Cholesterinsenker nicht flächendeckend einsetzen
Die neuen Richtlinien der American Heart Association zum Einsatz von Statinen zur Bekämpfung hoher Cholesterin-Werte werden kontrovers diskutiert. Am Inselspital setzt man die Medikamente gezielt, aber nicht übermässig ein.
Im November letzten Jahres veröffentlichte die American Heart Association Richtlinien zur medikamentösen Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen bei erhöhten Cholesterinwerten. Statine sollten demnach sehr viel breiter eingesetzt werden als dies bereits heute weltweit der Fall ist – u.a. in der Prävention von Erst-Erkrankungen. Statine gehören zu den am zweithäufigsten verschriebenen Medikamenten in der Schweiz.
Prof. Nicolas Rodondi, Leiter der Universitäts-Poliklinik für Allgemeine Innere Medizin am Inselspital, betrachtet die neuen Richtlinien jedoch mit Skepsis, da die amerikanische Methodik zur Datenauswertung das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bzw. einen Herzinfarkt oder Hirnschlag bis doppelt so hoch einstuft wie das tatsächliche Risiko. „Würden wir diese Richtlinien in der Schweiz 1:1 umsetzen, so bekämen mehr als 50% der 40- bis 75-Jährigen Statine verschrieben“, rechnet Rodondi aus. „Das wäre zweimal mehr als bereits heute.“
Differenzierte Therapie statt Pauschallösung
Dabei bestreitet Rodondi die Wirksamkeit von Statinen bei Patienten, die bereits erkrankt sind, keinesfalls: „Für Herzinfarkt- oder Hirnschlag-Patienten sind Statine derzeit eine der besten Möglichkeiten, Rückfälle zu vermeiden.“
In der Prävention von Erst-Erkrankungen würde Rodondi die Medikamente aber nur vorsichtig einsetzen. „Bei Jugendlichen mit einem familiär erhöhten Cholesterinspiegel versuchen wir bereits frühzeitig Vorsorge zu betreiben. Dies beinhaltet neben einem gesunden Lebenswandel mit Bewegung auch besonders die Unterstützung durch geschulte Fachpersonen – wie wir sie in unserer spezialisierten Cholesterin-Sprechstunde anbieten.“27.01.2014