Stress der Mütter begünstigt Schreiprobleme bei Babys
Psychisch und physisch angeschlagene Mütter haben häufiger Schreibabys, wie eine Studie der Universität Basel zeigt. Depressionen, körperliche Versehrtheit oder auch Stress wegen der Arbeit sind dabei die häufigsten Auslöser.
Die Forscher verglichen diese Mütter mit einer Vergleichsgruppe von Mutter-Kind-Paaren (6’129 Paare), in denen keine Schreiprobleme vermerkt wurden. In einer zweiten Studie wurden 15 weitere Mütter intensiv begleitet und befragt.
Die Forscher fanden folgende Risikofaktoren, die Schreiattacken bei Neugeborenen begünstigen:
- Depressive Mütter hatten viermal häufiger Schreibabys
- Bei Frauen mit körperlichen Beschwerden war das Risiko um 40% erhöht.
Obwohl das Schreien der Babys nicht messbar war, muss man davon ausgehen, dass die Angaben der Eltern stimmen. Meist machten beide Eltern nämlich übereinstimmende Aussagen.
Ein weiterer Risikofaktor scheint die Berufstätigkeit der Mutter zu sein. Die Wahrscheinlichkeit für Schreiprobleme beim Baby bei jenen Müttern, die gleich nach dem Mutterschaftsurlaub wieder an die Arbeit zurückkehrten (nach 15-16 Wochen) war um 40% erhöht.
Geschwister senken das Risiko
Babys welche als 2. Kind in der Familie geboren wurden, zeigten wesentlich seltener Schreiprobleme als Erstgeborene; beim Drittgeborenen sank das Risiko noch deutlicher. Die Gründe dafür seien verschieden, so die Studienleiterin. Mütter gaben zum Beispiel an, dass sie sich beim zweiten oder dritten Kind viel sicherer fühlten als beim ersten. Die Erwartung, dass ein Kind immer ruhig sei, falle weg. Auch könnten aufmerksame Geschwister einen positiven und beruhigenden Effekt auf das Baby haben.
Stress nicht alleinige Ursache
Die Studienleiterin betont, dass Stress der Eltern nicht die einzige Ursache für die Schreiprobleme ihrer Neugeborenen ist. Säuglinge bis zu drei Monaten schreien relativ häufig. Eine These sei, dass das Hirn noch nicht ausgereift ist und gewisse Erregungsregulierungs-Mechanismen noch nicht richtig funktionieren; das heisst: ist das Baby einmal erregt, fällt es ihm schwer, sich wieder zu beruhigen.
Aber: Es gebe viele Mütter, die Hilfe brauchen. Mütter sind heute viel stärker auf sich selbst gestellt als früher – z.B. fehlt häufig die Unterstützung durch Haushalthilfen, welche nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt werden. Hier wäre es an der Politik, Abhilfe zu schaffen, zum Beispiel mit einem längeren gesetzlich vorgeschriebenen Vaterschaftsurlaub, so die Forscherin. Frischgebackene Eltern kämen sehr schnell an ihre Grenzen, wenn ihr Baby nicht mehr aufhört zu schreien.
Ständiges Schreien ist deshalb auch das Hauptproblem, das Mütter ärztliche Hilfe holen lässt oder Eltern dazu verleitet, ihr Kind zu schütteln, was im Extremfall zum Tode des Kindes führen kann.
20.09.2010