Hautkrebs - Eine Expertin gibt Auskunft
Zum Thema Hautkrebs - das gerade jetzt in der Hauptsonnenzeit brennend interessiert - hat uns eine Hautärztin Fragen zu den verschiedenen Formen von Hautkrebs, zur Früherkennung und zu Präventionsmassnahmen beantwortet.
Vom 15. bis am 19. Mai 2006 findet in der Schweiz zum ersten Mal die „Hautkrebswoche Schweiz“ statt. Im Mittelpunkt steht die Früherkennung von Melanomen (schwarzer Hautkrebs) und anderen Hautkrebsformen.
Schweizer Dermatologen und Dermatologinnen stellen sich in dieser Woche kostenlos für eine Erstkonsultation zur Abklärung von Pigmentmalen zur Verfügung.
Eine dieser Hautärztinnen hat sich spontan bereit erklärt, für unsere Leser wichtige Fragen zu Hautkrebs, den verschiedenen Formen, zur Früherkennung und zu Präventionsmassnahmen, zu beantworten.
Frau Dr. med. Daniela Kleeman ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie und führt eine eigene Praxis in Zürich.
- Warum zum Hautarzt/Hautärztin?
- Hautkrebsvorsorgeuntersuchung - Warum?
- Die verschiedenen Formen des Hautkrebs
- Hauptrisikofaktoren/Hauptrisikogruppen für Hautkrebs
- Wie wird Hautkrebs festgestellt?
- Wie sinnvoll sind Online-Tests?
- Diagnose Hautkrebs - Wie weiter?
- Wie kann ich mich vor Hautkrebs schützen?
Der Sonnenschutz und damit der Schutz vor Hautkrebs ist in den letzten Jahren auch in unseren Breitengraden vermehrt ein Thema geworden. Sind die Menschen diesbezüglich am Umdenken? Kommen mehr Patienten zu Ihnen in die Sprechstunde, um sich mit Ihnen über Hauttyp und den optimalen Sonnenschutz zu beraten?
Ja die Leute sind heute allgemein besser über die Notwendigkeit aufgeklärt, sich vor der Sonne zu schützen. Die dunkle Bräunung als Trend ist bei vielen Menschen out! Auch besteht ein grösseres Bewusstsein darüber, dass die Sonne mit ihren UV-Strahlungen – nebst der beschleunigten Hautalterung – auch die Bildung von Hautkrebs fördert.
Kommen die Menschen heute häufiger vorsorglich zu Ihnen oder weil sie per Selbstuntersuchung auf die Hautveränderungen gestossen sind oder wird die Diagnose als Zufallsdiagnose im Rahmen einer anderen Untersuchung gestellt?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele kommen weil sie in Bezug auf Melanom (schwarzer Hautkrebs) und Hautkrebsvorsorge in den letzten Jahren immer mehr davon in den Medien gehört haben und gerne eine Standortbestimmung im Rahmen einer Muttermalkontrolle durch eine Fachärztin haben möchten.
Einige kommen weil der Partner oder die Partnerin eine neue Hautveränderung oder eine Änderung an einer bestehenden Hautveränderung bemerkt hat und auf den Besuch bei einer Hautärztin drängt.
Und nicht allzu selten wird die Diagnose Hautkrebs im Rahmen eines ganz anderen Problems gestellt. Da ist z.B. der Patient, der mit einem Ekzem zu mir in die Sprechstunde kommt. Bei ihm untersuche ich dann gleichzeitig die gesamte Hautoberfläche. Es kann sein, dass ich dabei auf Hautkrebs stosse, ohne dass dem Patienten diese Hautveränderung vorher negativ aufgefallen wäre. Das wäre dann ein Beispiel für die sogenannte „Zufallsdiagnose“.
Welche Hautkrebsart gibt es? Gibt es Hautkrebsarten die gefährlicher sind als andere?
Man unterscheidet bei den eher häufigen drei verschiedene Hautkrebsarten: das Basaliom, Spinaliom und das maligne Melanom. Wie der Name bereits aussagt, handelt es sich um bösartige Tumoren, wobei der Grad der Bösartigkeit bei den einzelnen Arten unterschiedlich angesehen werden muss.
Das Basaliom wird auch weisser Hautkrebs genannt; er gilt als häufigster bösartiger Tumor der hellhäutigen Rassen. Das Basaliom wächst in der Regel lokal und macht praktisch nie Metastasen (Ableger). Deshalb redet man auch von einem „semimalignen“ (halbbösartigen) Tumor. Frühzeitig entdeckt und behandelt sind die Prognosen gut, das heisst die Krankheit kann ausheilen.
Das Spinaliom (Spinozelluläres Karzinom) ist der zweithäufigste bösartige (maligne) Tumor der Haut. Dieser Hauttumor kann im fortgeschrittenen Stadium Metastasen bilden. Auch bei dieser Tumorart sind die Heilungsschancen bei frühzeitiger Behandlung recht gut; Tumore im Genital- und Mundbereich haben eine etwas schlechtere Prognose.
