Endometriose - das unbekannte Frauenleiden
In Zürich nahmen rund 20 Journalisten an einem "MédiApéro" über die Endometriose teil. Von diesem Frauenleiden sind in der Schweiz schätzungsweise 190‘000 Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Viele davon leiden still vor sich hin, obwohl es wirksame Behandlungsmethoden gibt.
Laut Dr. med. Klaus-Peter Henle, Oberarzt Zentrum für Neuropelveologie an der Klinik Hirslanden Zürich, ist die Endometriose nach den Myomen (gutartige Tumore in der Gebärmutter) das zweithäufigste Frauenleiden.
Erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung
Aufgrund von Schätzungen sind 12% der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. In der Schweiz könnten das rund 190‘000 Frauen sein. Bei der Endometriose kommt Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle vor. Die Endometrioseherde wachsen und bluten im Monatszyklus. Dies führt zu entzündlichen Reaktionen. Die Ursache ist unbekannt und es gibt keine ursächliche Behandlung.
Zu den typischen Symptomen zählen Unterleibsschmerzen, schwere krampfartige Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Unfruchtbarkeit. "Chronische Unterleibschmerzen sind – bis zum Beweis des Gegenteils – Symptome einer möglichen Endometriose", unterstreicht Dr. Henle. Betroffene Frauen können im Monatszyklus nicht zur Schule oder zur Arbeit gehen und die Hausarbeit nur eingeschränkt erledigen. Deshalb haben die Endometriose und deren erfolgreiche Behandlung eine erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung.
Fortschritt in der hormonellen Behandlung
Prof. Dr. med. Michael D. Mueller, Chefarzt Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie am Inselspital Bern, gibt einen Einblick in die Möglichkeiten zur Behandlung der Endometriose.
Zur Verfügung stehen je nach Art und Schwere der Krankheit und je nach Therapieziel chirurgische oder medikamentöse Behandlungen. In schwereren Fällen werden die Endometrioseherde chirurgisch entfernt. Als Schmerzmittel eignen sich nicht steroidale Entzündungshemmer. Weil die Endometrioseherde durch die weiblichen Geschlechtshormone aktiviert werden, ist die Unterdrückung der normalen Hormonwirkung der am meisten verbreitete Therapieansatz. Als Möglichkeiten erwähnt Prof. Mueller die Einlage einer Hormonspirale oder die Einnahme einer Antibabypille.
Schlimmere Fälle werden oft mit GnRH Analoga behandelt: Damit wird vorübergehend ein Zustand wie in den Wechseljahren geschaffen. Wegen der erheblichen Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Abnahme der Knochenmasse oder Stimmungsschwankungen kann diese Therapie nur kurzfristig eingesetzt werden. Deshalb ist es erfreulich, dass in der hormonellen Behandlung ein Fortschritt erzielt worden ist: Neue Wirkstoffe aus der Familie der Gelbkörperhormone ist ebenso wirksam wie die GnRH Analoga, haben aber weniger Nebenwirkungen und vor allem keine negativen Effekte auf die Knochendichte. Laut Studien können diese - wie die Antibabypille - über lange Zeit in einer täglichen Dosierung von zwei Milligramm eingenommen werden.
Gründung Patienten Selbsthilfegruppe
Karin Studer, selber eine Endometriose-Patientin, zeigt auf, wie in der Schweiz Selbsthilfegruppen den betroffenen Frauen helfen. Und wie diese Gruppen über das verbreitete, aber noch zu wenig bekannte Frauenleiden informieren. Im Sommer 2011 soll die Endometriose Vereinigung Schweiz http://www.endometriose-vereinigung.ch gegründet werden.