MS: Berufstätigkeit erleichtert Symptome
Der Erhalt der Berufstätigkeit hat bei MS-Patienten einen hohen psychischen, sozialen und persönlichen Stellenwert. Umgekehrt belasten MS-Symptome arbeitslose Patienten stärker, als solche die in der Arbeitswelt eingebunden sind, wie Studienergebnisse am diesjährigen europäischen MS-Kongress ECTRIMS belegen.
Eines vornweg: Viele MS-Patienten schätzen ihre Eignung zum weiteren Ausüben einer Berufstätigkeit auf Grund ihrer Symptome als beeinträchtigt ein. Dabei werden die reduzierte Hirnleistung sowie Fatigue als Jobverhinderer in den Vordergrund gestellt - deutlich vor physischen Symptomen Sehstörungen, Kontinenz oder Stimmungsschwankungen.
In einer Studie gaben 84% der Befragten an, dass sie deutlich langsamer arbeiten würden als vor der Diagnose, 73% sahen ihre zunehmenden Schwierigkeiten Multitasking-Aufgaben zügig zu lösen als Problem und 64% bemängelten ihre eigene Merkleistung. Aber: Alle Befragten, die noch regelmässig einer Arbeit nachgingen, klagten deutlich weniger über MS-bezogene Beschwerden. Fazit der Studienautoren: Frühe Interventionen zum Erhalt der Gedächtnisleistung könnten die Dauer der Berufstätigkeit verlängern.
Oder umgekehrt: Eine länger andauernde Arbeitslosigkeit kann die Schwere der Symptome der MS-Betroffenen deutlich steigern, wie eine andere Studie zeigte. In einer US-Amerikanischen Befragung von 412 MS-Patienten waren 71% arbeitslos; 14% davon suchten aktiv nach einer Arbeit, 21% wären auf Grund ihrer leichten Symptomlast arbeitsfähig gewesen. Jene arbeitslosen Patienten, die gerne gearbeitet hätten, litten deutlich stärker unter ihren Beschwerden, obwohl sie zu den jüngeren MS-Patienten gehörten. Nach Einschätzung der Forscher würden hier unterstützende Massnahmen in der Jobsuche oder auch Teilzeitanstellungen dem Patienten helfen, mit seiner Situation besser fertig zu werden und allenfalls die Beschwerdelast zu reduzieren.
In einer französischen Kleinstudie gaben 41% von 19 arbeitende MS-Patienten an, dass ihnen eine veränderte Arbeitszeit sehr dienen würde, 30% wünschten sich organisatorische Veränderungen in ihrem Job und 18% erhofften sich verstärkte Unterstützung von der Firma. 6 von 19 hätten gerne Unterstützung von einem Ergotherapeuten oder einem Arbeitsmediziner, die direkt auf den Erhalt des Arbeitsplatzes hinarbeiten würden.
Eine Schwedische Studie offenbarte, dass 27% der MS-Patienten nach der Diagnose während mindestens einem Jahr krankgeschrieben werden und 61.7% der MS-Betroffenen bekommen eine Rente. Aber: Jeder 6. Betroffene bekommt die Rente nicht auf Grund der MS-Symptomatik sondern wegen anderer Erkrankungen. Und: Männer werden seltener wegen MS krankgeschrieben und bekommen seltener eine Rente als Frauen.
Ob eine Rente bezogen wird, hängt auch vom Bildungsgrad ab, wie die Schwedische Studie weiter zeigt: Wer mehr als 12 Jahre Ausbildung hatte, bezog deutlich weniger häufig eine Rente.
Arbeitsfähigkeit der gesunden Partner beeinträchtigt
Auch Partner von MS-Patienten beklagen Fehlzeiten bei der Arbeit und beanspruchen mit Zunahme der Schübe und Fortschreiten der MS auch andere Ressourcen (öffentliche Gelder etc.), wie eine Untersuchung von Versicherungsdaten aus den USA zeigte.
07.11.2012