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Häufige Fragen und Antworten zum Thema Stillen - Mythen und Märchen rund um Schwangerschaft und Geburt

Fragen und Antworten zum Thema Stillen

Grundsätzlich soll ein Kind nach Bedarf gestillt werden. Das heisst, wenn es Hunger zeigt (schmatzen, schlecken oder sogar weinen). Das kann in den ersten Wochen sehr häufig und auch in unregelmässigen Zeitabständen der Fall sein, wird aber mit der Zeit weniger. Rechnen Sie zu Beginn der Stillzeit mit 8-12 Mahlzeiten in 24 Stunden.

  • Saugende Bewegungen
  • Sauggeräusche
  • Schlecken
  • Zunge herausstrecken
  • Führt die Hand zum Mund
  • Hin- und Herdrehen des Kopfes
  • Ruhelosigkeit

Wenn Sie Ihr Baby dann noch nicht ansetzen, folgen sehr bald Unmutsäusserungen. Minuten später bricht es in Weinen aus. Weinen ist ein sehr spätes Hungerzeichen. Ein weinendes Baby zu beruhigen und anzusetzen, ist viel schwieriger, als das Stillen beim ersten Interesse am Saugen zu beginnen.

Betrachten Sie Ihr Baby beim Trinken, um zu beurteilen, ob es wirkungsvoll saugt. Wenn es richtig angelegt ist, hat es viel Brustgewebe erfasst (d.h. viel vom Warzenhof im Mund).

Ober- und Unterlippe sind nach aussen gestülpt, Nase und Kinn berühren die Brust. Vermeiden Sie es, mit dem Finger auf die Brust zu drücken (sogenanntes Nase freihalten). Dadurch könnte sich nämlich die Brustwarze im Munde des Kindes verschieben und durch die Reibung der Warze am harten Gaumen des Kindes könnten wunde Warzen entstehen.

Ihr Kind kann auch ohne diese Massnahme atmen; es bekommt seitlich durch die Nasenlöcher die nötige Luft. Achten Sie darauf, ob ihr Kind schluckt. Hörbar wie ein gehauchtes "Kaa". Ebenfalls wichtig ist, dass das Stillen nicht schmerzhaft ist. Sie spüren ein starkes Saugen, allenfalls beim Ansaugen einen kurzen heftigen Schmerz, der aber wieder aufhört. Dieser Schmerz kommt von der Dehnung der Brustwarze, denn das Kind zieht sich die Warze weit nach hinten in den Gaumen. Danach behält sich das Kind die Brustwarze im gedehnten Zustand und entleert die Brust mit wellenförmiger Zungenbewegung.

Ihre Brustwarze sollte nach der Stillmahlzeit länger, aber nicht gequetscht oder verformt sein. Wenn während der Stillmahlzeit plötzlich Schmerzen auftreten, ist das meist ein Zeichen, dass die Position nicht mehr korrekt ist. Es empfiehlt sich dann, das Kind noch einmal anzulegen.

Trinkt das Kind beide Seiten, beginnen Sie die nächste Stillmahlzeit auf der Seite, auf der das Kind als zweites getrunken hat. Trinkt das Kind nur eine Seite, wechseln Sie die Seite jedes Mal.

Wenn Ihr Baby erwacht und hungrig ist, setzen Sie es zuerst an und wickeln Sie es nachdem es eine Seite getrunken hat. Ist Ihr Baby aber eher schläfrig, dann ist das Wickeln im Voraus eine Möglichkeit, das Kind munter zu machen. 

Es gibt Kinder, die nach jeder Brust aufstossen müssen, ansonsten sind sie unruhig. Es gibt aber auch Babys, die am Ende der Mahlzeit tief einschlafen, ohne ein Bäuerchen zu machen. Vielleicht erwachen sie einige Zeit nach dem Trinken wieder und müssen aufstossen, andere Kinder kommen ganz ohne das Bäuerchen aus. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind braucht.

Wenn Ihr Kind beim Trinken nicht eingeschlafen ist, können Sie es nach jeder Seite oder am Ende der Stillmahlzeit aufstossen lassen. Halten Sie Ihr Baby so, dass es nach hinten über Ihre Schulter schaut. Bewegen Sie es langsam hin und her (Popo hin und herrollen); das lässt die Luft schneller entweichen.

