''Schmerzhafte Monatsregeln mit dem Gynäkologen besprechen'' - Experteninterview
«Wenn die Monatsregeln immer schmerzhafter werden, sollte eine Frau mit ihrem Gynäkologen darüber reden» sagt Dr. med. Patrick Chabloz, Spezialarzt FMH Gynäkologie und Geburtshilfe, Neuenburg in einem Interview.
In der Schweiz sind rund 190'000 Frauen im gebärfähigen Alter von Endometriose betroffen.
Die Endometriose ist eine chronische gynäkologische Erkrankung, bei der sich die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, auch an anderen Orten des Körpers als der Innenauskleidung der Gebärmutter ansiedelt.
Wie die normale Gebärmutterschleimhaut wachsen und bluten die Endometrioseherde im Monatszyklus. Dies führt zu entzündlichen Reaktionen. Zu den typischen Symptomen gehören Unterleibsschmerzen, schwere krampfartige Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Unfruchtbarkeit.
Wie kann eine Frau bei sich selber die Endometriose erkennen? Ein Interview mit dem Gynäkologen Dr. med. Patrick Chabloz.
Legende zum Interview
- Dr. Patrick Chabloz, rund jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter – das sind in der Schweiz 190'000 Frauen – und rund die Hälfte aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sind von Endometriose betroffen. Wie spiegelt sich diese Verbreitung der Endometriose im Praxisalltag?
- Was sind normale Menstruationsschmerzen und wann werden Sie hellhörig im Hinblick auf einen Endrometriose-Verdacht?
- Wie sprechen Sie das Thema Endometriose bei Ihren Patientinnen an?
- Wie kann eine Frau bei sich selber einen Endometriose-Verdacht feststellen und was sollte sie dann tun?
- Was ist das Vorgehen, wenn sich bei einer Frau in Ihrer Praxis der Endometriose-Verdacht bestätigt und welches sind heute die gängigsten Therapien dieses Leidens?
Dr. Patrick Chabloz, rund jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter – das sind in der Schweiz 190'000 Frauen – und rund die Hälfte aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sind von Endometriose betroffen. Wie spiegelt sich diese Verbreitung der Endometriose im Praxisalltag?
Dr. Patrick Chabloz:
Dieser statistische Befund trifft weitgehend zu, ist aber im Praxisalltag schwierig abzuschätzen. Ganz sicher stimmt der Befund bei den Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch.
Sprechzimmer: Was sind normale Menstruationsschmerzen und wann werden Sie hellhörig im Hinblick auf einen Endrometriose-Verdacht?
Dr. Patrick Chabloz:
Wenn die Schmerzen bei den Monatsregeln im Laufe der Jahre immer stärker werden und dabei zuweilen der Eindruck aufkommt, die Organe würden nach unten gezogen, muss ein Verdacht auf Endometriose ins Auge gefasst werden.
Sprechzimmer: Wie sprechen Sie das Thema Endometriose bei Ihren Patientinnen an?
Dr. Patrick Chabloz:
Ich erörtere dieses Thema bei Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhö), welche die Patientin erheblich behindern, aber auch bei der Schilderung von heftigen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Zuerst mache ich eine Ultraschalluntersuchung zur Suche nach Endrometriosezysten im Eierstock. Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, ich erläutere der Patientin den Verdacht auf Endometriose. Und ich sehe die Patientin einige Monate später wieder, um die Entwicklung zu beurteilen.
Sprechzimmer: Wie kann eine Frau bei sich selber einen Endometriose-Verdacht feststellen und was sollte sie dann tun?
Dr. Patrick Chabloz:
Wenn die Monatsregeln immer schmerzhafter werden oder wenn beim Geschlechtsverkehr Schmerzen auftreten, sollte eine Frau mit ihrem Gynäkologen darüber reden.
Sprechzimmer: Was ist das Vorgehen, wenn sich bei einer Frau in Ihrer Praxis der Endometriose-Verdacht bestätigt und welches sind heute die gängigsten Therapien dieses Leidens?
Dr. Patrick Chabloz:
Um den Verdacht auf Endometriose zu erhärten, muss eine gynäkologische diagnostische Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden. Die Behandlung ist in erster Linie chirurgisch und medikamentös mit Hormonen und in zweiter Linie erfolgt eine temporäre chemische Kastration (drei bis sechs Monate). Jede Patientin erhält eine individuelle Behandlung aufgrund des chirurgischen Befundes sowie des derzeit vorhandenen oder nicht vorhandenen Kinderwunsches.
Sprechzimmer bedankt sich bei Dr. Patrick Chabloz für die ausführlichen Informationen rund ums Thema Endometriose und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg.
Zum Interview-Partner
Dr. med. Patrick Chabloz, Spezialarzt FMH für Gyänkologie und Geburtshilfe.
Aktuell Chefarzt der Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Unfruchtbarkeit am Spital HNE-Pourtalès, Neuenburg.