Brustkrebsvorsorge: Klinische Untersuchung trotz Mammographie sehr wichtig
Für lange Zeit wurde die reine klinische Brustuntersuchung durch Abtasten als Krebsvorsorgeuntersuchung abgelehnt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass diese Vorsorgeuntersuchung keineswegs überflüssig ist.
In einer 18 Monate dauernden Studie wurden 1’522 Routineuntersuchungen der weiblichen Brust von Ärzten durchgeführt. Die Mediziner wurden angehalten, eines von zwei Untersuchungsmethoden anzuwenden: Die Kurzform bestand aus einer kurzen Befragung der Patientin zur Krankengeschichte. Ausserdem mussten die Mediziner festgestellte Abnormitäten in eine Graphik einzeichnen.
Die längere Untersuchungsform beinhaltete die gleichen Faktoren wie die Kurzform. Zusätzlich mussten sie einzelne generelle Beobachtungen an der Brust der Patientin notieren. Die Anzahl gefundener Abnormitäten wurden mit denjenigen aus einer Untersuchungsserie von 300 Patientinnen ein Jahr vor Studienbeginn verglichen.
Auffälligkeiten notieren hilft sich erinnern
Die Auswertung der Studiendaten zeigte, dass es bezüglich Auffinden von Abnormitäten keine Rolle spielte, ob die kürzere oder die längere Untersuchungsform angewendet wurde. Gegenüber der früheren Untersuchungsserie, wo der Brustuntersuchung weniger Aufmerksamkeit beigemessen wurde als während der Studie, zeigte sich jedoch eine deutliche Zunahme der identifizierten Auffälligkeiten an den Brüsten (in 8.3% der Fälle gegenüber 4.7% der Fälle in den früheren Untersuchungen). Dies spricht dafür, dass das schriftliche Festhalten von Auffälligkeiten an der weiblichen Brust die Aufmerksamkeit des Arztes erhöht. Goodson und andere Experten sind daran, spezifische Empfehlungen und Trainingsmöglichkeiten für die Brustuntersuchung zur Verfügung zu stellen.
Die klinische Untersuchung ist sicher und öknomisch
Die Untersuchung durch Abstasten braucht zwei Minuten Zeit, so Goodson. Vielen Medizinern – weiblichen und männlichen – scheint es jedoch peinlich zu sein, die Brüste der Patientin zwei Minuten lang abzutasten. Eine Teillösung sieht er in der Schulung der Patientin: „Wir müssen die Erwartungen der Patientinnen umkehren, damit sie realisieren, dass diese Untersuchung einfach etwas Zeit braucht.“ Der Arzt muss den Grund für die Untersuchung der Patientin klar machen, da die Resultate gut und wichtig sind.
In den späten 1980-er Jahre hatten annährend 95% der Frauen eine beidseitige Mammographie sowie klinische Brustuntersuchungen durchgemacht. Mitte der 1990-er Jahre waren es noch 50-75%, die beide Untersuchungsmethoden (klinisch und Mammographie) bekommen hatten.
60% der Brustkrebse werden durch Abtasten entdeckt
Goodson sagt, dass durch die Mammographie 85% der Brust-Tumore gefunden werden, während bereits durch klinische Untersuchungen 60% aller Brustkrebse entdeckt werden. Ca. 5% der Brustkrebse werden nur durch klinische Untersuchung entdeckt, da in der Mammographie nicht sichtbar. Insbesondere bei jungen Frauen sind Mammographien beispielsweise sehr schwierig auswertbar.
Laut Goodson macht die klinische Untersuchung von finanzieller wie auch von diagnostischer Seite her Sinn. Selbstverständlich sollen die teuren Untersuchungen wie MRI (Magnetsesonanz-Bildgebung, Tomographien, 3-Ultraschall) zum Einsatz kommen, wenn notwendig. Die klinische Untersuchung darf aber nicht vergessen werden; sie ist ökonomisch und für viele Frauen die einzige erschwingliche Untersuchungsmethode.
07.01.2009