Massvoll oder Mass voll?
Die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA) präsentiert ihre Dienstleistungen für das Jahr 2009 in einer soeben erschienenen Broschüre.
Darin finden sich Einzel- und Gruppenangebote für Menschen mit einem risikoreichen Alkoholkonsum oder einer Abhängigkeit, für Angehörige und nahe stehende Bezugspersonen. Neu aufgenommen wird ein spezielles Gruppenangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien.
Schätzungen gehen davon aus, dass im Kanton Zürich 55’ - 80'000 Personen einen problematischen Konsum oder eine Alkoholabhängigkeit aufweisen. Zählt man nahe stehende Angehörige hinzu, vervierfacht sich die Zahl von Menschen, die von einer Alkoholproblematik direkt oder indirekt betroffen sind. Die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme will mit einem vielfältigen Einzel- und Gruppenangebot Anlaufstelle für Personen sein, die ihre Situation und ihr Konsumverhalten hinterfragen und verändern wollen.
Von der Standortbestimmung bis zur Therapie
Bei der ZFA melden sich Personen, die sich Sorgen machen über ihren eigenen Konsum oder den ihrer Partnerin oder ihres Partners. Manchmal ist es auch ein Arbeitgeber, der einem Mitarbeitenden nahelegt, sich Unterstützung bei der Bewältigung einer vermuteten Alkoholproblematik zu suchen. Im Rahmen einer Standortbestimmung mit einem Berater oder einer Beraterin der ZFA wird das Konsumverhalten reflektiert und wenn möglich ein Veränderungsprozess in Gang gesetzt.
Gemeinsam wird das weitere Vorgehen geplant. Die betroffene Person hat die Wahl, in Einzelgesprächen an den individuellen Fragestellungen zu arbeiten oder aber ein Gruppenangebot aus einer breiten Palette auszuwählen. Es zeigt sich, dass gerade die Kombination von Einzel- und Gruppengesprächen die Veränderungsbereitschaft stärkt und das Gefühl von "ich bin mit meinem Problem allein" verringert.
Kontrollierter Konsum oder Abstinenz?
Die Vorstellung, nie mehr Alkohol trinken zu können, stellt für viele Betroffene eine enorm hohe Hürde dar. Im Gruppenangebot "Kontrolliertes Trinken" lernen die Teilnehmenden, in sogenannten Risikosituationen (wie beispielsweise Firmenapéros, Weihnachtsesssen etc.) die Kontrolle über ihren Konsum zu behalten und mithilfe eines Trinktagebuches die Übersicht zu behalten.
Was für Nichtbetroffene simpel klingt stellt für Menschen mit einem Alkoholproblem eine grosse Herausforderung dar. In anderen Gruppenangeboten stärken die Teilnehmenden ihren Abstinenzentscheid oder entwickeln im Rückfallpräventions-Training Strategien, wie Risikosituationen bewältigt werden können. Neben Gesprächsrunden bietet die ZFA auch kreativ- und bewegungsorientierte Gruppen an.
Kinder aus suchtbelasteten Familien besonders betroffen
Der problematische Alkoholkonsum eines Familienmitglieds prägt die Atmosphäre zu Hause. Unter den Spannungen, die zwischen den Erwachsenen, aber auch mit den Kindern entstehen, gehen nicht spurlos an den Kindern vorbei. Diese leiden mit. Nicht selten werden sie in ihrem Verhalten auch auffällig. Die ZFA bietet neu eine Gruppe speziell für Kinder aus suchtbelasteten Familien an.
In der Gruppe können sich die Kinder mittels Geschichten, Spielen und Gesprächen über ihre Erfahrungen und Ängste austauschen. Sie fühlen sich dadurch nicht mehr allein und werden in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt. Zudem erhalten sie altersgerechte und hilfreiche Informationen zum Thema Sucht und Alkohol.
02.12.2008