Störungen im Essverhalten bei Schulkindern verbreitet
Die Universität Freiburg belegt erstmals, wie weit verbreitet sogenannte untypischen Essstörungen unter Schulkindern sind. Die Resultate sind nicht erfreulich: Rund ein Drittel weisen solche Störungen im Essverhalten auf, wie die Experten berichten.
"Nein, meine Suppe ess ich nicht" - Das ist bekannt aus dem "Struwwelpeter, die Geschichte vom Suppen-Kaspar".
Kleine Kinder sind häufig Kostverächter, das wurde auch schon öfter belegt. Typische Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brechsucht (Bulimie) sind unter Schulkindern stark verbreitet, auch das ist hinlänglich bekannt.
In einer neuen Studie wollten Forscher wissen, wie häufig untypische Essstörungen bei den Schulkindern sind.
Sie untersuchten dazu 730 Schulkinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren aus den Kantonen BE, FR und VD. Es ist dies die erste Studie, die sich mit untypischem Essverhalten von Schulkindern beschäftigt.
Zu diesen untypischen Essstörungen gehören:
- Verweigerung bestimmter Nahrungsmittel (selektives Essverhalten): die Kinder sind sehr wählerisch beim Essen, weigern sich auch Neues auszuprobieren; das Gewicht spielt eine untergerordnete Rolle.
- Ab und zu auftretende Nahrungsverweigerung, eher im Zusammenhang mit bestimmten Situationen oder Menschen; hier spielt nicht das Gewicht eine Rolle.
- Restriktives Essen: die Kinder haben praktisch keinen Appetit, Essen interessiert sie nicht sonderlich; auch hier spielt das Gewicht keine Rolle, Betroffene leiden aber oft unter psychischem Stress.
- Funktionale Essstörung: Hier handelt es sich um eine Angststörung, zum Beispiel die Angst am Essen zu ersticken oder vergiftet zu werden.
Resultat: Insgesamt 30% der befragten Schulkinder wiesen Störungen im Essverhalten auf. Am häufigsten (20%) verbreitet war die Verweigerung bestimmter Lebensmittel (selektives Essverhalten).
Eine periodische Nahrungsverweigung (also aufgrund bestimmter Situationen oder in Gesellschaft bestimmter Personen) lag bei 7.9% der Befragten vor und 1.6% litten unter einer funktionellen Essstörung (Angststörung im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme). Die Studie zeigte auch auf, dass untergewichtige Kinder ein um gut 20% höheres Risiko hatten, an einer untypischen Essstörung zu leiden, als Normal- oder Übergewichtige.
Insbesondere das selektive Essverhalten könne ein Vorbote einer Magersucht oder einer anderen Essstörung sein und die physische oder psychische Entwicklung der Kinder nachhaltig stören. Es sei deshalb wichtig, die Zeichen zu erkennen und die Forscher fordern die Entwicklung von auf die Schulkinder zugeschnittene präventive Massnahmen.
Die Studie ist der erste Teil der "Swiss University Study of Nutrition" (SUN), des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unter der Leitung der Universität Freiburg, in Zusammenarbeit mit Prof. Anja Hilbert der Universität Leipzig (D).
Der zweite Teil der Studie wird das unkontrollierte Essverhalten - die sogenannte Binge Eating Disorder – untersuchen. Bei dieser Essstörung werden die Betroffenen von unkontrollierbaren, schweren Essattacken überfallen. Diese Attacken belasten die Betroffenen einerseits mit Schuldgefühlen und andererseits entwickeln sie früher oder später Übergewicht.
16.05.2013 - dzu