Selbstdispensation: Ärzte und Krankenkassen gegen Verbot
Die Ärzte und der Krankenkassenverband santésuisse suchen Lösungen, welche das geplante Verbot der Selbstdispensation für Ärzte verhindern sollen.
Eines vorweg: Das Geschäft mit Medikamenten ist für Ärzte einträglich und lukrativ. Im Jahr 2008 zum Beispiel erzielten Ärzte damit einen Reingewinn von 55'000 Franken, die Hausärzte kamen auf 76'700 Franken wie eine Studie der Helsana Krankenkasse belegt.
Leistung sei damit keine verbunden, monieren die Studienautoren; also gehe es hier um einen „ungerechtfertigten Profit“. 4300 Ärzte in der Schweiz mit Selbstdispensation würden demnach insgesamt einen Gewinn von 251 Millionen Franken einfahren.
Aber: Weil gerade in den 17 Kantonen, wo die Selbstdispensation erlaubt ist, auch die Tarmed-Taxpunkte tiefer sind, kann nicht so sehr von einem Gewinn gesprochen werden – eher von einer Quersubvention des Gehaltes der Ärzte durch die Einnahmen mit den Medikamenten.
Ist der Tarmed nun die Lösung?
Sowohl die Schweizer Ärzteverbindung FMH wie auch der Krankenkassendachverband santésuisse sind bereit, Lösungen zu suchen. Denn: Ein Verbot scheint für beide nicht der richtige Ansatz zu sein. Die Abgabe der Medikamente als Dienstleistung anzuerkennen und einen entsprechenden Tarmed-Tarif auszuarbeiten, werde laut santésuisse-Sprecher Felix Schneuwlyer diskutiert. Die Marge auf den Arzneimittelpreisen würde nur die effektiven Kosten der Ärzte decken und der Gewinn werde damit von den Ärzten in einer Dienstleistung erarbeitet.
Aber auch damit sind nicht alle Probleme vom Tisch und das Problem müsse zusammen mit anderen Tarmed-Reformen weiter diskutiert werden. Denn: ''Auch mit einer Tarmed-Angleichung werde es unter den Ärzten sowohl Gewinner als auch Verlierer geben'', so Schneuwlyer.
Eine Lösung zur Abgeltung bei der Medikamentenverschreibung könne verhindern, dass die Selbstdispensation verboten werde, sind beide Parteien überzeugt.
Der ehemalige Gesundheitsminister Pascal Couchepin wollte mit einem Verbot verhindern, dass Ärzte aus „Gewinnsucht“ mehr Medikamente verschreiben würden. Damals konnte Couchepin aber nur die Apotheker für ein Verbot begeistern.
26.05.2010