Brustkrebs: Die Früherkennung schützt nur bedingt vor dem Brustkrebstod
Ein Artikel im Schweizer ''Tagesanzeiger'' zeigt den Einfluss der Medien, die zu überstandenen Krebserkrankungen von Prominenten berichten. In vielen Fällen lägen bezüglich Früherkennung durch Mammographie aber Missverständnisse vor. Denn: Noch lange nicht jede Frau, bei der der Krebs dank Mammographie-Programm frühzeitig erkannt wurde, überlebt ihn auch, wie eine Studie belegt.
Dass dies einen Einfluss auf das Verhalten der „normalen“ Frauen hat, beschreibt der Autor im in der Online-Ausgabe des ''Tagesanzeiger'': Als Folge der Krebserkrankung der Popsängerin Kylie Minogue hätte sich in Australien die Zahl der Mammographie-Vorsorgeuntersuchungen im Jahr 2005 verdoppelt. Und: Die Chance, dass durch die Mammographie tatsächlich mehr Leben gerettet werden, wird von den Frauen und zum Teil auch von den Ärzten klar überschätzt, wie eine Studie im Fachblatt ''Archives of Internal Medicine'' zeigt.
Ein Deutsch-Englisches Forscherteam hat mithilfe des amerikanischen Krebsregisters die Wahrscheinlichkeit für eine Brustkrebsdiagnose mittels Mammographie-Früherkennungsprogramm und für den Tod durch Brustkrebs ermittelt und daraus den Nutzen für Frauen verschiedener Altersstufen errechnet.
Ihre Berechnungen ergaben, dass die Wahrscheinlichkeit, durch eine per Mammographie diagnostizierte Brustkrebserkrankung den Tod der Frau zu verhindern in der Regel bei etwa 5 bis 13% liegt.
Das würde heissen: Eine 50jährige Frau, die regelmässig zur Mammographie-Früherkennung geht, hat ein rund 2%-iges Risiko, dass bei ihr in den nächsten 10 Jahren ein Brustkrebs diagnostiziert wird und ein 1%-iges Risiko innerhalb von 20 Jahren an Brustkrebs zu sterben. Etwa 5-25% der Frauen haben nach den Berechnungen ein Risiko an Brustkrebs zu sterben. Die individuelle Chance, dank regelmässigen Mammographien nicht an Brustkrebs zu sterben liege unter 25% - die Autoren gehen sogar von einem Wert unter 10% aus.
Ihr Fazit: Es sei weitaus wahrscheinlicher, dass eine Frau mit einem im Mammographie-Früherkennungsprogramm entdeckten Brustkrebs von der Untersuchung keinen Nutzen hat.
Was hingegen ansteigt, ist das Risiko der Überdiagnosen, wie eine andere Amerikanische Studie ergab: Danach lag die Wahrscheinlichkeit eines falsch-positiven Brustkrebsverdachts bei der allerersten Mammographie-Untersuchung bei Frauen zwischen 40 und 59 Jahren bei 16%, bei nachfolgenden Untersuchungen bei rund 10%. Dass damit auch die Verunsicherung der Frauen ansteigt und die Zahl der nutzlosen Operationen ebenfalls, scheint klar zu sein.
23.05.2012