Ein gesundes Baby, das ausreichend trinkt, benötigt in den ersten sechs Monaten keine zusätzliche Flüssigkeit. Die Muttermilch ist so zusammengesetzt, dass der Flüssigkeitsbedarf des Babys gedeckt wird. Der Wassergehalt der Muttermilch beträgt ca. 88%.

Es ist nicht notwendig, die Stillmahlzeit zeitlich zu begrenzen. Befindet sich das Baby in einer guten Stillhaltung und ist es korrekt angelegt, ergibt sich keinerlei Vorteil daraus, beim Stillen auf die Uhr zu schauen.

Idealerweise trinkt das Kind so lange an der Brust, bis es von selber loslässt oder einschläft. Weil der Fettgehalt der Muttermilch im Laufe der Mahlzeit steigt, sollte Ihr Kind an der ersten Seite ungefähr 15-20 Minuten trinken, um an die fettreiche Hintermilch zu gelangen.

Ihr Kind bekommt genügend Muttermilch, wenn Sie folgendes beachten:

  • Das Baby hat fünf bis sechs schwere Wegwerfwindeln innerhalb von 24 Stunden.
  • Der Urin ist nicht gelb und konzentriert, sondern farblos.
  • In den ersten vier bis sechs Wochen enthalten zwei bis fünf Windeln pro Tag Stuhl, danach kann dies aber auch weniger häufiger der Fall sein. Zudem weist das Baby eine dem Alter entsprechende Gewichtszunahme auf.

Stillberaterinnen beraten Sie bereits in der Klinik oder zu Hause

Mythen und Märchen rund um die Schwangerschaft und die Geburt

gibt ein Mädchen, weil der Mutter morgens immer übel ist; spitziger Bauch deutet auf einen Knaben hin; bei Vollmond wir öfter geboren als sonst, Stillen macht vergesslich und mehr solche Volksweisheiten oder wahre Tatsachen finden sie hier.

Hier sind sich sogar Experten nicht einig: Leidet eine Frau unter morgendlicher Übelkeit kann es ein Mädchen geben; sicher ist es aber nicht. Wie eine schwedische Studie zeigt, klagten tatsächlich mehr Frauen unter morgendlicher Übelkeit, wenn sie ein Mädchen auf die Welt brachten, als bei den Jungs. Die Forscher wiesen dies auf die höhere Konzentration des Schwangerschaftshormons HCG zurück, welche sie bei den Frauen beim Austragen von Mädchen fanden.

Im Prinzip ja. Bei der Calziumzufuhr ist es jedoch so, dass diese zu Lasten der Mutter geht, denn die stammt direkt von den mütterlichen Knochen. Eine ausreichende Versorgung der Mutter mit Calzium zum Beispiel durch Milch oder Milchprodukte ist deshalb für Mutter und Kind wichtig. Und: Für zwei Essen muss die Schwangere nicht - das ist definitiv ein Mythos.

Ob salzig, süss oder sauer - jede Frau erzählt von anderen Gelüsten, die sie während Schwangerschaften überfielen. Eine Erklärung sehen Experten darin, dass die erhöhte Konzentration des Hormons Östrogen, welches den Speichel der Frau süsser schmecken lässt, zum Beispiel das Verlangen nach Süssem eher stoppt, dafür die Lust auf Saures oder Salziges steigt. Aber woher andere - zum Teil schon sehr komische - Gelüste kommen, das weiss eigentlich niemand so recht. Vermutungen gehen dahin, dass der Körper von Schwangeren "schon weiss, was er braucht" und sich deshalb mit solchen "Gelüsten" meldet. Solange dies in der täglichen Gesamtkalorienzahl einberechnet wird, kann dies nicht schaden.

Regelrechte Hungerattacken werden damit begründet, dass Frauen durch die Schwangerschaft öfter an niedrigem Blutzucker leiden und diesen dann wieder auffüllen müssen. Dem kann abgeholfen werden, in dem die Schwangere anstelle von drei grossen Mahlzeiten mehrere Mahlzeiten mit kleineren Portionen isst. Das sorgt für einen kontinuierlichen Blutzuckerspiegel.

