HPV-Impfung: Wie kann das Impfprogramm erreicht werden?
Wie berichtet wurde, wird die erwartete Impfquote für 2012 voraussichtlich nicht erreicht werden. Hauptprobleme seien die Impfung durch den Hausarzt und das verwickelte Finanzierungssystem. Dies könnte mit geeigneten Massnahmen geregelt werden, sagen Experten.
Im Jahr 2007 wurden vom BAG und der eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) Empfehlungen zur HPV-Impfung herausgegeben. Darin formulierten sie die folgenden Ziele: Bis 2012 soll die Durchimpfungsrate bei 11- bis 14-jährigen Mädchen 80% (Basisimpfung) sowie bei den 15- bis 19-jährigen Mädchen 50% (Nachholimpfung) liegen. Beabsichtigt ist, für alle Zielgruppen in der Schweiz den Zugang zu Informationen und zur HPV- Impfung gleichermassen zu gewährleisten.
Laut aktuellem BAG-Bulletin wird das Ziel wahrscheinlich nicht erreicht. Dabei scheint die Durchimpfung via Hausarzt ein Stolperstein zu sein: In der Westschweiz zum Beispiel, wo der schulärztliche Dienst das Impfprogramm übernimmt, wurden wesentlich mehr Mädchen geimpft.
Experten raten deshalb zu einer Ausweitung und Verbesserung von Impfprogrammen im Rahmen schulärztlicher Dienste. Ausserdem sollten mehr niedergelassene Ärzte in das Impfprogramm eingebunden werden.
Die Angst vor Nebenwirkungen scheint aber ebenfalls ein Hemmschuh zu sein. Die Experten fordern deshalb eine erneute explizite Aufklärung bezüglich des Nebenwirkungsprofils.
Einige Daten zu den Nebenwirkungen
Seit 2007 wurden der Schweizer Heilmittelkontrolle Swissmedic 117 unerwünschte Wirkungen bei jungen Frauen zwischen 12 und 35 Jahren in zeitlicher Beziehung zur Impfung Gardasil® gemeldet. Das heisst: 117 unerwünschte Wirkungen auf 420'000 bis heute im Rahmen des Impfprogramms ausgelieferte Dosen. Zahlen ausserhalb des Impfprogramms sind nicht bekannt. 15 Nebenwirkungen mussten als medizinisch schwerwiegend bezeichnet werden. Es handelte sich dabei um Ohnmachtsanfälle, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie ein Fall von Hirnhautentzündung. Weitere 18 Fälle zeigten leichte Nebenwirkungen wie lokale Schmerzen oder Hautirritationen. Wichtig ist die Tatsache, dass eine Meldung an die Swissmedic nicht automatisch bedeutet, dass ein tatsächlicher Zusammenhang zur Impfung bestand.
Seit 2010 ist in der Schweiz neben Gardasil ® der zweite Impfstoff Cervarix® zugelassen. Zum aktuellen Zeitpunkt scheint es keine wesentlichen Unterschiede bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil zwischen den beiden Impfstoffen zu geben.
Die Finanzierung
Zur Zeit scheint auch die Finanzierung ein Verhinderer des Durchimpfungsprogramms zu sein: Bis heute muss jeder Kanton den Impfstoff selber einkaufen und den Arzt für die Durchführung bezahlen. Später bekommt der Kanton das Geld von der Krankenkasse zurück – nur so kommen die Kantone an einen günstigen Preis. Die Experten fordern deshalb Strategien zur Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen.
In Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern sollen in einer Arbeitsgruppe die Kernpunkte zum Erreichen einer landesweiten Durchimpfung von 80% analysiert werden.
28.10.2010