Fairplay am Arbeitsplatz - Schutz für das Herz
Stress und psychische Belastungen wie Mobbing oder unfaires Behandeln können das Herz belasten. Eine aktuelle Studie hat das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen gemessen.
Wer am Arbeitsplatz unfair behandelt wird, sollte das Problem aktiv angehen.
Denn eine neue Studie zeigt: Wird das Gefühl, schikaniert zu werden, zum ständigen Begleiter im Berufsalltag, kann das buchstäblich aufs Herz schlagen. Je weiter unten die Arbeit-nehmer in der beruflichen Hierarchie angesiedelt sind, desto häufiger fühlen sie sich ungerecht behandelt und beurteilt. «Ansprechen statt schlucken!», empfiehlt deshalb die Schweizerische Herzstiftung. Qualifikationsgespräche zum Jahresende bieten Gelegenheit dazu.
Dass Stress und psychische Belastungen dem Herzen zusetzen können, ist vielfach belegt. Nun weisen die Ergebnisse einer grossen britisch-finnischen Studie («Whitehall II», siehe Quellenangabe) auf einen neuen, besonderen Zusammenhang hin: Schikane und Benachteiligung erhöhen direkt und messbar das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Krankheit. Jene Probandinnen und Probanden, die angaben, sich besonders unfair behandelt zu fühlen, wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit herzkrank als die Kollegen, die mit ihrem Umfeld zufrieden waren. Dieses Ergebnis zeigte sich selbst dann, wenn andere für die Herz-gesundheit bedeutende Faktoren wie Lebensstil, Geschlecht oder Alter mit berücksichtigt wurden. Ausgewertet wurden die Daten von über 8'000 britischen Verwaltungsangestellten (rund 5'700 Männern und rund 2'600 Frauen) zwischen 35 und 55 Jahren.
Zuunterst in der Hierarchie
Entgegen verbreiteter Vorstellungen tragen somit Personen in leitenden Funktionen nicht zwingend das grössere Infarktrisiko als ihre ausführenden Mitarbeitenden. «Eher im Gegenteil», sagt der Basler Kardiologe Prof. Andreas Hoffmann, Vorsitzender der Herzgruppenkommission der Schweizerischen Herzstiftung: «Je weniger freie Entscheidungsbefugnis ein Mitarbeiter hat, je mehr er sich fremdbestimmt und in seinen Bestrebungen nicht anerkannt fühlt oder unglücklich über eine monotone Arbeit ist, desto mehr gefährdet dies auf die Dauer seine (Herz-)Gesundheit.» Zu den Opfern in den unteren Stufen der Hierarchie gehören namentlich auch viele Frauen.
Angst vor Sanktionen
Gut gemeinter Rat in dieser Situation ist rasch zur Hand, und oft spüren es die Betroffenen selber: Die Ursache des dauernden Drucks, des Gefühls der Ungerechtigkeit oder des Ausgeliefertseins sollte identifiziert und möglichst behoben werden. «Doch viele Menschen schweigen lieber, weil sie Angst vor Sanktionen haben – im schlimmsten Fall, ihre Stelle zu verlieren», sagt Dr. Roger Weber, Chefarzt der Rehabilitationsklinik Le Noirmont. Während der Rehabilitation würden deshalb Herzinfarktpatienten auf dem Weg zurück in den Berufsalltag von Fachpersonen der Klinik dabei unterstützt, belastende Situationen zu klären. Studien lassen vermuten, dass die Rückkehr in einen stressigen Job einem zweiten Herzanfall Vorschub leistet.
Ansprechen statt schlucken
Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt Betroffenen, Probleme anzusprechen. Eine günstige Gelegenheit können die Mitarbeitergespräche sein, die auf das Jahresende hin geführt werden. Ist die Angst zu gross oder die Situation zu verfahren, sollte fachliche Beratung in Betracht gezogen werden.
«Ansprechen statt schlucken» hat dabei doppelte Bedeutung: Denn nicht wenige Betroffene neigen dazu, psychischen Stress durch übermässiges Essen oder Alkoholtrinken zu kompensieren. Ungesunder Konsum – wie auch das Tabakrauchen – erhöht aber das Risiko krank zu werden und bringt keinen Ausweg aus dem Konflikt. «Besser ist es, das innere Gleichgewicht bei einer entspannenden Aktivität zu suchen», sagt Prof. Andreas Hoffmann und schlägt vor: «Im Garten arbeiten, sich körperlich betätigen, die Hobbys pflegen, eine Entspannungstechnik lernen. Gut ist jede Art des Ausgleichs, die niemandem schadet!».
Ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen zum Thema «Stress – ein Risiko für Herz und Gefässe» kann kostenlos bestellt werden bei der Schweizerischen Herzstiftung, Schwarztorstrasse 18, Postfach 368, 3000 Bern 14, über das Bestelltelefon 0900 553 144
(Fr. 1.50 pro Minute), per Fax 031 388 80 88 oder via E-Mail docu@swissheart.ch, www.swissheart.ch
29.11.2007