Alterung des menschlichen Abwehrsystems
Ältere Menschen leiden häufiger und meistens schwerer an Infektionen als junge Menschen. Welche Folgen ein schwaches Immunsystem für die Gesundheit hat und welche Auswirkung dies auf Impfungen hat, daran wird heute geforscht.
Es ist seit langem bekannt, dass ältere Menschen häufiger an verschiedenen Infektionen leiden und meist schwerer betroffen sind als junge Menschen.
Das gilt unter anderem für die Grippe, für Lungenentzündungen oder für die Gürtelrose.
Ausserdem wissen wir, dass auch viele Impfungen bei älteren Menschen schlechter wirksam sind als bei jüngeren. Forscher suchen nun fleissig nach den Ursachen und Zusammenhängen und erhoffen sich im nächsten Schritt bessere Impfstoffe - speziell für Senioren - entwickeln zu können.
Ursachen für die ''Alterung'' des Immunsystems
Für das häufige Auftreten von Infektionen im Alter spielen viele verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Im Alter werden zum Beispiel Haut und Schleimhäute verletzlicher, so dass Krankheitserreger leichter eindringen können. Auch einige der im Alter gehäuften chronischen Erkrankungen wie Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und Diabetes (Zuckerkrankheit), erschweren die Wundheilung und die Abwehr zusätzlich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Alterung des menschlichen Abwehrsystems (=Immunsystem). Wir wissen, dass ein ‚junges’ Immunsystem schneller und effizienter auf einen Krankheitserreger reagieren kann als ein ‚älteres’. Warum das so ist, verstehen wir aber noch nicht so genau.
Im Laufe eines Lebens ist ein Mensch vielen verschiedenen Krankheitserregern ausgesetzt, die zum Glück von unserm Immunsystem in den allermeisten Fällen wirksam bekämpft werden. Meist läuft dieser Kampf völlig unbemerkt ab. Gelegentlich leiden wir jedoch unter unter Fieber und anderen Symptomen,. Sie sind die Folgen dieses Kampfes. Es gibt aber auch einige Krankheitserreger (vor allem Viren), die vom Immunsystem zwar unterdrückt aber nicht vollständig aus dem Körper eliminiert werden können.
Zu diesen ‚chronischen’ Infektionen, gehören unter anderem die Herpesviren, welche für die lästigen Fieberbläschen verantwortlich sind, oder auch ein Virus namens Cytomegalievirus (CMV). Die meisten Menschen (70-95%) sind mit einem oder mehreren dieser Herpesviren infiziert, ohne dass es zu schweren Krankheitssymptomen kommt. Um diese Viren lebenslang unter Kontrolle halten zu können, muss unser Immunsystem täglich einen relativ grossen Aufwand betreiben.
Lassen chronische Infektionen das Immunsystem ''altern''?
Das hat wahrscheinlich seinen Preis: Wir vermuten, dass chronische Infektionen mit diesen Viren das Immunsystem mit der Zeit so stark beanspruchen, dass es im Alter nicht mehr so schnell und effizient auf andere Infektionen reagieren kann. Ähnlich ist es bei einer Impfung im Alter. Um einen genügenden Schutz aufzubauen, braucht es ein voll funktionsfähiges Immunsystem. Darauf könnten diese chronischen Infektionen ebenfalls einen negativen Einfluss haben.
In den nächsten Jahren wird dazu sicherlich noch viel geforscht werden. So untersuchen wir zum Beispiel am Universitätsspital Zürich im Moment, ob und auf welche Art und Weise diese chronische CMV-Infektion das Immunsystem von älteren Menschen beeinflusst.
Unser Ziel ist es, in Zukunft bessere Impfungen für Senioren bereitzustellen, zusätzliche Impfungen gegen chronische Infektionen zu entwickeln und so dem „gealterten“ Immunsystem gewissermassen unter die Arme zu greifen.
27.07.2010