Alkoholabhängigkeit: Auch Nahestehende sind betroffen
Schätzungen gehen davon aus, dass es in der Schweiz rund eine Million Menschen gibt, die einer Person mit einem Alkoholproblem nahe stehen. Diese wissen oftmals nicht, wie sie sich „richtig“ verhalten sollen
Die Beziehung ist belastet durch Instabilität, Misstrauen, es kann zu finanziellen Schwierigkeiten kommen, Stimmungsschwankungen führen zu Unsicherheit und Ohnmacht, nicht selten kommt es in alkoholbelasteten Beziehungen zu Gewalt oder Drohungen.
Ohnmacht wenn der Partner, die Mutter, der Sohn trinken
"Mein Partner trinkt zu viel - was kann ich tun?" - "Ich mache mir Sorgen, weil meine Mutter immer wieder betrunken ist - was soll ich unternehmen?" - "Weil ich meinen besten Freund auf seinen übermässigen Alkoholkonsum angesprochen habe, will er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben. Bin ich zu weit gegangen?"
Schuld- und Schamgefühle breiten sich aus
Angehörige und nahe stehende Personen von Menschen mit einem Alkoholproblem fühlen sich oftmals ohnmächtig und hilflos. Sollen sie einfach darüber hinwegsehen, schweigen und erdulden? Oder sollen sie etwas unternehmen? Doch was? Die Gesellschaft nimmt gegenüber Menschen mit Alkoholproblemen häufig eine negative Haltung ein, was bei vielen Angehörigen zusätzlich zu Schuld- und Schamgefühlen führt. Sie laufen dadurch Gefahr, den übermässigen Alkoholkonsum zu decken oder zu bagatellisieren und geraten in die so genannte Co-Abhängigkeit.
Bewusstwerden der Krankheit
Nahestende möchten, dass die alkoholabhängige Person mit dem übermässigen Trinken aufhört. Doch diesen Entscheid müssen Alkoholabhängige selber treffen. Sie können nicht dazu gezwungen werden, den Alkoholkonsum aufzugeben oder diesen einzuschränken. Also müssen sich Angehörige und Bezugspersonen darüber klar werden, welche Möglichkeiten sie überhaupt haben, um die Situation für sie lebbar zu machen und nicht in die Co-Abhängigkeit zu geraten. Die Einstellung und das Verhalten von Angehörigen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich abhängige Personen ihrer Krankheit bewusst werden und motiviert sind, die Situation zu ändern.
Meetings mit andern Betroffenen
Die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA) bietet Partnerinnen und Partnern, Eltern und erwachsenen Kindern von Menschen mit Alkoholproblemen Unterstützung an, wie sie mit der belastenden Situation umgehen können und was ihr Beitrag zu einer Veränderung sein könnte. Gerade die Auseinandersetzung in einer Gruppe mit anderen Mitbetroffenen wird dabei als stützend und bereichernd erlebt. Die nächsten Info-Meetings für Angehörige starten in der zweiten Augusthälfte. Es sind noch Plätze frei.
Mehr Informationen unter:
Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme - Josefstrasse 91 - 8005 Zürich
28.07.2008