Das maligne Melanom ist der bösartigste Krebs der Haut. Je nach Melanomtyp (es werden 5 Typen unterschieden) und Lokalisation des Melanoms besteht ein erhöhtes Risiko für ein früheres Auftreten von Metastasen. Die Aussicht auf Heilung hängt von der Dicke respektive der histologischen vertikalen Ausdehnung des Tumors ab und davon, ob sich bereits Metastasen gebildet haben.
Welches sind die Hauptrisiken/Hauptrisikogruppen für den bösartigen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), den weissen Hautkrebs (Basaliom) oder das Spinaliom?
Melanom: Gefährdet ist vor allem der helle, rothaarige Hauttyp (Typ I-II); Risikofaktoren sind: gehäufte Sonnenbrände in der Jugend, das Vorkommen von multiplen Muttermalen (davon Anzahl dysplastischer Nävuszellnävi, diese tragen ein erhöhtes Risiko zur Entartung), familiäre Veranlagung, ganz oder teilweise Unterdrückung des Immunsystems z.B. durch Medikamente oder Krankheiten wie HIV-Infektionen.
Basaliom: Das Basaliom entsteht vor allem durch lebenslange chronische UVB-Schädigung der Haut (z.B. bei Menschen, die oft beruflich der Sonne ausgesetzt sind) , seltener durch chemische Einflüsse (wie z.B. Arsen) oder physikalische Schädigungen (Verbrennungen oder Röntgenstrahlen). Ein weiterer Risikofaktor ist ebenfalls die Unterdrückung des Immunsystems, ganz selten sind Basaliome genetisch bedingt.
Spinaliom: Hautprisikofaktoren: Chronische UVB Schäden der Haut im höheren Alter, Röntgenstrahlen, Unterdrückung des Immunsystems; selten entstehen Spinaliome an Verbrennungsnarben.
Welche Untersuchungen werden durchgeführt, wenn der Patient das erste Mal zur Abklärung kommt?
Die ganze Haut- inkl. Nägel und Haare - werden klinisch inspiziert, und sämtliche Hautveränderungen wie Muttermale und sonstige braune Flecken werden mit dem Dermatoskop (Auflichtmikroskop) auf Auffälligkeiten hin wie atypische Muttermale, Hautkrebs, Altersflecken, Alterswarzen etc. untersucht.
Was halten Sie von Online Tests, mit deren Hilfe man das Hautkrebsrisiko ermitteln kann? |
Ich denke diese Tests mittels Fragebogen helfen dem einzelnen sein persönliches Risiko abzuschätzen und seinen Hauttyp zu bestimmen. Sie ersetzen aber keinesfalls die seriöse Untersuchung und Beratung durch einen Hautarzt/Hautärztin. |
Die Diagnose Hautkrebs steht: Was heisst das? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Je nach Lokalisation und Ausdehnung wird der Tumor in den meisten Fällen total operativ entfernt. Beim malignen Melanom wird - abhängig von der Dicke des Melanoms - der Tumor mit einem zusätzlichen Sicherheitsabstand von 1 cm oder 2 cm im Gesunden entfernt. Falls das maligne Melanom dicker als 1 mm ist (Breslow), wird der Patient zu einer sogenannten Staginguntersuchung an ein grösseres Zentrum verwiesen. Anhand von verschiedenen Untersuchungen (z.B. Ultraschall, Röntgen, Laboranalysen) kann damit eine Metastasierung in andere Organe oder Lymphknoten festgestellt werden.
Wie kann man sich optimal vor Hautkrebs schützen? Was muss jeder Sonnenanbeter /Sonnenanbeterin wissen? Welches sind die heikelsten Stellen, wo am ehesten Hautkrebs entwickelt wird?
Vermeiden Sie Sonnenbrände, insbesondere in der Jugend; benutzen Sie einen hohen Sonnenschutzfaktor, Sonnenbaden zwischen 11 und 15 Uhr ist zu vermeiden; schützen Sie den Körper mit Kleidern, Sonnenhaut und Sonnenbrille und cremen Sie sich mehrmals täglich ein, insbesondere auch beim Baden; auch bei sogenannten wasserfesten Sonnencrèmes nimmt der Schutzfaktor durch Abtrocknen und Baden ab.
Das maligne Melanom kann prinzipiell an jeder Körperstelle auftreten. Das Spinaliom kann ebenfalls überalll am Körper auftreten; das Basaliom findet man nie an Schleimhäuten. Die beiden letztgenannten Tumoren treten aber insbesondere vermehrt an den sogenannten Sonnenterrassen auf (Nase, Stirn, Augenpartie, Oberlippe).
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Dr. Daniela Kleeman für die spontane Zusage und das äusserst informative Interview und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg.
Mehr Informationen rund ums Thema Haut gibt es auf der Homepage von Frau Dr. Kleeman www.die-haut.ch.
In der Hautkrebswoche stehen Ihnen Frau Dr. med. Daniela Kleeman und Herr Dr. med. Mario Graf während einer Stunde pro Tag gratis gegen telefonische Voranmeldung für eine Begutachtung von Muttermalen und auffälligen Hautveränderungen zur Verfügung.
Telefonische Anmeldungen werden entgegen genommen unter:
Seefeldstrasse 214
8008 Zürich
Tel. 043 488 55 77
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10.11.2010