Wie einem "trockenen" Alkoholkranken helfen?
Von
(Doris Zumbühl)
- Der trockene Alkoholkranke muss lebenslang völlig auf Alkohol verzichten, denn schon die kleinste Menge Alkohol (z.B. in einem Dessert), kann einen Rückfall in die Sucht einleiten. Den Entschluss zum alkoholabstinenten Leben kann der Betroffene letztlich nur selbständig und alleine fassen. Als Angehörige haben Sie jedoch die Möglichkeit ihm in seiner Abstinenz unterstützend zu helfen.
- Leben Sie gemeinsam mit Ihrem Partner alkoholabstinent! Wenn Sie mit Ihrem Partner gemeinsam auf Alkohol verzichten, zeigen Sie damit Einfühlungsvermögen und Verständnis. Sie meiden gemeinsam den Stoff, der zuvor Ihr gemeinsames Leben vergiftete.
- Alkoholkranke werden zwar selten die Mitabstinenz ihrer Angehörigen verlangen, sind aber dankbar, wenn diese ihnen selbstverständlich entgegengebracht wird und sie damit nicht alleine sind.
- Sorgen Sie dafür, dass genügend und verschiedene alkoholfreie Getränke im Hause sind. Meiden Sie Alkoholvorräte im Haus! Machen Sie es zur Selbstverständlichkeit, dass es bei Ihnen keinen Alkohol gibt. Gastlichkeit kann man auch zeigen, indem man leckere alkoholfreie Drinks anbietet.
- Sollte bei einer Feierlichkeit in Ihrem Haus doch Alkohol angeboten werden, sorgen Sie dafür, dass angebrochene Flaschen und Reste so schnell wie möglich entsorgt werden.
- Meiden Sie Vorwürfe, die die Zeit vor der Abstinenz betreffen. Ziehen Sie einen Schlussstrich unter die Ärgernisse der Vergangenheit, denn diese Wunden dürfen nicht immer wieder aufgerissen werden. Schauen Sie nach vorne und nicht zurück.
- Schliessen Sie sich gemeinsam einer Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige an. Das ist sowohl für den Betroffenen, als auch für Sie nahezu lebensnotwendig! Sie laufen so nicht in Gefahr in die Isolation zu geraten, Sie lernen neue Freunde kennen, die Ihre Sorgen und Probleme teilen und ebenfalls abstinent leben.
- Sie brauchen die Gemeinschaft der abstinenten Gruppe, um Erfahrungen der anderen aufzunehmen und eigene Fehler zu vermeiden. Beispielsweise würde ein zu besorgtes und beschützendes Verhalten den trockenen Alkoholkranken beeinträchtigen und bedrücken.
- Üben Sie wieder echte Partnerschaft ein! Während der Trinkzeit des Betroffenen war es notwenig, dass Sie alle Angelegenheiten regelten und häufig Entscheidungen alleine treffen mussten. Sie fühlten sich für den Kranken mitverantwortlich. Der Partner ist jetzt aber nüchtern und Sie können alles gemeinsam besprechen und regeln.
- Ihr trockener alkoholkranker Partner muss seine Erfahrungen selber machen können, dazu gehören auch schmerzliche Erfahrungen. Erst dann kann er lernen, wie er mit Enttäuschungen, Angst und anderen unguten Gefühlen umgehen kann, ohne gleich wieder zur Flasche zu greifen. Sie als Angehöriger müssen lernen, Ihrem Partner nichts von seinen Aufgaben abzunehmen, auch dann nicht , wenn Sie meinen, dass Sie es vielleicht besser machen würden. Darüber hinaus müssen Sie lernen, sich wieder um Ihr Leben zu kümmern, anstatt auf das Ihres Partners aufzupassen.
- Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche. Sprechen Sie offen über Gefühle, Probleme, Sorgen, Ängste und Hoffnungen. Das schafft eine Vertrauensbasis, die durch die Trinkerei zerstört wurde. Achten Sie bei Meinungsverschiedenheiten darauf, sachlich zu bleiben. Versuchen Sie sich gegenseitig zu verstehen.
- Machen Sie eine innerliche Inventur. Fragen Sie sich, was Ihnen fehlen wird, wenn der Abhängige nicht mehr abhängig ist. Im ersten Moment schein diese Frage etwas merkwürdig. Aber es ist wirklich ganz natürlich, dass Ihnen etwas fehlen wird, wenn sich etwas verändert. Sollten Sie sich über Jahre hinweg daran gewöhnt haben, Dinge zu tun, die die alkoholabhängige Person jetzt wieder selbst tun will, so heisst das nicht, dass Sie sich automatisch dabei wohlfühlen.
Doris Zumbühl
Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.