Bereits kleine Änderungen im Lebensstil verlängern das Leben
Eine seit 1993 laufende, grosse europäische Beobachtungsstudie zu Ernährungs- und Lebensgewohnheiten (EPIC) an über einer halben Million Menschen, aus 10 verschiedenen Ländern, liefert die ersten Resultate.
Ergebnisse liegen aus der englischen Grafschaft Norfolk vor -, einer „sozial gut durchmischten Region“ im Osten von Südengland - wie die Forscher sagen.
Die Teilnehmer waren 25’639 Männer und Frauen, zwischen 45 und 79-jährig; bei keinem der Teilnehmer war zu Beginn der Beobachtung ein Krebs- oder Herzleiden bekannt.
Zwischen 1993 bis 1997 waren die Personen gefordert, selbstständig Fragen zu ihren Lebensgewohnheiten zu beantworten. Für folgende Gewohnheiten gab es Punkte: 1 für Nichtrauchen, 1 für körperliche Aktivitäten (heisst sitzende Tätigkeit plus 0.5 Std. Sport/Tag oder Job mit viel Bewegung), 1 für nicht mehr als 14 Einheiten Alkohol/Woche (eine Einheit ist ein grosses Bier oder ein Glas Wein), 1 für fünf Portionen Gemüse oder Obst pro Tag (einen Vitamin C Spiegel von 50 nmol/l oder mehr).
Alle diese Einzelpunkte hatten sich in früheren Studien als lebensverlängernde Faktoren erwiesen. Die aktuelle Studie sollte erstmals zeigen, dass sich die vier Faktoren auch ergänzen.
Kleine Lebensstilveränderungen verlängern das Leben
Ergebnis nach 11 Jahren Beobachtung: Mit jedem fehlenden Punkt stieg die Sterblichkeitsrate. Verglichen mit den 6’285 Teilnehmern, die täglich ihre vier Punkte erreichten, war bei den 4’568 Teilnehmern mit 3 Punkten die Sterblichkeit um 39% erhöht; bei den 1’407 Personen mit 2 Punkten um das Doppelte; bei nur 1 Punkt um das Zwei-Einhalbfache. 196 Personen erfüllten keines der Kriterien (=0 Punkte); bei ihnen war das Sterberisiko um das Vierfache erhöht. Zusammengefasst: 95% der Personen mit 4 Punkten täglich waren nach 11 Jahren noch am Leben. Bei den Teilnehmern mit 0 Punkten hingegen waren es nur noch 75%.
Die häufigste Todesursache bei Teilnehmern mit 0 Punkten waren Herzkreislauferkrankungen, danach Krebs und andere Erkrankungen. Der BMI (Body-Mass-Index), das Alter, das Geschlecht sowie die soziale Herkunft schienen keinen Einfluss auf das Sterberisiko zu haben; d.h., z.B. hatte ein 60-Jähriger ohne Punkte etwa das gleiche Sterberisiko wie ein 74-Jähriger mit 4 Punkten.
Die Autoren bemängeln selber, dass Beobachtungsstudien nie frei von möglichen Verzerrungen sind: ''Es kann sein, dass Menschen nicht deshalb gesünder sind, weil sie Sport treiben, sondern dass eine gute Gesundheit regelmässige sportliche Tätigkeiten erst ermöglicht. Genau so ist es möglich, dass der Aufwand einer gesunden Ernährung gebrechlichen Menschen zuviel ist'', so die Studienleiterin. Es fehlten bis heute kontrollierte Studien, die unterschiedliche Lebensstile miteinander verglichen.
Fazit der Autoren: Bereits kleine Veränderungen im Lebensstil – moderater Alkoholkonsum, körperliche Betätigung, genügend Obst und Gemüse sowie Nichtrauchen – kann die Lebenserwartung deutlich erhöhen. Gespannt sind die Autoren nun auf die Ergebnisse der 9 anderen Länder.
16.01.2008