Glatze nicht allein entscheidend für Attraktivität
Eine Studie der Universität des Saarlandes zeigt: Nicht die Glatze oder die Haarpracht allein sind entscheidend für die Attraktivität des Erscheinungsbildes.
Aus Literatur, Geschichte, Völkerkunde, Archäologie und anderen Wissenschaftszweigen kann man sehen, dass das Haar zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine herausragende Rolle gespielt hat. Das älteste, beschriebene Medikament in der Medizingeschichte ist – bezeichnenderweise – ein Mittel gegen Glatzköpfigkeit beim Mann!
Tinkturen aus in in Öl gebratenen und gemahlenen Hundepfoten und Eselshufen wurden schon von den Ägyptern auf ihre kahlen Häupter geschmiert. Solche und ähnlich abstruse Methoden sind seit jeher bekannt und weitergeben worden im Kampf gegen die Glatze oder die Glatzenbildung, vornehmlich beim Mann.
Aus rein medizinischer Sicht betrachtet, sind Haare für den Menschen nicht lebensnotwendig. Die Sorgen sind also eher psychologischer und ästhetischer Natur, verbunden mit Ängsten, nicht mehr attraktiv genug für die Partnerin/den Partner oder den Job zu sein.
Die Eindruckswirkung unter der Lupe
An der Universität des Saarlandes wurde in mehreren Untersuchungen der Frage nachgegangen, wie eine Glatze auf den Betrachter wirkt. Für die jüngste Untersuchung wurden zwölf Männer, die natürliche Glatzenträger sind, unter standardisierten Bedingungen fotografiert, und zwar einmal mit Glatze und einmal mit einem von einem bekannten Haarspezialisten individuell angefertigten Toupet.
Die Bilder wurden im Internet präsentiert und sollten dort von den Versuchspersonen im Hinblick auf 70 verschiedene vorgegebene Persönlichkeitsmerkmale beurteilt werden. Ausserdem sollte das Alter und die Körpergrösse geschätzt werden. Der entscheidende Punkt war, dass jede Versuchsperson nur ein einziges Bild zu beurteilen hatte. Somit konnte sie keinen Verdacht schöpfen, dass es im Wesentlichen um die Eindruckswirkung der Glatze ging. An der Untersuchung nahmen mehr als 1200 Männer und Frauen aus aller Welt teil.
Alter und Attraktivität
Zu den Eindrucksfaktoren gehören: Guter Familienvater, Karriere / Intellekt, Attraktivität, Kreativität, Soziale Verschlossenheit, Konservatismus und Maskulines Aussehen. Dabei zeigte die Altersschätzungen das erwartete Ergebnis: Alle Männer wirkten mit Toupet deutlich jünger als ohne, und zwar im Mittel etwas mehr als vier Jahre.
Ohne Toupet wurden die Männer als bessere Familienväter eingestuft. Hier darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass Männer mit Glatze eher so eingestuft werden: weniger attraktiv, somit weniger Erfolg bei den Frauen, somit beständiger und fürsorglichere Ehemänner und Väter, die keine ausserehelichen Affären haben.
Gesamteindruck entscheidet
Resultat: Mit Glatze erscheint ein Mann älter und weniger attraktiv.
Die psychologische Forschung zeigt aber, dass in aller Regel die individuelle Gesamtkonfiguration des Gesichts eine wesentlich wichtigere Rolle spielt als Einzelaspekte wie beispielsweise die Haarfülle. Aber auch das kann nicht unbedingt nur ein Trost sein - schliesslich hat nicht jeder Mann die Physiognomie von Sean Connery.
26.01.2005