MS-Fachkongress «State of the Art» im KKL Luzern
Am Samstag, 24. Januar 2015 fand der grösste Fachkongress der Schweizer MS-Forschung für behandelnde Ärztinnen und Ärzte, Forschende und medizinische Fach-kräfte traditionell im KKL Luzern statt.
Das 17. State of the Art-Symposium widmete sich den neuesten Entwicklungen in der Forschung und den Techniken, mit denen man MS entschlüsseln will, und wurde dieses Jahr von PD Dr. Myriam Schluep in ihrer Funktion als scheidende Präsidentin des Wissenschaftlichen Beirats der Schweiz. MS-Gesellschaft geleitet.
Wie in den vergangenen Jahren konnten auch dieses Jahr international renommierte Referierende für Vorträge gewonnen werden. In den Vormittagsvorträgen lag der Fokus auf der adaptiven Immunantwort. Diese Vorträge gingen vor allem auf die Funktion und Wirkungsweise von Lymphozyten, einer Untergruppe der weissen Blutkörperchen, ein, die bei der Entstehung der MS eine wesentliche Rolle spielen sollen. In weiteren Vorträgen sprachen Dr. Declan Chard über die neuesten MS-relevanten Entwicklungen in der Bildgebung und Dr. Manuel Comabella über Biomarker. Mit der Frage, durch welche Mechanismen Zellen die Bluthirnschranke erreichen, und mit einem Ausblick auf die therapeutische Bedeutung befasste sich schliesslich Prof. Britta Engelhardt, neu gewählte Präsidentin des Wissenschaftlichen Beirats der MS-Gesellschaft.
In der klinischen Praxis ist aktuell die Kernspintomographie sicher der meist genutzte Biomarker. Über deren Stellenwert für die zeitgemässe Diagnosestellung – insbesondere zum Ausschluss von ähnlichen Erkrankungen – sowie andere Biomarker in der klinischen Praxis sprachen Prof. Patrice Lalive, PD Dr. Jens Kuhle, Dr. Cristina Granziera und Dr. Athina Papadopoulou in den Workshops am Nachmittag. Dr. Sven Schippling und Prof. Peter Fuhr gaben einen Überblick über den Einsatz des Retina-Scans und von neurophysiologischen Methoden bei der MS. Weitere Präsentationen am Nachmittag boten die Möglichkeit, konkrete Fälle zu diskutieren: PD Dr. Claudio Gobbi und Dr. Christian Kamm erwägten das Pro und Contra eines Umstieges auf neue Therapieformen; Linard Filli PhD und Dr. Claude Vaney stellten neue Ansätze vor, die Mobilität von MS-Patienten zu verbessern; Prof.Renaud Du Pasquier und Prof. Tobias Derfuss schärften den Blick für Komplikationen unter jüngst zugelassenen Medikamenten.
MS-Register
Über alle Vorträge hinweg wurde klar, dass es eines grossen, gut charakterisierten Patientenkollektivs bedarf, um neue Biomarker zu etablieren und die Wirkungen und Nebenwirkungen neuer Medikamente besser abschätzen zu können. Die von der Schweiz. MS-Gesellschaft finanzierte Schweizer MS-Kohortenstudie ist ein solches Projekt, das bereits gut angelaufen ist. Prof. Milo Puhan stellte zudem das neue schweizweite MS-Register vor, welches die MS-Gesellschaft gemeinsam mit dem Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention aufbaut. Präsident des MS-Registers ist Prof.Jürg Kesselring, der gemeinsam mit Betroffenenvertreten, Vertretern niedergelassener Neurologen und Kliniken sowie weiterer Fachpersonen den Aufbau dieses nationalen Registers vorantreibt. Das breite Spektrum der Beiträge zeigt, dass das diesjährige State of the Art-Symposium wieder einen Bogen spannen konnte zwischen spannender Grundlagenforschung und ihrem Einfluss auf die klinische Praxis. Diese Kombination macht das Symposium zu einer beliebten und gut besuchten Veranstaltung von Klinikern und Forschern.
Martin Diebold, Prof. Dr. med. Tobias Derfuss (Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Schweiz. MS-Gesellschaft), Neurologische Klinik und Poliklinik, Universitätsspital Basel.
27.01.2015