Haut- und Sonnenschutz: Sonnenbrand bei Kindern immer häufiger
Die Haut von Säuglingen und Kindern bietet nur einen geringen Sonnenschutz, das ist bekannt. Dennoch müssten Eltern immer wieder darauf hingewiesen werden, ihre Kinder nicht an die pralle Mittagssonne zu lassen. Und: Die Rate der Hautkrebsfälle bei Kindern sei beunruhigend, so Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi, Charité Berlin im Fachblatt Pädiatrie.
Hauptinhalt: Zunahme der Sonnenbrände bei Kindern sowie der Hautkrebs-Fälle (insbesondere schwarzer Hautkrebs), richtige Sonnencrème für Kinder sowie Verhaltenstipps für Eltern.
Fakten zur Säuglings- und Kinderhaut
Die Haut der Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr enthält deutlich weniger Melanine (Hautpigmente) als die Haut von Erwachsenen. Melanine sind Pigmente, die als Lichtschutz vor dem schädlichen Einfluss der UV-Strahlung der Sonne dienen. Sie geben der Haut die "Farbe" (den Teint). Und: Auch das Immunsystem, welches nachweislich durch zu viel Sonne geschwächt wird, ist bei den Kleinen noch deutlich weniger ausgeprägt. Ausserdem ist die oberste Schicht der Haut – die Epidermis - insbesondere im 1. Lebensjahr noch sehr dünn. Das sind insgesamt alles Faktoren, die dem Kleinkind keinen genügenden natürlichen Sonnenschutz bieten.
Die Sonne kann bei Kleinkindern – insbesondere im 1. Lebensjahr – irreparable Hautschäden hervorrufen. Mit der Entwicklung der Pigmentierung sowie der physikalischen und immunologischen Schutzbarrieren wir der natürliche Sonnenschutz immer stärker.
Dennoch: Sonnenbrände bei Kindern sind häufig und schädigen deren Haut längerfristig. Damit steigt natürlich das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs.
Andere Folgeschäden sind: Lichtschäden wie die „Mallorca-Akne“, schnelle Hautalterung wie Faltenbildung sowie der Elastizitätsverlust der Haut.
Gefährdet sind insbesondere Kinder mit heller Haut (wenig Pigmentierung), blauen Augen sowie blonden oder roten Haaren. Weitere Risikofaktoren sind familiäre Voraussetzungen für Hautkrankheiten sowie das Vorhandensein von vielen Naevi (Muttermalen). Diese können sich mit zunehmender Sonnenexposition zu schwarzem Hautkrebs (Melanom) entwickeln. Hauptrisiko ist und bleibt aber die UV-Exposition und Sonnenbrände.
Vorbeugung vor Sonnenbränden – was muss eine gute Sonnencrème leisten?
- Hohe Sonnenschutzkapazität (sowohl UV-A- als auch UV-B-Schutz), mindestens Schutzfaktor 15
- Wasserresistenz (nach 20 Minuten baden immer noch schützend; noch besser: nach viermaliger Wasserexposition immer noch schützend)
- Hoher Anteil von Mikropigmenten
- Keine Haut- oder Augenirritationen
- Keine allergieauslösenden Inhaltstoffe, z.B. keine Parfüms
- Fotostabilität (Robustheit)
- Leicht anzuwenden, von ästhetischer Qualität
Sonnenschutz muss sowohl bei Sonne als auch bei bedecktem Himmel im Sommer, in den Bergen, am Wasser und im Schnee angewendet werden. Laut der Expertin genügen für unseren Stoffwechsel täglich 20 Minuten Aufenthalt im Freien; die restliche UV-Tagesdosis sei "überflüssig".
Verhaltenstipps zum Sonnenschutz für Kinder
Zum kompletten Sonnenschutz gehören: Geeignete Sonnencrème (siehe oben), geeignete Sonnenbrille (wobei die kleinen Kinder diese eher abziehen oder verlieren) und ein Hut mit breiter Krempe.
Ausserdem:
- Stärkste Mittagssonne vermeiden (von 11-15 Uhr)
- Sonnenschutz auch bei bedecktem Himmel, in den Bergen und im Schnee (!) auftragen.
- Kleidung (Hemdchen) mit eingebautem Sonnenschutz tragen; in diese wurden bereits Sonnenblocker eingewebt.
- Mindestens Sonnenschutzfaktor 15 verwenden (sogenannte Sonnenblocker)
- Während den ersten 6 Lebensmonaten: direkte Sonnenexposition vermeiden
- Zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat Sonnenschutzcremes mit Mikropigmenten: Achtung: dieser muss ausreichend dosiert und nach Schwitzen oder Baden erneut aufgetragen werden
- Älter als 2 Jahre: Substanzen mit organischen UV-Absorbern (hoher Filterungsgrad, welcher die schädigende Energie in harmlose, infrarote Wärmestrahlung umwandelt)
- Wichtig: Manche Medikamente reduzieren den Schutz von Sonnencrèmes.
Zu viele Sonnenbrände
Gehört ist nicht verstanden oder nicht umgesetzt, kann man hier sagen. Denn: Laut US Studien liegt die jährliche Sonnenbrandrate bei Kindern bei 29-83%, so die Expertin. An sonnigen Wochenenden kämen 7-13% der Kinder mit einem Sonnenbrand nach Hause. Unter britischen Schülern wurde sogar eine jährliche Sonnenbrandrate von 40% festgestellt.
Die Expertin fordert deshalb umfangreiche Sonnenschutzprogramme, wie sie in Australien geschaffen wurden. Dort werden Eltern und Kinder über richtiges Sonnenverhalten und über die Gefährlichkeit der UV-Exposition umfangreich informiert.
Zahlen für die Schweiz von der Krebsliga
Jährlich erkranken in der Schweiz etwa 1'900 Menschen am schwarzen Hautkrebs (Melanom). Das macht rund 5% aller Krebserkrankungen aus. Und: Rund ein Drittel der Betroffenen sei zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 jährig.
Die Krebsliga stellt Broschüren zum Thema Hautkrebs in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.
06.03.2012