Schwangere brauchen echte soziale Kontakte für ihr seelisches Wohlbefinden
Schwangere brauchen keinen Luxus, sondern andere Menschen um sich. Früher waren das Mütter, Tanten, Nachbarinnen – heute suchen sich Schwangere Rat im Internet oder bei professionellen Hebammen. Aber: Nur richtige soziale Kontakte erhalten auch gesund.
Aber auch benachteiligte Frauen weisen eine gute Gesundheit auf, wenn sie eng in ein soziales Netz eingebunden sind, wie Experten anhand einer Studie an Schwangeren aufzeigen.
Die Forscher begleiteten 300 schwangere Frauen bis hin zur Geburt und untersuchten, welche Faktoren für deren psychisches Wohlbefinden wichtig waren. Fakt: Reichtum kann helfen. Aber Eingebundensein in ein enges soziales Netz ist genau so wichtig für die psychische Gesundheit der Schwangeren, so die Experten im "Journal of Cultural Diversity and Ethnic Minority Psychology".
In der Medizin werden die Fragen, warum Menschen trotz widriger Umstände im sozialen, ökonomischen oder genetischen Bereich gesund bleiben, immer wichtiger. Man spricht hier von einer „Salutogenese“. Für Expertinnen des Deutschen Hebammenverbandes sind dafür drei Faktoren zentral: Die Möglichkeit von eigenständigem Handeln (keine Opferhaltung), intellektuelle und emotionale Fähigkeiten, Geschehnisse richtig einzuordnen und zu verstehen und das Wissen um den Sinn einer Sache.
Die Schwangerschaft ist hier eine Ausnahmesituation: Körperliche sowie hormonelle Veränderungen können die Emotionen belasten und damit auch die Begegnungen mit anderen Menschen. Das Wachsen des neuen Lebens im eigenen Bauch kann verunsichern und ängstigen. Hier hilft der Austausch mit anderen. Eben dafür standen früher Mütter, Schwiegermütter, Freundinnen, Nachbarinnen bereit. Die heutige Gesellschaft lebt viel anonymer und häufig weit weg von der Stammfamilie. Internet-Foren haben deshalb einen regen Zulauf. Aber: Dies allein genüge nicht, häufig werden darum Hebammen auch für die psychische Betreuung der Frauen beigezogen, so die Expertinnen.
Erstgebärende sind heute um die 30, eigenständig im Leben und häufig arbeitstätig. Und gerade dort sind nur in den seltensten Fällen Ausnahmesituationen erlaubt und geduldet. Das erhöht die Gefahr, dass eine Schwangerschaft heute häufiger mit körperlichen Symptomen oder mit „Kranksein“ als Fluchtweg einhergeht.
05.08.2010