Ja, das stimmt. Es handelt sich hier aber nicht um ein medizinisches Problem, auch wenn es in Ausnahmefällen eine körperliche Ursache gibt. Studien haben schon gezeigt, dass die Grösse des mütterlichen Gehirns in der Schwangerschaft variieren kann. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Kurzzeitgedächtnis und die Konzentration von Schwangeren eingeschränkt ist. Woran es liegt? Experten vermuten eine Überflutung von Gefühlen - Freude und Angst können sich stark und schnell abwechseln - während der Schwangerschaft, welche das Hirn am logisch denken "hindert" oder unwichtiges ausblendet.

Die Vergesslichkeit in der Stillphase wird auf die Ausschüttung des Milchbildungshormons Prolaktin zurückgeführt. Ein erhöhter Prolaktinspiegel kann vergesslich, unkonzentriert oder auch ängstlich machen. Aber es lässt auch vergangene Geburtsschmerzen vergessen. Humorvolle und erfahrene Mütter reden dann von der "Schwangerschafts- respektive Stilldemenz".

Definitiv nein, das haben Studien schon öfter belegt. Möglicherweise stammt diese Volksmeinung daher, dass früher der Mond und sein Licht einen stärkeren Einfluss auf das Leben im Allgemeinen hatte. Heute mit dem vielen künstlichen Licht hat dies auch abgenommen.

Während der Schwangerschaft führen die Hormone Progesteron und Östrogen zu einem vermehrten Wachstum des Drüsengewebes. Gleichzeitig entwickeln sich Milchgänge und Milchbläschen und die Brustwarze verändert sich, um die Nahrungsversorgung des Babys sicher zu stellen. Das passiert bei allen Schwangeren gleich stark, egal wie gross der Busen vorher war. Die Brust besteht vor allem aus Fett- und Drüsengewebe; ein kleiner Busen enthält weniger Fett- aber gleich viel Drüsengewebe, wie ein grösserer Busen. Demnach: Auch ein kleiner Busen produziert genug Milch für das Baby.

Noch so ein Mythos, der sich hartnäckig in den Köpfen von körperbewussten Frauen festhält. Die Brust besteht vor allem aus Fett- und Drüsengewebe, wie oben beschrieben. Das grösste Wachstum und damit die stärkste Dehnung der Brust finden während der Schwangerschaft statt und nicht in der Stillzeit. Natürlich verliert die Brust mit jeder Schwangerschaft und auch mit dem Älterwerden an Straffheit. Das geht aber nicht mit dem Stillen überein, auch bei nichtstillenden Frauen passiert das. Stillen stärkt die Abwehrkraft des Kindes und kann das Baby zum Teil vor Allergien schützen. Und: Es fördert die Bindung von Mutter und Kind. Gründe genug, sich nicht aus Angst um die Schönheit vom Stillen abhalten zu lassen.

Die Bauchform ist nur eine von wenigen recht hartnäckigen Gerüchten, welche eine Voraussage des Geschlechts erlauben sollen. Die Bauchform gehört definitiv nicht dazu. Es ist die Haltung und Körperform der Mutter sowie die Grösse des Kindes und die Fruchtwassermenge, welche den Schwangerschaftsbauch formen. Also: Weder die Bauchform, noch Heisshunger auf Süsses, noch Sodbrennen, Pickel, spröde Haare können als sicheres Geschlechtsorakel gelten. Die Wahrscheinlichkeit steht 50:50 dass es ein Junge oder ein Mädchen wird.

Statistiken zeigen, dass etwa 4% aller Babys tatsächlich zum errechneten Zeitpunkt auf die Welt kommen. 27% aller Kinder werden in der Woche rund um den Termin geboren. Aber dass Erstgeborene eher später kommen, wurde noch nie belegt.

