Hautkrebs - Eine Haut-Expertin informiert
Frau Dr. med. Daniela Kleeman ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie. " Das Wissen der Schweizer Bevölkerung zu richtigem Hautschutz ist immer noch sehr dürftig."
In der Schweiz erkranken jährlich rund 18’000 Personen an Hautkrebs, 1'700 davon an einem Melanom (schwarzer Hautkrebs). Pro Jahr sterben 250 Menschen an diesem bösartigen Hauttumor.
Das sind die neusten Zahlen der Schweizerischen Krebsliga. Bei der Häufigkeit von Hautkrebs steht die Schweiz – hinter Norwegen – an zweiter Stelle.
Frau Dr. med. Daniela Kleeman ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie und führt eine eigene Praxis in Zürich. Sie hat sich erneut spontan bereit erklärt, uns anlässlich des nationalen Hautkrebstages, ein paar Fragen zum Thema Hautkrebs und Vorsorge, zu beantworten.
Legende zum Interview
- Hautschutz und Vorsorge
- Risikofragebogen zum internationalen Hautkrebstag vom 5. Mai 2008
- Risikogruppe Männer
- Solariumbesuche
- Sonnenlicht und Vitamin D
Sprechzimmer: Frau Kleeman, vor zwei Jahren schilderten Sie uns, dass die Leute im allgemeinen besser über den notwendigen Sonnenschutz informiert sind als früher. Dennoch: es gibt immer noch sehr viele Betroffene mit Hautkrebs und die Schweiz steht damit an 2. Stelle in der europäischen Skala.
Hat sich das Verhalten der Patienten in der Praxis verändert? Kommen z.B. die Patienten seit der Erstuntersuchung häufiger zur Kontrolle in die Sprechstunde oder lassen sich die Menschen bei Ihnen häufiger zu Sonnenschutz beraten?
Dr. med. Daniela Kleeman:
Die Tendenz, sich bei einem Facharzt Muttermale und sonstige Hautveränderungen vorsorglich untersuchen zu lassen, wächst und das ist erfreulich. Dank den Medien ist das Bewusstsein für die Entstehung von Hautkrebs, insbesondere für das gefährliche Melanom (schwarzer Hautkrebs), seit der Einführung des 1. nationalen Hautkrebstages, landesweit gestiegen.
Zu richtigem Sonnenschutz hingegen - insbesondere bezüglich Schutzfaktor bei Sonnencrèmes - ist das Wissen leider bei vielen Menschen noch sehr dürftig. Viele Patienten glauben, dass sie mit einem Sonnenschutz-Faktor unter 25, ihre Haut genügend vor den gefährlichen UV-Strahlen schützen. Auf den Vorschlag, einen Sonnenschutz-Faktor von 25 oder gar 50 zu benutzen, hört man häufig die Antwort: „ Da werd ich ja gar nicht mehr braun“! – Was bedeutet, dass „Schön-braun-Sein“ in vielen Köpfen noch vor „Gesund-Sein“ steht.
Sprechzimmer: Im Rahmen des internationalen Hautkrebstages wurde zusammen mit der Krebsliga und dem Schweizerischen Apothekerverband pharma Suisse ein Risikofragebogen zum Hautkrebsrisiko ausgearbeitet. Frau Dr. Kleeman, wem raten Sie dringend, diesen Risikofragebogen auszufüllen?
Dr. med. Daniela Kleeman:
Prinzipiell rate ich allen Leuten, sich die 3 Minuten zum Ausfüllen des Bogens zu nehmen. Das erhöht die Chance, mehr über sich, respektive seinen Hautzustand zu erfahren und vor allem das eigene Melanomrisiko kennen zu lernen. Der Bogen sollte dann allerdings gleich dem Hautarzt vorgelegt werden.
Sprechzimmer: Die Schweizerische Krebsliga hat ermittelt, dass Männer in Sachen Hautprävention eher zurückhaltend sind und häufiger an Hautkrebs sterben als Frauen. Was raten Sie den männlichen Patienten, respektive, wie könnte Mann der Vorsorge besser zugeführt werden?
Dr. med. Daniela Kleeman:
Auch der sogenannte moderne, köperbewusste Mann, kennt leider häufig seinen Körper nicht.
