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Starkes Übergewicht (Adipositas): wie wird heute behandelt?

Adipositas wird heute ganzheitlich behandelt

Mittels einer sorgfältigen Abklärung werden die Notwendigkeit und die Art der Behandlung sichergestellt. Hier lohnt es sich, wenn man ein anerkanntes Adipositas-Zentrum aufsucht.

Ein BMI unter 35 wird nach wie vor ohne chirurgischen Eingriff (konservativ) behandelt. Hier stehen Ernährungsumstellung, ein regelmässiges körperliches Training sowie allenfalls psychologische Massnahmen im Vordergrund.

Bringt die konservative Behandlung (ohne Chirurgie) keinen Erfolg, kommen chirurgische Behandlungsmethoden in Frage. Heute weiss man, dass Adipositas das Leben um 10 Jahre verkürzen kann, weshalb die bariatrische Chirurgie in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.

Was tun bei schwerem Übergewicht ?

Ab einem BMI über 35 spricht man von schwerer Fettsucht oder Fettleibigkeit. In diesem Fall weiss man, dass sich mit purer Willenskraft, Ernährungsumstellung und Sport allein selten ein dauerhafter Erfolg einstellt

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Behandlung bei Fettsucht – was bedeutet das?

Operation als letzter Ausweg - für wen?

Zu den bariatrischen Operationen gehören der Magenballon, das Magenband, die Magenverkleinerung sowie der Magenbypass.

Voraussetzung für einen chirurgischen Eingriff ist ein BMI von über 35 und der Patient muss nachweislich eine mindestens zweijährige erfolglose gewichtsreduzierende Therapie hinter sich haben. Die geeignete chirurgische Behandlungsmethode wird vorab eingehend mit dem Patienten – auch hinsichtlich seines Gesundheitszustandes – besprochen und entsprechend ausgewählt.

Bariatrische Operationen werden heute meist laparoskopisch, das heisst mit einem kleinen Schnitt in der Bauchwand und häufig roboterassistiert durchgeführt. Das macht die Operationen für die Patienten sehr sicher.

MagenballonChirurgische Behandlungsmethoden im Detail

Magenballon

Das Einlegen eines Magenballons ist ein Hilfsmittel, das unter gleichzeitiger Ernährungsumstellung, Verhaltensveränderungen sowie einem regelmässigen körperlichen Training zu einer Gewichtsreduktion führen kann.

Methode: Ein Kunststoff- oder Silikonballon wird via Speiseröhre in den Magen eingelegt und mit Luft gefüllt. Die Luftfüllung verhindert ein Rückwandern des Ballons in die Speiseröhre, respektive ein Abwandern durch den Darm. Ziel ist ein frühzeitiges Sättigungsgefühl und eine verringerte Nahrungsaufnahme.

Ab 15 kg Übergewicht kann ein Magenballon helfen, rasch an Gewicht zu verlieren und sich besser zu fühlen. Häufig wird ein Magenballon vor einer Magenverkleinerung eingesetzt, um bei sehr schwergewichtigen Patienten bereits vor dem Eingriff das Gewicht um 15-20% und damit auch das Operationsrisiko zu senken.

Magenverkleinerung

Eine Magenverkleinerung (auch Schlauchmagen, Sleeve-Gastrektiomie) wird erzielt, in dem ein Teil des Magens entfernt wird. Der verbleibende Teil wandelt sich dadurch in einen länglichen Schlauch. Durch die Verkleinerung des Magenvolumens kann danach nicht mehr so viel Nahrung aufgenommen werden, was zu einem früheren Sättigungsgefühl führt. Der Schlauchmagen hat zudem den Vorteil, dass das in der Magenschleimhaut produzierte "Hungerhormon" Gherlin markant reduziert wird und sich entsprechend ein vermindertes Hungergefühl entwickelt.

Ab einem BMI über 40 kann eine Magenverkleinerung helfen, Begleiterkrankungen zu eliminieren oder markant zu reduzieren und ein gesundes Gewicht zu erreichen. Nach der Operation kann das Leben normal weitergehen. Allerdings sollte bei der Nahrungsaufnahme gut gekaut und auf kalorienreiche oder kohlesäurehaltige Getränke verzichtet werden. Die Magenverkleinerung kann nicht rückgängig gemacht werden, weshalb dieser Schritt gut überlegt werden muss.

Magenband

Das Magenband ist eine mechanische Sperre. Der Magen wird dabei nicht verkleinert und auch die Produktion von Gherlin  bleibt intakt. Unter Narkose wird im laparoskopischen Verfahren ein Silikonband im oberen Teil des Magens um den Magen angebracht. Der Innendurchmesser dieses Bandes kann enger oder weiter gestellt werden, was vom Chirurgen ein hohes Mass an Erfahrung verlangt. Durch das Anlegen des Magenbandes entsteht ein kleiner Vormagen, der für die Nahrungsaufnahme zuständig ist. Der Vormagen ist wesentlich kleiner als der Magen selbst, was ebenfalls zu einer wesentlich kleineren Nahrungsaufnahme führt.

