Alkoholprobleme - nicht wegschauen, etwas tun
Die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA) coacht den Geschäftsmann, die Chefin, die Eltern, sogar Kinder aus familiärbelasteten Situationen, sagt der stellvertretende Leiter der ZFA.
Legende zum Interview
Sprechzimmer: Herr Kocher, die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA) hat sich der Beratung, Therapie sowie Prävention von Alkohol- und anderen Drogenproblemen verschrieben. Welches ist Ihre Zielgruppe? |
Bernhard Kocher Personen aller Altersstufen, die einen Risikokonsum von Alkohol aufweisen oder bereits eine Abhängigkeit entwickelt haben sowie deren Angehörige finden bei uns Beratung. Präventiv schulen und coachen wir Führungskräfte, Personalverantwortliche sowie Fachpersonen aus dem Jugend-, Sozial- und Gesundheitsbereich. Im Zentrum steht hier der Umgang mit Sucht(mitteln) im beruflichen Kontext. |
Sprechzimmer: Gibt es bei der ZFA Einzelberatung und ist ein Arzt dabei? |
Bernhard Kocher Erfahrene Psychologen und Sozialarbeiterinnen mit Zusatzausbildungen leisten pro Jahr über 8’000 Beratungs- und Therapiestunden für Einzelpersonen, Paare und Familien. Ein Arzt steht für spezielle Abklärungen und für suchtmedizinische und psychiatrische Fragen von Hausärzten und Arbeitgeber zur Verfügung. Ein wichtiges Angebot sind ausserdem diverse Gruppenveranstaltungen. |
Sprechzimmer: Bereits zum 10. Mal startet im September das „Ambulante Alkohol-Entzugsprogramm“ (AEP). Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? |
Bernhard Kocher Nicht jeder alkoholabhängige Mensch benötigt für die Entzugsbehandlung eine Klinik. Nach ärztlichen Risikoabklärungen Arzt bleiben die Teilnehmer während dem zweiwöchigen Programm im vertrauten Umfeld, was besonders für Berufstätige und Personen mit familiären Verpflichtungen attraktiv ist. Daneben finden Gruppenveranstaltungen statt, mit medizinischer wie auch psychotherapeutisch er Begleitung. 98.5% der Teilnehmer beendeten bisher planmässig das Programm. Diese schätzten insbesondere die Gruppenarbeit. Weiterführende Angebote - einzeln oder in Gruppen - tragen zur Rückfallprävention bei z.B. mit dem Ziel des kontrollierten Trinkens oder der erfolgreichen total Abstinenz. Anmeldungen für die Septembergruppe sind noch möglich. |
Sprechzimmer: Ein weiteres wichtiges Angebot wendet sich an Kinder aus alkoholbelasteten Familien. |
Bernhard Kocher Kinder übernehmen oft zu viel Verantwortung oder suchen die Schuld für angespannte Familiensituationen bei sich. Das ist eine enorme Belastung. Zusammen mit dem Institut für Konfliktmanagement und Mythodrama bieten wir eine spezielle Gruppe für Kinder von 8 bis 14 Jahren an. An zehn Nachmittagen à zwei Stunden lernen die Kinder auf spielerische Weise und sorgsam begleitet, sich mit ihrer Lebenssituation auseinander zu setzen erhalten altersgerechte Aufklärung zum Thema Sucht und Alkohol. Nächster Gruppenstart ist am 28. Oktober. |
Bernhard Kocher Dank einem Leistungsvertrag mit der Stadt Zürich, Beiträgen aus dem Alkoholzehntel, Mitgliederbeiträgen, Spenden und Einnahmen au s Dienstleistungen sind Erstgespräche sowie ein Alco-Check-Up für die Bewohner/innen der Stadt Zürich gratis. Weitere Leistungen werden nach Einkommen abgestuft, mit geringer Kostenbeteilung für die Einzelnen. Arztleistungen bezahlt die Krankenkasse. |
Wir bedanken uns herzlich bei Bernhard Kocher, für die spontane Zusage und das äusserst informative Interview und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg in seiner Arbeit als Experte in der Prävention von Alkohohl- und anderern Drogenproblemen.
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Bernhard Kocher ist Psychologe FH und stv. Geschäftsführer der ZFA, Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme.
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Das Interview erscheint im Gesundheitsteil der Pendlerzeitung NEWS vom 18.08.2009.
18.08.2009