Von der Trinkerfürsorge zur Fachstelle für Alkoholprobleme
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA) entstand das Buch „Einhundert Jahre“, welches aus unabhängiger Perspektive auf eindrückliche Weise den Wandel der Trinkerfürsorge zur Fachstelle darstellt.
Frühere Arbeitsmethoden wie das Melde- und Erkundigungswesen und die Befürwortung von Zwangsmassnahmen werden kritisch betrachtet. Zudem wird an Präventionsaktivitäten wie die "Süssmost-Tage" in den 30er-Jahren oder gegen das "Bar-Unwesen" in den 60er-Jahren erinnert.
Schliesslich wird über den Abschied des Abstinenzparadigmas in den 90er-Jahren und vielen weiteren Entwicklungen bis zum heutigen Menschenbild und Suchtverständnis der Fachstelle informiert. 1912 betrat die Zürcher Fürsorgestelle für Alkoholkranke (ZFA) Neuland. Sie war die erste vollamtlich geführte, konfessionell und politisch neutrale Einrichtung der Trinkerfürsorge in der Schweiz. Die ZFA kümmerte sich um jene Alkoholkranken, die sich nicht freiwillig einem Abstinenzverein anschliessen wollten. Durch Beratung und Zuspruch wurden diese zur Änderung ihres Lebenswandels motiviert. Auch die Ehefrauen, die "Hüterinnen des häuslichen Glücks", wurden einbezogen und man versuchte, diese für eine abstinente Haushaltsführung zu gewinnen.
Wenn es der ZFA nicht gelang, die Alkoholgefährdeten einer Behandlung zuzuführen, befürwortete und unterstützte sie in den ersten Jahrzehnten - in enger Zusammen-arbeit mit dem Stadtzürcher Sozialwesen und dem damaligen Zeitgeist entsprechend - auch verschiedene Zwangsmassnahmen unter Verweis auf die öffentliche Sicherheit und den Schutz der Familie. Was früher im Fürsorgewesen wie in der breiten Öffentlichkeit akzeptiert war, ist aus heutiger Sicht nicht mehr vertretbar. Schritt für Schritt hat die ZFA ihre Arbeitsmethoden verändert und weiterentwickelt. Die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung der Ratsuchenden zählen heute genauso zu den zentralen Grundsätzen der Fachstelle, wie auch ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, der nebst der Suchtbehandlung auch die psychischen, sozialen und gesundheitlichen Problemstellungen berücksichtigt. Nebst einer dauerhaften Abstinenz zählen deshalb seit längerer Zeit auch eine Konsumreduktion und der kontrollierte Alkoholkonsum zu den erklärten Zielen der ZFA.
Das 120 Seiten umfassende Buch kann unter www.zfa.ch heruntergeladen oder bei der ZFA für 25 Franken bestellt werden.
Zum Flyer zum 100-Jahr-Jubiläums der Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme (ZFA)
Die Ausstellung "Achtung Alkohol" im Kulturama Zürich wird bis am 20. Januar 2013 verlängert, www.kulturama.ch
28.11.2012