Berufliche Handekzeme - häufiger als gedacht
Dermatologen berichteten an einer Fachveranstaltung am Europäischen Hautkongress in Istanbul über das weitverbreitete, berufsbedingte Handekzem. Im Fokus standen die damit verbundenen Beeinträchtigungen im Alltag, Stigmatisierung sowie die persönlichen und gesellschaftlichen Kosten, die diese Krankheit nach sich ziehen.
Der Bericht wurde im medizinischen Fachblatt ArsMedici 24 2013 publiziert. Der folgende Artikel ist eine Zusammenfassung für Laien.
Das Handekzem ist in der Bevölkerung weit verbreitet: Etwa jeder Zehnte in Deutschland leidet darunter. Allerdings suchen nur 50-70% der Betroffenen einen Hautspezialisten (Dermatologen) auf, obwohl etwa 20% der Betroffenen durch das Ekzem bei der Arbeit beeinträchtigt sind, was oft zu mehrtägigen Arbeitsausfällen führt. Jeder Zehnte ist sogar längerfristig gezwungen, seinen Job aufzugeben.
Um detailliertere Informationen zum Handekzem in der deutschen Bevölkerung zu erhalten, gab die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) im Jahr 2009 das CARPE-Register (Chronisches Handekzem Register zum Patientenlangzeitmanagement) in Auftrag. Das Register wurde vom Universitätsklinikum Heidelberg bis zum Jahr 2013 geführt. Im Fokus standen: Patientenprofil (Alter, Geschlecht, Beruf, Risikofaktoren, etc.), Schweregrad und Verlauf der Erkrankung, Beeinträchtigungen im Alltag oder Beruf sowie Therapieerfolg und Patientenzufriedenheit.
Von den mehr als 1'100 im CARPE-Register erfassten Patienten sind 55% weiblich. Im Schnitt sind die Teilnehmer 47-jährig und leiden seit 7.6 Jahren an einem Handekzem. Von den 80% der berufstätigen Teilnehmer war ein Viertel zu Beginn der Datenerfassung arbeitsunfähig. 30% fühlten sich durch das Handekzem mittelschwer beeinträchtig, 40% litten schwer darunter.
Handekzem – in welchen Berufen ist das Risiko erhöht?
Wenn es um Handekzeme geht, gehören insbesondere Berufe in denen "Nassarbeit" zum Alltag gehört, zu den "Top-Fünf". Nassarbeit wird wie folgt definiert: Nasse Hände während mehr als 2 Stunden täglich oder 10-20maliges Händewaschen pro Arbeitstag. An erster Stelle mit 20% der registrierten Fälle stehen Gesundheitsberufe, gefolgt von Gastroberufen (insbesondere Küchenangestellte) sowie Personal aus der Reinigungsbranche. Danach folgen Handwerker und Friseure.
Handekzem - Nebst physischen auch psychische Beschwerden
Nebst den körperlichen Beschwerden durch Handekzeme (Jucken, Schmerzen, Rötungen, Hautrisse etc.) leiden 81% der Betroffenen zusätzlich unter einem verringerten Selbstbewusstsein oder unter sozialen Phobien (Patienten getrauen sich nicht mehr unter Menschen). Das komme daher, dass Hände wichtige und sichtbare "Werkzeuge" im sozialen Umgang und in der Kommunikation sind, so die Experten. Eine Schwedische Studie belegte schon vor Jahren, dass 81% der Patienten mit Handekzem unter emotionalen oder sozialen Störungen und ein Drittel auch unter Schlafstörungen leidet. Die aktuelle Datenerhebung im CARPE-Register bestätigt dies: Von 151 Patienten gaben 36% an, sehr stark beeinträchtigt zu sein und 11% litten sogar extrem stark darunter.
Handekzeme generieren hohe persönliche und gesellschaftliche Kosten
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass das berufsbedingte Handekzem sowohl mit hohen persönlichen wie auch gesellschaftlichen Kosten verbunden ist. Nach Berechnungen der Experten, betragen allein die indirekten Kosten (durch Arbeitsausfall) aufgrund eines Handekzems in Deutschland im Schnitt über 6000 Euro pro Patient und Jahr. Die direkten Kosten (Therapiekosten) werden mit über 2600 Euro beziffert. Im Vergleich dazu liegen die Kosten einer Psoriasis-Erkrankung (Schuppenflechte) insgesamt jährlich bei 6700 pro Patient. Bemerkenswert sei – so die Experten – dass die Kosten im Vergleich zwischen leichten und schweren Erkrankungsfällen keine grossen Unterschiede ergeben hätten.
Vorbeugung und Behandlung
Wichtig ist, dass ein Handekzem sorgfältig und bereits im Anfangsstadium effizient behandelt wird. Als Basistherapie empfehlen die Experten, den steten und adäquaten Schutz der Haut vor Wasser oder anderen Reizstoffen (z.B. Chemikalien, Metallen etc.). Die ausreichende Versorgung mit Feuchtigkeit mittels Salben schützt die Haut vor dem Austrocknen. Bei Entzündungen helfen Kortisonpräparate zur äusserlichen Anwendung meist effektiv. Diese sollten aber nicht länger als 6 Wochen andauern, da es sonst zu dauerhaften Hautschädigungen kommen kann. Langfristige Therapien sollten nur unter regelmässigen ärztlichen Kontrollen durchgeführt werden. Bei Erwachsenen kann eine Lichttherapie in Erwägung gezogen werden. Hier muss aber längerfristig ein erhöhtes Hautkrebsrisiko im Auge behalten werden.
Bei einem schweren Handekzem können verschiedene Medikamente in Tablettenform zum Zuge kommen. Eine medikamentöse Therapie muss immer vom Dermatologen auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden. Häufig werden Kortisonpräparate eingesetzt. Die Experten empfehlen jedoch Kortison in höheren Dosierungen nur kurzfristig durchzuführen, da sonst mit ernsthaften Nebenwirkungen gerechnet werden muss.
Weitere detaillierte Informationen zu berufsbedingten Hautekzemen finden Sie im Fokus Haut trocken:
28.01.2014 - dzu