HPV-Impfung: Impfrate steigend bei guter Wirksamkeit
In der Schweiz sind mehr als die Hälfte der 16-jährigen Mädchen mit 3 Dosen des HPV-Impfstoffes geimpft. Und: Mädchen, die vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft wurden, sind vor den HP-Viren, die unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen können, gut geschützt, wie Experten in einem Bericht aus dem Schweizer Impfkongress im Fachblatt ArsMedici schreiben.
Die Impfung gegen das humane Papilloma Virus (HPV) gibt es seit 2007. Sie richtet sich gegen zwei Hochrisikotypen des HP-Virus (Typ 16 und 18), die unter anderem für Gebärmutterhalskrebs und die Entstehung von Genitalwarzen verantwortlich gemacht werden.
Gemäss den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) richtet sich die Grundimpfung, bestehend aus 3 Impfdosen, an alle Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren. Während fünf Jahren wird zudem eine Nachhol¬impfung der 15- bis 19-jährigen Mädchen empfohlen.
Impf- sowie Infektionsraten
Im Jahr 2011 hatten durchschnittlich 53% aller 16-jährigen Frauen alle 3 empfohlenen Impfdosen erhalten – von Kanton zu Kanton gibt es hier jedoch Abweichungen.
Die Experten gehen davon aus, dass 16% aller neuen Krebfälle auf Infektionen zurückzuführen sind, 5% davon auf einer HPV-Infektion. Zu 99.7% sind HP-Viren für Gebärmutterhalskrebs sowie für die meisten Anal- sowie Scheidenkrebse verantwortlich.
HP-Viren verursachen aber auch einen grossen Teil (über 40%) der Penistumoren sowie einige Mund-Rachen-Tumoren. Auch 90% aller Genitalwarzen, eine der häufigsten sexuell übertragenen Infektion, werden durch HP-Viren verursacht.
Einige Zahlen für die Schweiz
Gesamtzahlen der jährlichen Krebsfälle aufgrund von Infektionen sowie jene,die HPV-Infektionen zur Ursache haben und in Klammern jene Fälle, die durch die HPV-Typen 16 und 18, gegen die geimpft werden kann, verursacht wurden. Quelle: NICER (National Institute for Cancer Registration) von 2004 bis 2008:
- Gebärmutterhalskrebs: 240 Fälle insgesamt, 239 durch HPV (182)
- Analkrebs: 166 insgesamt, 37 (35) durch HPV bei den Männern und 103 (96) bei den Frauen
- Mund-Rachen-Tumoren: 1054 insgesamt, es liegen keine Zahlen zur HPV-Infektion vor
Für die Genitalwarzen-Fälle fehlen zurzeit ebenfalls HPV-Verifizierungen.
Internationale Zahlen zeigen, dass das Risiko für Analkrebs sowie für einige Mund-Rachen-Tumoren in den letzten Jahren bei Frauen und Männern angestiegen sind. Verantwortlich dafür seien die heutigen Sexualpraktiken, so die Experten.
Zur Wirksamkeit der HPV-Impfung
Es müssten drei verschiedene Populationen beachtet werden.
- Erste Gruppe: Frauen und Mädchen, die alle 3 Impfdosen erhalten haben und die vor der ersten Impfung HPV-negativ getestet wurden.
- Zweite Gruppe: Frauen und Mädchen, die ebenfalls HPV-negativ waren, aber nur 1 oder 2 Impfdosen erhalten hatten.
- Dritte Gruppe: Frauen und Mädchen mit nur einer Impfdosis und unbekanntem HPV-Status
Für die erste und zweite Gruppe zeigte sich in Studien ein praktisch vollständiger Schutz gegen die HPV-Subtypen 16/18, welche unter anderem für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.
Resultate der Impfkampagne in Australien
Ab dem Jahr 2007 wurde in Australien allen Mädchen zwischen 14-17-Jahren und bis 2009 auch bis zum 26. Lebensjahr die HPV-Impfung gratis angeboten. Die Impfrate: 70% aller 14-17-Jährigen und 30% der älteren Frauen.
Resultat: Vier Jahre nach Einführung dieser Impfkampagne war das Risiko der Mädchen Krebsvorstufen zu entwickeln deutlich gesunken (0.38%)– verglichen mit vier Jahren vor der Impfkampagne. Obwohl ein gewisser Optimismus angezeigt sei, warnen Experten davor, die Resultate nur der Impfung zuzuschreiben.
In acht sexualmedizinischen Zentren wurde zudem von 2007 bis 2010 ein Rückgang der Genitalwarzen-Fälle um 73% bei den einheimischen Frauen unter 27 Jahren festgestellt. Zum Vergleich: Bei den nicht in Australien geborenen Frauen oder bei jenen, die weniger als 3 Jahre in Australien lebten, war kein solcher Rückgang zu beobachten.
Aber auch die Männer profitieren von der Impfkampagne: Zwischen 2007 bis 2010 sank die Erkrankungsrate für Genitalwarzen bei den heterosexuellen Männern unter 27 Jahren um 44%. Das heisst, die Impfung bei den Mädchen stellt gleichzeitig ein Schutz für die Männer dar.
Eine weitere Studie umschloss Daten von insgesamt 5021 Patienten mit Genitalwarzen von 2004 bis 2011. Gegenüber den Jahren 2007/2008, in denen noch bei 18.6% der neuen Patientinnen Genitalwarzen festgestellt wurden, waren es in den Jahren 2010/2011 nur noch 1.9% (Rückgang um 90%).
Bei den heterosexuellen Männern unter 21 Jahren waren es in den Jahren 2007/2008 noch 22.9%, drei Jahre später (nach Beginn der Impfkampagne bei den Frauen) nur noch 2.9% (Rückgang um 84%). Auch bezüglich der Krebsvorstufen der Schamlippen- und Scheide zeigte die Impfkampagne eine hohe Wirksamkeit.
22.04.2013