabetes und Adipositas erhöhen darüber hinaus das Risiko eine Herzgefässerkrankung, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Bei schwergewichtigen Patienten (BMI über 35) mit Diabetes steigt dieses Risiko noch zusätzlich an, weshalb diesen Patienten ein bariatrischer Eingriff empfohlen wird. Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass ein Magenband oder ein Magenbypass bei Diabetes mehr Erfolg bringen als die medikamentöse Antidiabetestherapie.
Bariatrische Chirurgie: Kleines Risiko, grosser Erfolg
Die Experten am EASD betonen, dass bei bariatrischen Eingriffen heute das Komplikationsrisiko sehr klein sei. Wichtig sei, dass die Operation an einem Zentrum mit viel Erfahrung durchgeführt werde. Daten aus einer amerikanischen Studie (Michigan), die am Kongress zitiert wurde, zeigen, dass das Komplikationsrisiko linear mit der steigenden Erfahrung der Chirurgen sinkt. Dies wurde auch von verschiedenen anwesenden Experten bestätigt.
Zu den Komplikationen: Bei einem Magenband geht die Komplikationsrate laut Experten des Uniklikums Heidelberg gegen Null, nach einem Magenbypass liegt sie bei 0.2%. Sterbefälle seien bei einer Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen, Magenverkleinerung) praktisch keine zu erwarten. Die Michigan-Studie bestätigt diese Zahlen: Demnach lag das Risiko innerhalb 30 Tagen nach Einsetzen eines Magenbandes zu sterben bei 0.04%, beim Magenbypass bei 0.14 und beim Schlauchmagen bei 0%.
Die Gefahr einer Zweitoperation liegt nach einer Studie des LABS-Konsortiums für das Magenband bei 0.8%, für den Magenbypass bei 3.2%.
Die häufigste Komplikation eines Magenbandes, welche einen erneuten Eingriff erfordern, sind das Einwachsen in den Magen und ein Bandbruch. Zahlen zeigen, dass es nach 5 Jahren bei jedem 4. Patienten mit Magenband zu Problemen kommt. Der Eingriff wird deshalb von vielen Chirurgen nur noch auf ausdrücklichen Wunsch der Patienten oder bei Patienten mit schweren Herzproblemen oder psychiatrischen Begleiterkrankungen vorgenommen. Die Vorteile des Magenbandes sind der kleine Aufwand bei grossem Erfolg. Längerfristig seien die Magenverkleinerung oder ein Magenbypass jedoch die bessere Alternative.
Bariatrischer Eingriff bei Diabetes
Jüngere, sehr schwergewichtige Patienten mit einer relativ frischen Diabetes-Diagnose hätten die besten Chancen, nach einer bariatrischen Operation vom Diabetes geheilt zu werden, was zusätzlich das Herzrisiko deutlich senkt.
Daten aus der SOS-Studie, wo Diabetiker und Nichtdiabetiker mit unterschiedlichem BMI miteinander verglichen wurden belegten, dass der Erfolg der bariatrischen Chirurgie – Verhinderung einer Herzkrankheit - weniger vom BMI sondern viel mehr von den Nüchternblutzuckerwerten abhängt. Demnach profitierten Patienten mit sehr hohen Blutzuckerwerten am meisten von der Adipositaschirurgie.
02.10.2014 - dzu