Krebs in einem fremden Land - Eine Patientin erzählt
Hajra Bajric ist Bosnierin, sie lebt seit dreissig Jahren in der Schweiz und ist Mutter zweier erwachsener Töchter und eines achtjährigen Sohnes - und sie hat Krebs. Die 47-Jährige weiss aus Erfahrung, wie wichtig es ist, dass Betroffenen möglichst gute Informationen in ihrer Muttersprache zur Verfügung stehen.
Vor drei Jahren hat Hajra Bajric sich einen Traum erfüllt und sich nebst ihrem Job in einer Boutique ein eigenes Nagelstudio aufgebaut.
Da sie vor einem Jahr an Brustkrebs erkrankte, musste sie das Studio nun wieder aufgeben. ''Als ich von meinem Hausarzt die Diagnose bekam, dachte ich sofort, jetzt sterbe ich, das war’s.''
Sie hat einen Moment gebraucht, um sich wieder zu fangen, und beschloss, sich und die Menschen um sich herum gut zu informieren und sich nicht zu verstecken. Ihr war rasch klar: ''Wer Krebs hat, braucht soviel Unterstützung wie er nur kriegen kann.'' Gefunden hat sie diese in der Familie, bei Nachbarn, Freunden, Kundinnen und nicht zuletzt bei der Krebsliga. Sie hatte das Glück, dass sie gut Deutsch spricht und darum das meiste verstanden hat, was ihr Ärzte und Pflegende erklärt haben. Dennoch wäre sie sehr froh gewesen, die ohnehin schwer verdaulichen Informationen in ihrer eigenen Sprache zu bekommen.
Sie ist überzeugt: ''Es ist sehr gut, dass es auch Angebote in der Muttersprache von Menschen aus anderen Ländern gibt.'' Zu der Sprachbarriere kommen je nach Kultur noch weitere Schwierigkeiten zur Diagnose Krebs hinzu: ''In vielen Kulturen ist Krebs immer noch ein völliges Tabuthema, so wie bei uns in Bosnien.'' Endlich darüber reden Als Hajra Bajric mit ihrem Mann für einen Besuch nach Bosnien reiste, nahm ihre Schwiegermutter sie beiseite und bat sie, niemandem zu erzählen, was mit ihr los sei. Sie weigerte sich und redete als erste im Dorf ganz offen über ihre Krankheit.
''Es muss endlich ein Ende haben, dass kranke Menschen in meiner Heimat sich verstecken und heimlich an Krebs sterben'', beschloss sie. Mittlerweile hat sogar die bosnische Zeitung über sie und über ihren Mut, offen über Krebs zu sprechen, berichtet. Auch in ihrem näheren und weiteren Umfeld in der Schweiz hat sich herumgesprochen, dass man mit Hajra Bajric über Krebs reden kann und darf.
Immer öfter melden sich Betroffene bei ihr. ''Darum bin ich froh, gibt es nun Informationsmaterial in unserer Sprache, das ich ihnen geben kann.'' Sobald es ihr noch besser geht, möchte sie auch Vorträge halten für Bosnierinnen und Bosnier in der Schweiz. Ihr Engagement für Offenheit und Früherkennung hilft ihr, sich mit ihrer Krankheit auszusöhnen, ihr einen Sinn abzugewinnen.
Die Krebsliga Schweiz bietet ab sofort Kurzinformationen zu den acht häufigsten Krebsarten in den wichtigsten Migrationssprachen. Sie sind auf dem Internet zu finden und ideal zum Ausdrucken. Ebenfalls in diversen Sprachen erhältlich sind Informa-tionen rund um Prävention und Früherkennung.
Hier das Beispiel zu schwarzem Hautkrebs, Melanom auf Serbisch, Kroatisch, Bosnisch Broschüre der Krebsliga >>
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14.12.2010