gfs-Umfrage: Grippeimpfung ja, aber nicht für mich
Auch die Masernimpfung für die Kinder wird von der Schweizer Bevölkerung, die sich zur Mehrheit gesund fühlt, befürwortet, wie eine Umfrage an 1'200 Personen in der Schweiz für das Virusbarometer 2015 der gfs.bern ergab.
Das Virus Barometer ist eine repräsentative Umfrage, die untersucht, wie sich das Bewusstsein der Bevölkerung zum Thema Viren von Jahr zu Jahr verändert. Durchgeführt werden die Befragungen vom Forschungsinstitut gfs.bern. Die repräsentative Stichprobe mit 1'200 Personen aus der Schweizer Bevölkerung wird einmal pro Jahr durchgeführt. Sie soll aufzeigen, welche aktuellen Einflüsse mögliche Ängste prägen und wie sich die Befragten zu Themen wie Impfen, ansteckenden Krankheiten und Ansprechpersonen im Notfall äussern. Ende Juli/Anfang August 2015 fand die aktuelle gfs‐Befragung statt.
Die Zuversicht über den guten Allgemeinzustand der Schweizer Bevölkerung wird von Schichteffekten durchbrochen: Je tiefer das Einkommen, desto häufiger wird der Gesundheitszustand als eher schlechter eingeschätzt. Auch das Interesse an Gesundheitsfragen ist sehr hoch; 84 Prozent der Schweizer Einwohner interessieren sich für Gesundheitsthemen. An Neuigkeiten aus dem spezifischen Bereich "Viren" erinnern sich dagegen lediglich 36 Prozent der Befragten aktiv. Das sind weniger als noch 2014, wo Viren rund um den Ebola‐Ausbruch grosse mediale Aufmerksamkeit erfuhren.
Gefühlte Gefahrenviren: Grippe, Erkältung, Hepatitis
Die Themenwelt ist im Vergleich zum Vorjahr vielseitiger und wird weniger durch das Ebola‐ Virus beherrscht. Am häufigsten werden 2015 Neuigkeiten rund um Grippeviren und Pandemien erinnert, gefolgt von Meldungen zum Thema Hepatitis. Die Befragten erinnerten sich vor allem an Zeitungsartikel über neue Medikamente zu Hepatitis C. Zudem erinnerten sich die Befragten auch an die Preisdiskussion in Bezug auf die neuen Medikamente gegen Hepatitis C. Erst auf dem dritten Rang folgt Ebola vor der Sammelkategorie anderer spezifischer Krankheiten und den fünftplatzierten Nennungen zu HIV und Aids. In der dynamischen Perspektive sind zwei grundlegende Tendenzen zu betonen: Nennungen von Ebola als erinnerte Neuigkeit haben sich mehr als halbiert, ebenso wie erinnerte Neuigkeiten zu HIV/Aids und zu neuen Viren respektive Risiken der Ausbreitung von Viren klar rückläufig sind. Klar häufiger erinnert wurden 2015 dagegen Neuigkeiten rund um Hepatitis und Grippeviren.
Die grösste Gefahr für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung orten die Befragten rund um Grippe‐ und Erkältungsviren, gefolgt von HIV und Hepatitis. Ebola erachten immerhin noch drei Prozent als grösste Gefahr.
„Grippeimpfung ist wichtig, nur nicht bei mir selbst“
Interessant sind die Meinungen der Bevölkerung zum Thema Impfen. Knapp weniger als ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer findet es eher unwichtig, den eigenen Impfschutz aktuell zu halten. Die grosse Mehrheit findet einen aktuellen Impfschutz dagegen wichtig.
Diese Grundhaltung zur Wichtigkeit des Impfschutzes mündet jedoch nicht in demselben Masse in Handlungen. Fast die Hälfte der Schweizer gibt nämlich an, der eigene Impfschutz sei nicht aktuell. Immerhin 61 Prozent finden aber, dass die Überprüfung der Aktualität der eigenen Impfungen in einem Gesundheitscheck enthalten sein sollte. Rund 61 Prozent wären offen für eine Überprüfung ihres Impfstatus, würden sie vom Arzt darauf angesprochen. Ein Viertel der Befragten verzichtet dabei bewusst auf einen aktuellen Impfschutz. So ganz nach dem Motto: Impfen ist gut, aber bitte nicht für mich selbst.“
Nichts desto trotz erachtet man die Impfdurchdringung in der Schweiz eindeutig höher als im Ausland. Verglichen mit den Werten aus dem Vorjahr zeigt sich, dass leicht weniger Befragte über einen aktuellen Impfschutz verfügen, und dass die Ansicht, die Impfdurchdringung sei in der Schweiz höher als im Ausland, rückläufig ist. An der Wirkung von Impfungen zweifeln indes nur Wenige, denn stabile 87 Prozent gestehen ein, dass dank Impfungen gewisse Krankheiten weltweit besiegt werden konnten.
Allerdings halten sich auch weitverbreitete Zweifel rund ums Impfen wenn es um Grippe und Pandemien einerseits, die Rolle der Pharmaindustrie andererseits geht. Obwohl eine flächendeckende Impfpflicht nur für wenige Befragte eine reale Option wäre, findet sich eine Mehrheit, die sich für obligatorische Masernimpfungen bei Kindern ausspricht. Impfen wird ebenso mehrheitlich als Solidaritätsakt gegenüber Personen empfunden, die sich nicht impfen lassen können. Auch interessant: Könnte man sich gegen Hepatitis C impfen, würde ein grosser Teil der Befragten diese Impfung in Erwägung ziehen, nicht so hingegen für HIV/AIDS.
Obwohl eine flächendeckende Impfpflicht nur für wenige Befragte eine reale Option wäre, findet sich eine stabile Mehrheit, die sich für obligatorische Masernimpfungen bei Kindern ausspricht. Und Impfen wird ebenso stabil und mehrheitlich als Solidaritätsakt gegenüber Personen empfunden, die sich nicht impfen lassen können.
Das Gesundheitspersonal stellt dabei ein schlechtes Vorbild für die Durchimpfung dar. Beim Thema impfen spielt auch das Geschlecht eine Rolle, denn just unter den Befragten die jünger als 32 Jahre alt sind, zeigt sich, dass Männer häufig über keine aktuellen Impfschutz verfügen (Männer: 37%, Frauen: 60%). Zusätzlich verschärft wird dieser Effekt durch den Bildungsstand der jungen Männer: hoch Gebildete aus dieser spezifischen soziodemografischen Gruppe sind mehrheitlich geimpft, tief und mittel Gebildete hingegen nur zu 24 Prozent.Fragen Sie Ihren Arzt, Drogisten oder Apotheker
Als höchst stabil erweisen sich mit einer Ausnahme die Präferenzen für Personen, denen man vertraut, wenn man mit einem sehr persönlichen Gesundheitsproblem konfrontiert ist. Dem Hausarzt und der Partnerin, dem Partner wird stabil sehr hohes Vertrauen entgegengebracht, was in abgeschwächter Form auch für Apotheker und Gesundheitsfachpersonen aus dem eigenen Umfeld gilt. Mehrheitliches Vertrauen geniessen weiterhin auch die Drogisten, nicht mehr jedoch Telefonauskünfte der Krankenkasse.
Internetbasierte Institutionen werden als wenig vertrauenswürdig eingestuft. Angesichts der Stabilität der übrigen Personen und Institutionen verweist der doch deutliche kritische Trend zu Telefonauskünften der Krankenkassen, dass in diesem Bereich etwas in Bewegung geraten ist.
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10.12.2015