WHO: Zivilisationskrankheiten führen immer häufiger zu vorzeitigen Todesfällen
Jedes Jahr sterben 16 Mio. Menschen vorzeitig – vor Vollendung des 70. Lebensjahrs – an Herz- oder Lungenerkrankungen, Schlaganfall, Krebs oder Diabetes. Dies geht aus dem heute von der WHO veröffentlichten Globalen Sachstandsbericht 2014 zum Thema nichtübertragbare Krankheiten hervor.
Nach Aussagen des Berichts ist ein Grossteil dieser Todesfälle verhinderbar, und mit Investitionen in Höhe von nur 1 bis 3 US-$ pro Kopf jährlich könnten die Länder das Ausmass von Krankheit und Tod infolge nichtübertragbarer Krankheiten drastisch verringern.
Jedes Land muss sich nationale Ziele für die Durchführung kostenwirksamer Massnahmen zur Reduzierung von Tabakkonsum, schädlichem Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel setzen und eine allgemeine Gesundheitsversorgung verwirklichen. Die WHO empfiehlt insbesondere kosteneffektive und hochwirksame Interventionen wie ein Verbot aller Formen von Tabak- und Alkoholwerbung, die Beseitigung von Transfettsäuren, die Förderung und den Schutz des Stillens und die Prävention von Zervixkarzinomen durch Vorsorgeuntersuchungen. Für eine Durchführung dieser Massnahmen ist auch ein Handeln ausserhalb des Gesundheitswesens erforderlich, u. a. durch entsprechende staatliche Konzepte in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, Lebensmittelproduktion, Handel, Steuerwesen und städtische Entwicklung.
Länder der Europäischen Region der WHO führen Initiativen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten durch
Die Türkei hat als erstes Land sämtliche empfohlene Massnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums eingeführt. 2012 hat das Land die vorgeschriebene Mindestgrösse der Gesundheitshinweise auf Tabakverpackungen auf 65% der Gesamtoberfläche erhöht. Inzwischen entfallen 80% des Einzelhandelspreises von Tabakprodukten auf Steuern, und es gilt ein vollständiges landesweites Verbot für Tabakwerbung, Verkaufsförderung und Sponsoring. Aufgrund dieser Massnahmen konnte das Land zwischen 2008 und 2012 einen relativen Rückgang der Raucherquoten um 13,4% verzeichnen.
Ungarn hat ein Gesetz eingeführt, das eine Besteuerung von Lebensmittel- und Getränkekomponenten vorsieht, die bei übermässigem Konsum potenziell gesundheitsschädliche Wirkung haben (z. B. Zucker und Salz). Ein Jahr später hatten 40% der Hersteller ihre Produktformulierungen so geändert, dass die besteuerbaren Zutaten reduziert wurden, und die Bürger konsumierten 25% bis 35% weniger von den anvisierten Produkten, die nicht reformuliert wurden.
Schon Anfang der 1970er Jahre strebte Finnland eine Salzreduktion an und führte u. a. entschlossene Aufklärungskampagnen durch. Seit 1993 muss der Salzgehalt auf Lebensmitteln angegeben werden, und bei besonders hohem Salzgehalt ist ein Warnhinweis vorgeschrieben. Ferner gibt es ein von der finnischen Herzgesellschaft unterstütztes Gütesiegel namens "bessere Wahl", das nur salzarme Lebensmittel führen dürfen. Der tägliche Salzkonsum finnischer Frauen fiel von ca. 12 g pro Tag Ende der 1970er Jahre auf nur noch 6,8 g pro Tag im Jahr 2002.
Erfüllung globaler Zielvorgaben für die nichtübertragbaren Krankheiten
Der Bericht der WHO bildet den Ausgangspunkt für die Überwachung der Umsetzung des Globalen Aktionsplans der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2013–2020), mit dem bis 2025 eine Senkung der Zahl vorzeitiger Todesfälle infolge nichtübertragbarer Krankheiten um 25% angestrebt wird. In dem Aktionsplan werden neun freiwillige globale Zielvorgaben für die wichtigsten Risikofaktoren in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten präsentiert, darunter Tabakkonsum, Salzzufuhr, Bewegungsmangel, Bluthochdruck und Alkoholmissbrauch.
Der Bericht kommt zu dem Fazit, dass in allen Ländern, insbesondere in den von Gebern abhängigen Ländern, noch grosser Handlungsbedarf im Hinblick auf die Erfüllung der freiwilligen globalen Ziele herrscht. Auch wenn es keinen allgemeingültigen Weg zur Erfüllung der Ziele für die nichtübertragbaren Krankheiten gibt, so enthält der Bericht doch Informationen und Empfehlungen dazu, wie die Anstrengungen der Länder zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten intensiviert werden können.
20.01.2015 - dzu