Insbesondere Patienten mit einem BMI über 40 oder bei vorliegenden Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes) auch schon bei einem BMI ab 35 wird das Magenband empfohlen. Nach einer Magenbandoperation sollte hauptsächlich auf Süssigkeiten verzichtet werden. Wer hier Mühe hat, dem wird eher ein Magenbypass empfohlen.

Magenbypass

Beim Magenbypass handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Funktion von mehr als zweidrittel des Magens stillgelegt wird. Gleichzeitig wird der Rest des Magens mit der ersten Dünndarmschlinge verbunden. Je nach Länge dieser Dünndarmschlinge wird die Nahrungsaufnahme, respektive die Nahrungsverwertung entsprechend stark reduziert, sodass überschüssige Pfunde ziemlich schnell purzeln.

Gemäss internationalem Standard wird der Magenbypass ab einem BMI von 40 oder bereits ab 35 bei bestehenden Begleiterkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes etc.) zur Verbesserung der Gesundheit empfohlen. Voraussetzung ist die Bereitschaft einer lebenslangen Änderung des Ess- und Ernährungsverhalten sowie die Aufnahme von regelmässigen körperlichen Aktivitäten. Das Ziel ist eine relativ rasche, hohe Gewichtsreduktion. Nachteil: Dieses Verfahren kann nicht rückgängig gemacht werden und die Operation ist aufwändiger als z.B. eine Magenverkleinerung.

Plastische Chirurgie nach dem operativen Eingriff

Die plastische Chirurgie wird dann notwendig, wenn überschüssiges Gewebe (sogenannte Hautschürzen) abgetragen werden sollen. Aufgrund fehlender Elastizität der Haut lassen sich diese Probleme mit Sport, Massagen oder Fettabsaugung allein nicht beseitigen. Die Hautfalten können aber zu einem hygienischen sowie körperlichen Problem für den Patienten werden, da Haut auf Haut reibt. Meist reicht ein einmaliger Eingriff hier nicht aus.

Nachbetreuung und Kontrollen des Operationserfolges

Moderne Behandlungszentren lassen den Patienten auch nach der Operation nicht allein. Nach erfolgter Operation wird mittels Röntgenbilder der Verlauf untersucht und dokumentiert. Ab der 6. Woche erfolgen ein gezieltes Training im Essverhalten sowie ein spezielles Aufbauernährungsprogramm. Gleichzeitig helfen Bewegungsexperten ein Bewegungsprogramm aufzubauen. Denn: Mit der Operation allein ist es nicht getan. Der Betroffene muss dringend und lebenslang seine Ernährung umstellen und sich von nun an regelmässig körperlich betätigen, wenn die Operation Erfolg haben soll. Ernährungsberater bieten hier wertvolle Hilfe und Unterstützung.

Mit dem Gewichtsverlust kommt die Lust sich mehr zu bewegen meist von allein. Sportliche Aktivitäten in der Gruppe helfen der Motivation noch zusätzlich. Mit einfachen Tricks — sitzen statt stehen, laufen statt fahren —bekommt man auch im Alltag relativ einfach mehr Bewegung und verbraucht so mehr Kalorien.

Aber nicht nur der Körper auch die Seele, die ja bei Übergewichtigen ebenfalls immer stark leidet, braucht Hilfe. Mit psychologischer Unterstützung lernen Betroffene die Ursachen des gestörten Essverhaltens zu eruieren und das Selbstbewusstsein zu stärken. Ausserdem lernen sie mit Belastung und Stress besser umzugehen und Frustgefühle nicht einfach mit Essen zu kompensieren.

Bariatrische Chirurgie – wer bezahlt?

Ab einem BMI von 35 wird die chirurgische Behandlung in der Schweiz seit anfangs 2011 von der Grundversicherung übernommen. Dazu gehören die Magenverkleinerung, das Magenband sowie der Magenbypass. Bei schwerst Übergewichtigen Patienten (ab BMI 40) und vor allem bei solchen Patienten, die auf Grund ihres hohen Übergewichtes nicht mehr operiert werden können, werden die Kosten des Magenballons ebenfalls von den Krankenkassen übernommen. Ein Preisvergleich lohnt sich.

Voraussetzung: Der Patient hat eine zweijährige, erfolglose, gewichtsreduzierende Therapie hinter sich und die Indikationsstellung, die Durchführung der Operation, die Qualitätssicherung sowie die Nachkontrollen der Behandlung erfolgen in einem Zentrum, das die Richtlinien der "Swiss Study Group of Morbid Obesity" (SMOB) befolgt.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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