J-ein - es kommt auf die Beschaffenheit des Bindegewebes der Frau an. Schwaches Bindegewebe (wie es sich als Cellulite z. B. an Oberschenkeln zeigen kann) kann durch die Schwangerschaft natürlich eher Reissen und hinterlässt Streifen. Die meisten dieser Schwangerschaftszeichen verblassen mit der Zeit und werden unsichtbar. Lotionen, Ölen, Crèmen oder Zupfmassagen können helfen; es ist aber nicht gesagt, dass damit überhaupt keine Dehnungsstreifen entstehen und zurückbleiben. Es gibt Frauen, welche Drillinge ausgetragen haben, bei denen blieb nichts zurück und andere Frauen mit einem Kind hatten massive, bleibende Bauch- oder auch Bruststreifen. Gegen Jucken und Spannen hilft auf jeden Fall eine gute Hautpflege.

Durch die Hormonumstellung verändert sich das Mundmillieu der Schwangereren. Das Zahnfleisch kann sich lockern und wird auch besser durchblutet. Schwangerschaftserbrechen kann ebenfalls die Zähne angreifen, das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen steigt. Das heisst aber nicht, dass Mütter durch die Schwangerschaft gleich Zähne verlieren. Früher, als die Zahnhygiene der Mütter viel schlechter war als bei den heutigen Müttern, mag das noch gestimmt haben. Heute empfehlen die Zahnärzte einen zweimaligen Besuch während der Schwangerschaft und tägliche gründliche Zahnreinigung. Auch deshalb, weil bestimmt Bakterien, welche sich in Zahnzwischenräumen einnisten können, für frühzeitige Wehen verantwortlich gemacht werden.

"Die Nabelschnur des Babys kann sich um den Kopf wickeln, wenn die Mutter Vorhänge aufhängt oder andere Arbeiten über dem Kopf ausführt!" sagten unsere Mütter. Das ist wieder mal ein echter Mythos. Experten sagen sogar, dass Frauen einen Kopfstand machen können, ohne dass sie befürchten müssten, dass das Baby sich stranguliert mit der Nabelschnur. Tatsache ist, dass Mütter durch starke körperliche Belastungen frühzeitig Wehen auslösen können.

Hier könne die Pulsfrequenz als Gradmesser gelten, sagen Experten: Kein Puls über 150/Minute, keine Schweren Lasten tragen, nicht zu lange stehen. Ausserdem schreibt das Mutterschaftsgesetz vor: Schwangere dürfen nicht zu Tätigkeiten gezwungen werden in denen sie sich häufig und stark strecken, bücken oder hinhocken müssen. Auch Nacht- und Wochenendeschichten sind für Schwangere tabu. Die Mär mit den Armen über dem Kopf stammt vermutlich aus der Zeit, als die Schwangere noch vor schwerer Arbeit geschützt werden musste.

Es stimmt, dass Stillen sehr viele Kalorien verbraucht. Aber ob die Mutter dabei abnimmt, kommt auf ihre tägliche Kalorienzufuhr und auf sonstige körperliche Aktivitäten an. Auch hier gilt, besser fünf kleinere Mahlzeiten verteilt auf den Tag als drei grosse Portionen.

Dank den erhöhten Östrogenwerten während der Schwangerschaft erfreuen sich viele Frauen an üppigem, gesundem und schönem Haar. Sinkt der Hormonspiegel nach der Geburt wieder normalisiert sich der Wachstumszyklus des Haares wieder. Haare, welche den Lebenszyklus überschritten haben, gehen dann aus. Das kann für die Frau im Moment "haarsträubend" sein; sie kann zum Teil Büschelweise Haare verlieren. Aber auch das normalisiere sich wieder, sagen Experten.

Wolle man Koliken beim Baby vermeiden: Kein Kohl, kein Knoblauch, keine Zitrusfrüchte während der Stillzeit - das war früher das einstimmige Credo der Hebammen und Ärzte. Heute empfiehlt man der Stillenden sich möglichst natürlich, abwechslungsreich und gesund zu ernähren - wie sie es auch sonst tut. Kein Alkohol, keine Drogen und keine Zigaretten, das müsse klar sein. Viele, besonders junge Mütter, ernähren sich heute einseitig. Damit kann aber leicht ein Nährstoffmangel entstehen. Lebensmittel, welche die Mutter verträgt, verträgt auch das Baby, sagen Experten heute. Schonkost in der Stillzeit gehört demnach definitiv ins Land der Märchen.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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