Baby-Ernährung mit Eisen angereichert kann kindliche Entwicklung stören
Baby-Nahrung wird immer häufiger mit Eisen angereichert. Solche Nahrung bringt aber Babys auch im späteren Alter nicht viel. Im Gegenteil: Derart ernährte Babys zeigten im 10. Lebensjahr schlechtere kognitive Leistungen als gleichaltrige, die wenig zusätzliches Eisen bekamen, wie Forscher berichten.
Forscher der Universität von Michigan untersuchten 473 der 835 Kinder aus Santiago de Chile, welche zwischen 1991 und 1994 an einer klinischen Studie teilgenommen hatten. Die damaligen Säuglinge wurden zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat mit Babynahrung gefüttert, die entweder mit viel Eisen (12.7 mg) oder wenig Eisen (2.3mg) angereichert war. Kein Säugling wies zu Beginn der Studie einen im Blut gemessenen Eisenmangel auf – es bestand also keine Eisenmangelanämie.
Die 473 inzwischen 10-jährigen Kinder, welche nun den Forschern für ihre Nachbeobachtung zur Verfügung standen, wurden auf folgende Leistungsparameter hin untersucht: Intelligenz (IQ-Wert), Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeiten, räumliches Vorstellungsvermögen und mathematische Fähigkeiten sowie motorische Geschicklichkeit und visuelle Wahrnehmung.
Resultat: In allen Tests schnitten jene Kinder, die Nahrung mit einem hohen Eisengehalt erhalten hatten, schlechter ab als jene, die nur wenig zusätzliches Eisen bekamen. Bei zwei Tests (motorische und visuelle Geschicklichkeit sowie räumliches Vorstellungsvermögen) waren die Unterschiede sogar sehr deutlich. Und: Die Leistungen der Kinder waren umso schlechter, je höher der Hämoglobinwert Hb (roter Blutfarbstoff) zu Beginn der Studie war. Nur bei jenen Kindern, bei denen zu Beginn der Studie die HB-Werte zwar am niedrigsten waren, aber die noch keinen Eisenmangel aufwiesen, waren die Leistungen etwas besser.
Für die Forscher ist klar: Mit Eisen angereicherte Säuglingsnahrung bringt Kindern, die keine Eisenmangelanämie aufweisen, keine Vorteile. Im Gegenteil: sie schadet mehr als dass sie nützt. Auch Kinder, welche eher tiefere Hämoglobinwerte hatten, profitieren nur marginal.
Eine Expertin hingegen, die in Bangladesh ähnliche Studien durchgeführt hatte, wehrt sich gegen diesen Standpunkt: Eisenmangel könne schwere geistige und motorische Entwicklungsstörungen hervorrufen. Dies sei für Kinder in Regionen mit Nahrungsmitteln ohne viel Eisengehalt ein grosses Problem. Und: Sie fordert weitere und vor allem grössere Studien hinsichtlich der Eisensubstitution durch Babynahrung.
10.11.2011