Leistungseinbussen des Gehirns wegen Stress bei Brustkrebs
Eine Studie belegt, dass Gedächtnisschwächen bei Frauen mit Brustkrebs nicht wie angenommen von der Therapie herrühren, sondern vom Stress, die diese Krankheit mit sich bringt.
Frühere Studien haben gezeigt, dass viele Krebspatienten unter der Chemotherapie an Konzentrations- und Gedächtnisschwächen leiden.
Die Leistungen waren schlechter als von der Intelligenz und der Bildung her zu erwarten, so die Experten. Häufige Merkmale: die Patienten sind unorganisiert, durcheinander, unkonzentriert und schnell überfordert.
Die genauen Ursachen für diese Symptome waren bis heute nicht klar. Die geistigen Fähigkeiten von Krebspatienten wurden bisher nur im Verlauf der Chemotherapie untersucht.
Neuropsychologen der Neuropsychologie der LMU München wollten in der aktuellen Studie wissen, ob die kognitiven Schwierigkeiten bei Brustkrebspatientinnen von der Chemotherapie herrühren. An der sogenannten COGITO-Studie (Cognitive Impairment in Therapie of Breastcancer) nahmen mehr als 100 Brustkrebs-Patientinnen zwischen 18 und 65 Jahren teil. Bei keiner der Frauen wurden Metastasen (Ableger in Leber, Lunge oder Gehirn) festgestellt.
Die geistigen Fähigkeiten der Patientinnen wurden vor, während und nach der Chemotherapie mit neuropsychologischen Tests geprüft. Geschichten erzählen, Zahlen und Buchstaben kombinieren, Symbole merken etc. gehörten zu den relativ einfachen Aufgaben.
Bereits vor Beginn der Chemotherapie waren die geistigen Leistungen der Patientinnen deutlich eingeschränkt und nicht vereinbar mit der Intelligenz und dem Bildungsniveau der Einzelnen.
Keine geistigen Schwächen durch Chemotherapie oder Hormonentzug
Während der Chemotherapie verschlechterten sich die Ergebnisse bei 27% der Teilnehmerinnen; 28% der Frauen hingegen schnitten in dieser Periode besser ab. Bei den andern Teilnehmerinnen gab es keine Veränderungen. Und: Jene Frauen, die vor der Chemotherapie schlecht abschnitten, schnitten während der Therapie nicht automatisch schlechter ab. Keinen Unterschied stellten die Forscher bei den verschiedenen therapeutischen Mitteln fest. Durch den Hormonentzug senkt sich bei den Brustkrebspatientinnen der Östrogenspiegel, was aber ebenfalls keinen Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten hatte.
Fazit der Autoren: Die Chemotherapie sowie der Hormonentzug scheinen keinen negativen Einfluss auf die kognitive Leistung der Brustkrebspatientinnen zu haben. Die Forscher vermuten, dass der durch die Diagnose Krebs entstandene Stress einen grossen Einfluss auf das Konzentrations- und Denkvermögen der Patientinnen hat.
Schocksymptome vermindern geistige Leistungsfähigkeit
Ähnlich einem Schocksyndrom, z.B. nach einem schweren Trauma, bringt das Gehirn seine Leistungsfähigkeit nicht mehr. Dies hängt mit der Ausschüttung des Stresshormons Koritsol zusammen. Wird zu viel oder zu wenig Kortisol ausgeschüttet, ist die geistige Arbeit gestört. Um den Mechanismus genau zu verstehen, müsste bei Krebspatienten die Kortisolausschüttung verfolgt und gemessen werden, folgern die Autoren.
Frauen mit einer Brustkrebsdiagnose sollten so früh wie möglich psychologische Hilfe und Betreuung angeboten werden.
Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training haben sich bei Krebspatienten bewährt. Patentrezepte gibt es dennoch keine.
12.11.2008