Herzstiftung fordert konkrete Massnahmen für die Ernährung
Im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen fordert die Schweizerische Herzstiftung sowohl von Politikern wie auch von der Lebensmittelindustrie griffige und konkrete Massnahmen für eine gesunde Ernährung der Bevölkerung. Die Stiftung appeliert aber auch an die Verantwortung jedes Einzelnen.
In Läden und am Fernsehen sind Snacks, Süssgetränke, Backwaren, Fastfood und Fertig-Gerichte allgegenwärtig. Viele Nahrungsmittel geben vor, gesund zu sein, enthalten aber «versteckt» erhebliche Mengen an Salz, Fett und Zucker. Während Tabak und Alkohol Vorschriften unterliegen, setzt man bei Nahrungsmitteln weitgehend auf freiwillige Massnahmen der Industrie.
Dringlicher ist die Stossrichtung des kürzlich erschienenen Berichts* des European Heart Network (EHN), der Allianz europäischer Herzstiftungen: Er setzt klare Ziele für Fett-, Zucker- und Salzkonsum und die zu ergreifenden Massnahmen. «Auch in der Schweiz müssten solche verbindlichen Ziele definiert werden – insbesondere für verarbeitete Lebensmittel wie Brot, Backwaren, Fertiggerichte und Frühstücksflocken», sagt Therese Junker, Geschäftsführerin der Schweizerischen Herzstiftung und Mitglied des Vorstandes der EHN. «Wir unterstützen deshalb auch die vom Bundesamt für Gesundheit geplante Salzstrategie mit der schrittweisen Reduktion des Salzgehalts in verarbeiteten Nahrungsmitteln».
Ampelfarben: Rot, gelb, grün gegen Herz-Kreislauferkrankungen
Zusätzlich zu den Anpassungen der Rezepturen von verarbeiteten Produkten bezüglich des Gehalts an Salz, gesättigten Fetten und Zucker befürwortet die Schweizerische Herzstiftung Massnahmen, welche es den Konsumenten ermöglichen, mehr Eigenverantwortung für ihre Ernährung zu übernehmen. Vor allem sollte ihnen die gesunde Wahl in der Fülle des Angebots erleichtert werden. «Die Konsumenten erhalten generell eine schlecht lesbare, nicht verständliche und manchmal sogar irreführende Deklaration der wichtigsten Nahrungsmittelbestandteile auf den Verpackungen», sagt Heinrich von Grünigen, Präsident der Schweizerischen Adipositas Stiftung.
Eine bessere Kennzeichnung der wichtigsten Bestandteile des Produkts pro 100 g bzw. 100 ml mit einer Farbcodierung von Rot (hoher Anteil), Gelb (mittlerer Anteil) und Grün (niedriger Anteil) würde eine rasch erfassbare Entscheidungsgrundlage für einen bewussten Einkauf bringen und die Bemühungen zur Bekämpfung kardiovaskulärer Risikofaktoren, von krankhaftem Übergewicht und Diabetes unterstützen. Es sei schwer verständlich und bedauerlich, erklären die Verantwortlichen dieser beiden gemeinnützigen Organisationen, dass die ansonsten sehr dynamische Lebensmittelindustrie so grosse Mühe bekunde, einfache und verbraucherfreundliche Lösungen wie das Ampelsystem umzusetzen. Da gesunde Menschen länger leben und konsumieren, müsste die Industrie an gesundheitlich hochwertigen Produkten und einer klaren Kennzeichnung grosses Interesse haben.
Gut für Benachteiligte
Das Ampelsystem käme insbesondere auch jenen Menschen entgegen, deren Bewusstsein für eine gesunde Ernährung klein ist. Damit würde wenigstens teilweise eine Entwicklung berücksichtigt, die seit Jahren beobachtet werden kann: Europaweit – aber auch innerhalb der einzelnen Länder – sind die sozioökonomisch am stärksten benachteiligten Gruppen mit oft auch geringer Bildung am meisten von Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch Adipositas und Diabetes betroffen. Die Ampelsignale könnten ihnen die Orientierung entscheidend erleichtern.
Hohe Kosten die die Lebensmittelindustrie bekämpfen könnte
Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen Leid, Behinderungen, Tod. Lebensstiländerungen, vorab eine gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmässige körperliche Bewegung und Verzicht auf das Rauchen könnten die Zahl der Herz-Kreislauf-Opfer deutlich verringern. Dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Risikofaktoren auch zu einer grossen ökonomischen Belastung geworden sind, wurde am ersten UNO-Gipfel zu den nicht übertragbaren chronischen Krankheiten im September 2011 in New York thematisiert mit einer entsprechenden Deklaration. Wann nimmt die Lebensmittelindustrie ihren Teil der Verantwortung wahr und leistet einen wirkungsvollen Beitrag an die Bekämpfung dieser globalen, zu einem grossen Teil vermeidbaren Gesundheitsprobleme?
19.01.2012