Frage ich z.B. eine Frau, ob sie Muttermale am Fuss habe, wissen 9 von 10 Frauen ganz genau, ob sie eines haben oder nicht. Bei den Männern sieht es etwas anders aus: auf die gleiche Frage wissen 8 von 10 der männlichen Patienten nicht, ob sie ein Muttermal am Fuss aufweisen oder nicht! Betreffend ihrem Körperbewusstsein oder der Notwendigkeit z.B. der Hautkrebsvorsorge, müssen noch viele Männer wach gerüttelt werden. Ob speziell für den Mann zugeschnittene Werbespots oder Broschüren hier helfen würden, müsste ausprobiert werden. Als Hautärztin jedenfalls, bin ich bei der Hautkrebsvorsorge - vor allem bei den männlichen Patienten - immer noch stark gefordert.
Sprechzimmer: Zur zweiten Hoch-Risikogruppe gehören junge und sportliche Menschen, denen häufig noch sonnengebräunte Haut als Schönheitsideal vorschwebt und die deshalb auch häufig – nebst der natürlichen Sonne – künstliche Sonnenbäder nehmen. Viele Menschen haben ja immer noch das Gefühl, dass die UV-Bestrahlung im Solarium eine ''gesunde'' Bräune ist.
Was ist Ihre Meinung zu Solariumbesuchen - schädlich oder nicht?
Dr. med. Daniela Kleeman:
Aus Dermatologischer Sicht sind Solariumbesuche nicht vertretbar!
In Solarien wird die Haut nur mit UVA-Strahlen gebräunt. Gegen die schädlichen, in der freien Natur vorkommenden UVB-Strahlen kann sich die Haut zum Teil selber schützen.
UVA Strahlen aber bewirken lediglich eine Sofortbräunung. Braune Haut aber ist kein Schutz gegen die UVB Strahlen, welche hauptsächlich für den Sonnenbrand verantwortlich gemacht werden. Aus übermässiger UVA-Bestrahlung kann im Laufe der Jahre auch ein Hautkrebs entstehen. Gleichzeitig wird durch die häufige UVA-Bestrahlung die frühzeitige Hautalterung stark gefördert.
Sprechzimmer: Sonnenlicht und Vitamin D: Vitamin D ist für eine ganze Reihe von körperlichen Vorgängen wichtig; so beeinflusst Vitamin D das Immunsystem und den Knochenstoffwechsel – sprich, Vitamin D ist wichtig für die Vorbeugung von Osteoporose. Vitamin D wird aber nur im Körper durch ausreichende Sonnenbestrahlung gebildet. Ein Zuviel an Sonne schadet aber wiederum der Haut – ein Zwiespalt. Was raten Sie den Lesern und Leserinnen von Sprechzimmer.ch?
Dr. med. Daniela Kleeman:
Zur Bildung des lebensnotwendigen Vitamin D, welches nicht durch die Nahrung aufgenommen werden kann, reichen geringste UV-Dosen aus.
Diese bekommen wir im Alltag ausreichend, auch ohne zusätzliche Sonnenbäder. Voraussetzung: man hält sich häufig im Freien auf, auch wenn die Sonne nicht scheint! Und wenn die Sonne scheint, nur mit dem richtigen Hautschutz!
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Dr. Daniela Kleeman für die spontane Zusage und das äusserst informative Interview und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg. Mehr Informationen rund ums Thema Haut gibt es auf der Homepage von Frau Dr. Kleeman www.die-haut.ch.
Dritter nationaler Hautkrebstag 5. Mai 2008
Am Montag, 5. Mai 2008, findet der dritte Nationale Hautkrebstag statt. Schweizer Dermatologen und die Krebsliga bieten wiederum kostenlose Erstuntersuchungen an – im Kampf gegen Hautkrebs.
Auch Frau Dr. med. Daniela Kleeman und Herr Dr. med. Mario Graf stehen gratis gegen telefonische Voranmeldung für eine Begutachtung von Muttermalen und auffälligen Hautveränderungen zur Verfügung.
Telefonische Anmeldungen werden entgegen genommen unter:
Seefeldstrasse 214
8008 Zürich
Tel. 043 488 55 77
Bereits ab 7. April kann in rund 500 pharmaSuisse-Apotheken ein Hautkrebs-Risikofragebogen ausgefüllt werden.
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09.09.2008