Arthritis ist die häufigste Nebenerkrankung bei Morbus Crohn
43% der Betroffenen mit Morbus Crohn leiden an zusätzlichen Krankheiten ausserhalb des Magen-Darmtraktes, wie eine Auswertung von Krankenakten ergab. Arthritis ist dabei die häufigste Nebenerkrankung, sagen Experten an der SGIM-Tagung.
Die Schweizer Studie “Swiss Inflammatory Bowel Disease Cohort Study” umfasst rund 2000 Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. 950 Krankenakten wurden nun ausgewertet. Es zeigte sich, dass 43% der Morbus-Crohn- und 30% der Colitis ulcerosa-Patienten an zusätzlichen Krankheiten ausserhalb des Magen-Darmtraktes leiden. Und: Viele der Betroffenen leiden nicht nur an einer Nebenerkrankung, sondern an mehreren.
Jeder 3. Morbus Crohn-Patient und jeder 5. Patient mit einer Colitis ulcerosa leidet an Arthritis – damit ist Arthritis die häufigste Nebenerkrankung bei diesen chronisch entzündlichen Darmkrankheiten. Der Studienleiter schränkt allerdings ein, dass es sich womöglich nicht immer um eine echte Arthritis handelt. Unter Umständen könnten Gelenkschmerzen auch einfach ein Symptom der Darmerkrankung sein.
Dennoch, die Zahl der an Arthritiserkrankten sei hoch und stelle für die Behandlung ein Problem dar. Die Medikamente (NSAR), welche bei Arthritis angewendet werden, dürften bei diesen Patienten nur sehr vorsichtig eingesetzt werden, da NSAR bekannterweise zu Magen-Darmproblemen führten.
Weitere, eher seltene Krankheiten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind laut der Studie:
- Geschwürige Entzündung der Mundschleimhaut
- Augenentzündungen
- Knotige oder geschwürige Hautentzündungen, zum Teil grossflächig
- Versteifende, entzündliche Wirbelerkrankungen
- Entzündung der Gallengänge
- Schuppenflechte
Diese Nebenerkrankungen scheinen häufig mit Krankheitsschüben der Darmkrankheit zusammenzuhängen – eine Arthritis zum Beispiel tritt beim aktivem Morbus Crohn häufiger auf als bei inaktivem. Als weiterer Risikofaktor für zusätzliche Krankheiten bei Morbus Crohn gilt die Familiengeschichte – d.h., ob andere Familienmitglieder ebenfalls erkrankt sind; Bei Colitis ulcerosa spielt weder die Krankheitsaktivität noch die Familiengeschichte eine Rolle beim Auftreten von Nebenerkrankungen.
Späte Diagnosestellung
Der Studienleiter moniert, dass chronisch entzündliche Darmerkrankungen in der Schweiz häufig sehr spät diagnostiziert würden; es daure in der Schweiz 5 bis 12, in Einzelfällen sogar 30 Monate bis zur Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Bei unklaren Gelenksschmerzen zum Beispiel würde es Sinn machen, die Betroffenen bald möglichst zu einem Magen-Darmspezialisten zur Abklärung zu schicken.
Ausserdem rief der Studienleiter an der SGIM-Tagung in Basel (Schweizer Tagung der Internistisch tätigen Mediziner) die Ärzte dazu auf, Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen für die “Swiss Inflammatory Bowel Disease Cohort Study” anzumelden, da bis heute lediglich Patienten an Universitätsspitäler erfasst wurden.
16.09.2010