Essstörungen wegen sexuellem Missbrauch
Bei Frauen, die als Kind sexuell missbraucht wurden, treten im Erwachsenenleben doppelt so häufig Essstörungen auf. Zu diesem Ergebnis kamen britische Forscher nach einer Untersuchung an 10'000 Frauen.
Bereits in früheren Studien stellten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Essstörungen und einer glücklichen, beziehungsweise unglücklich empfundenen Kindheit her.
Zu Angaben über Missbräuche zählten: Alkoholmissbrauch der Eltern, psychische oder physische Gewalt oder andere familiäre Probleme. In früheren Literaturangaben findet man Verbindungen zwischen Essstörungen und sexuellem Missbrauch, was jedoch in der Wissenschaft später verneint wurde.
In einer neueren Untersuchung an 10'000 Frauen fanden Wissenschaftler wieder neue, dahingehende Indizien.
79% der Teilnehmerinnen gaben an, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben. Bei diesen Frauen wurden deutlich seltener Essstörungen wie Bulimie (Ess-Brechsucht) oder Anorexie (Magersucht) festgestellt. 15% der missbrauchten Frauen zeigten deutliche Symptome einer Essstörung, 30% bekamen Gewichtsprobleme während der Schwangerschaft. Nach Angaben der Wissenschaftler neigen diese Frauen auch dazu, ihre Babys nicht zu stillen.
Durch den Missbrauch werde der eigene Körper zum Feind, der natürliche Zugang zum eigenen Körper werde den Frauen oft verwehrt. Es finden verzweifelte Versuche statt, eine seelische Zufriedenheit zu erreichen, in dem die Frauen gegen das Körpergewicht kämpfen. Doch, egal wie dünn die Frauen auch werden, das seelische Behagen und eine Zufriedenheit stelle sich nicht ein, so eine Psychotherapeutin, die auch als Schulärztin arbeitet. Die Schwangerschaft werde dann zu einem Problem, weil sie auf sexuelle Aktivitäten hin deute und Vergangenes wieder "hoch" komme.
Die Mediziner sagen, dass Essstörungen weitgehend als Selbstwertproblem bewertet werden müssten und das ewige Gefallen-Wollen zu grossen Identitätskrisen führen könne: wenn der Selbstwert über die Gramme definiert würde, dann werde es problematisch.
Aber auch die Schönheitsideal-Vorstellungen der Gesellschaft spielen eine grosse Rolle, dass heutige junge Frauen sich in ihrem Körper nicht mehr zu recht finden und Essstörungen entwickeln, so die Wissenschaftler.
09.11.2005